Teil 21 - Floris Rios

Pascal

Ich wollte eine gute Mutter sein und gab meinem Traum auf, zu Reisen. Wenn nur, dann als Familie. Nicht wie meine tote Mama Paris, die die meisten Kinder für ihren Traum verlassen hatte. Sie hat so viel verpasst, was ich nicht tun möchte. Die Kinder sind nur einmal klein und sollten schöne Erinnerungen an einem haben.



Valerian

Papa kam vorbei und verkündete mir, dass er endlich im weißen Haus der Präsident ist.
"Sohn, wann heiratest du nun deine Verlobte? Du sollst mich nicht mit deinem Verhalten blamieren. Immerhin will ich euch als meine perfekte Familie in den Medien vorstellen und postiven Eindruck machen", fragte er mich neugierig.
Ich verdrehte meine Augen und erkannte den machtgierigen Mann aus Afrika wieder. Auf dem ein Kopfgeld gesetzt ist und hier nur sicher ist, weil er der Präsident ist.
"Du meinst wie Mama und ich damals? Mama hat dich verlassen, weil sie deine Ansprüche satt hatte und sich einen anderen Mann gesucht hatte. Ich mache mit meiner Familie deinen Imagemist nicht mit. Suche dir jemand anderes, der es macht", antwortete ich angesäuert.
Und meine Antwort war ehrlich. Er starrte mich erschrocken an und stand auf.
"Nächste Woche will ich euch als meine Familie vorstellen. Also heiratet bis dahin und macht Floris hübsch", sagte er und verließ das Haus.
Mit offenen Mund blieb ich zurück und war entsetzt über Papas Ignoranz gegenüber meiner Gefühle.



Pascal

Ich konnte es kaum fassen, was mir Valerian erzählt hat. Natürlich gab es keine Hochzeit, trotzdem stellte uns Cleveland als Ehepaar und glückliche Familie vor. Im schwangeren Zustand war ich nicht begeistert, im Fernseher zu sein. Auch Floris Begeisterung hielt sich im Rahmen. Bevor ich ihm die schlechte Nachrichten überbrachte, half ich ihm beim Lernen. Anschließend erzählte ich ihm von den Plänen seines Großvaters.
"Mama, bitte tue es mir nicht an. Opa wird mich in der Schule so blamieren. Vor allem, wenn es meine Mitschüler in den Medien mitbekommen. Keiner darf wissen, wer mein Opa ist", flehte er.
"Junge, tut mir leid. Aber wir können den Termin mit dem Fernseher nicht absagen. Wir würden den Präsidenten in der Öffentlichkeit blamieren", sagte ich traurig und tröstete ihn mit einer Umarmung.



Floris liebte unser Meeri Schmusi. Er fütterte es. Spielte damit. Reinigte den Stall. Beide waren unzertrennlich.



Nachdem der ganze Stress mit Cleveland geklärt war, haben Valerian und ich im Garten geheiratet. Zu Zweit. Mit Floris und Freunden haben wir am nächsten Tag im Restaurant gegessen. Wir beide mögen einfach kein großes Tamtam um dieses Thema.



Die Schwägerin von Esteban kam öfters vorbei und plauderte mit mir. Meine Hormone spielten verrückt und sie schaute mich erschrocken an.
"Bist du in Ordnung Pascal?", fragte sie besorgt.
"Das bin ich. Es nur die Hormone während der Schwangerschaft", erklärte ich ruhig.



Da wir kaum Zeit für den Haushalt hatten, bestellten wir uns eine Haushaltshilfe.



Trotz Kugel verkaufte ich weiterhin mit einem Mitarbeiter die Ware im meinem Laden. Nach diesem Tag verkaufte ich den Laden an die Stadt, weil mir die Kinder wichtiger waren und ich keine Zeit dafür haben würde.



Baby Kate war ab der Geburt unser Mittelpunkt.



Unser Garten war in den Jahren auch gewachsen. So hatten wir immer sehr viel grün auf dem Teller und die Kinder lernten, woher das Essen kommt.



Auch mein Mann war in Kate verliebt. Floris störte es nicht, dass er nicht mehr im Mittelpunkt war. Er mochte sogar seine Schwester und ich hörte ihn ihr versprechen, dass er immer ein  guter Bruder sei und für sie da.



Dazu lernte er fleißig. Er ist wie Mama. Ruhelos. Intelligent. Bereits jetzt grabt er nach Sachen im Boden.



Valerian

Ich beschäftigte mit gerade mit Kate, als Pascal ins Zimmer kam. Sie strahlte und drückte unser Mädchen kurz an sich. Dann brachte sie Kate in ihr Zimmer und sie kam zurück.
"Valerian, wir bekommen noch ein Kind", sagte sie strahlend.
Ich war so glücklich und drückte sie vorsichtig. Aber ihre Augen strahlten auch Traurigkeit aus. Sie hatte ihre Träume. Ihr Wünsche. Ihre Sehnsüchte für unsere große Familie geopfert. Ich sah ihr an, dass sie es nicht komplett wollte. Sie wollte mehr als nur Familienurlaube in Peru haben. Einfach nur ohne Plan reisen. Aber nun konnte sie ihren Wunsch für immer vergessen.



Pascal

Sohn Luther nahm nun Kates Platz ein. Ich liebte meine Kinder, aber mir fehlte auch etwas im Leben.



Kate

Mama und Papa haben mich wegen diesen Ding da nicht mehr lieb. Keiner liest mir etwas vor, wenn ich schlafen will. Mama schläft viel und weint dabei. Und sie trinkt einen komischen Kirschsaft. Ich habe einmal davon probiert und war danach so gut gelaunt. Aber es war so bitter, dass ich es ausspucken musste. Papa war sehr böse auf mich und nahm mir den komischen Saft weg. Er ging zu Mama und schrie sie an. Dieses Ding weinte und ich sah beide rausgehen. Großer Bruder Floris kam sofort und beruhigte dieses Ding. Ich beobachtete dieses Ding eine Weile und langweilte mich. Wut stieg in mir auf. Warum mögen Mama und Papa dieses Ding mehr als mich? In der Wut habe ich zwei Farbtuben genommen und ihr Schlafzimmer verschönert. Mama beachtete es nicht und legte sich ins Bett. Papa schimpfte mit mir und Floris machte sauber. Ich trat und schlug Papa, weil er mich nicht mehr mochte und nun mehr hasste.



Ich wurde älter und kam in die Schule. Draußen im Garten sah ich immer eine Frau arbeiten. Als ich sie fragte, was sie da macht, antwortete sie mir, dass sie sich um unsere Pflanzen kümmert. Laut Floris hat es damals immer Mama gemacht. Bevor sie so niedergeschlagen wurde. Es gab keine Reisen mehr und Papa kümmerte sich liebevoll um uns.



Natürlich wurde auch Luther älter. Ich schämte mich für meinem früheren Neid und spielte nun gerne mit ihm. Ich verstehe nicht, wie man auf ihm eifersüchtig sein konnte. Er ist so niedlich und bringt Leben ins Haus.



Mein Bruder ist ein Teenie geworden und sieht sehr hübsch aus. In der Schule sind immer Mädchen aus seiner Stufe bei ihm und reden mit ihm. Sein Versprechen hält er trotzdem immer noch ein. Wenn ich Probleme habe, steht er für mich ein.



Mama geht es wieder etwas besser, nachdem sie für ein Jahr fort war. Papa freut sich auch über ihren Wandel zu der Frau, die sie früher war. Aber Kinder soll es nicht mehr geben. Sie sind mit uns total ausgelastet genug.



Floris

Ich bin ein junger Erwachsener und werde von meinen Verwandten mit Oma Paris verglichen. Wie sie bin ich klug, attraktiv und liebe das Reisen. Dazu die Erforschung von Relikten, Artefakten und Ruinen. Jetzt lebe ich alleine in Willow Creek, weil ich Raum für meine Träume brauche. Dazu gehört Mamas alter Laden. Ich habe ihn vom Ersparten gekauft und renoviert, weil das Gebäude viele Jahre ungenutzt war.



Mama gab mir ein paar Sachen aus Peru, die sie dort während ihrer Auszeit gesammelt hatte. Da sie keinen Verwendungszweck dafür hatte, kann ich die Sachen ruhig verkaufen. Sobald sie aus der Erdschicht befreit sind und gereinigt.



Ich schaute mir die aktuellen Wahlergebnisse an. Opa hatte sich trotz Alter nochmal als Präsident angeboten. Die Hälfte von dem Gelabber der Reporter verstand ich nicht, aber Opa hatte gewonnen. Nun ist er erneut Präsident.



Meine beste Freundin ist Chinchilladame Honey. Seit Schmusis Tod hatte ich keinen Nager mehr und vermisste es, mit einem Tier zu Kuscheln. Honey füllt diese Lücke auf. Wenn ich verreise, passen meine Eltern auf sie auf. Und Luther.  Teenie Kate ist zu sehr mit ihrer Popstarkarriere beschäftigt.



Meine Mitarbeiterin ist eine Seniorin, die für ihre zukünftigen Drillingsenkel etwas Geld anlegen wollte und es gerade nicht hatte. Da ich nicht jeden Tag offen habe, kann sie immer einen Tag Pause machen, bevor sie wieder arbeitet.



Ich reiste nach Peru. Genau genommen nach Selvadorada. Nachdem ich meine Behausung bezogen hatte, ging ich ins Dorf. Eine Frau um die 50 kam mir am Marktstand entgegen und begrüßte mich mit der örtlichen Begrüßung.
"Signore Rios, Sie sehen aus wie früher. Dieses hübsche Gesicht würde ich immer wieder erkennen", sagte die Händlerin.
Ich war verwirrt. Ich habe den Namen meiner Urgroßeltern angenommen, da man mit den Namen meiner Eltern einen schlechten Präsidenten verbindet. Dazu haben bis heute meine Vorfahren einen guten Ruf in der Welt. Woher kannte mich aber diese Frau?
"Verzeihung. Woher kennen Sie mich?", fragte ich verwirrt.
"Signore. Ich habe damals die Vermietung an Ihre Eltern William gemacht. Über mehrere Jahre. Mein Mann hat dann das Haus an Reiche verkauft und mich mit dem Geld verlassen. Damit ich über die Runden komme, verkaufe ich hier Sachen", erklärte sie geduldig.
"Sie sind Signora Diaz? Das ist aber wirklich lange her. Meine Eltern sind lange nicht mehr mit mir und meinen Geschwistern verreist", erwiderte überrascht.
"Si. Meine Tochter ist in Ihren Alter und würde Ihnen sicher gefallen, Signore", sagte sie.
Wollte sie ihre Tochter mit mir verkuppeln?
"Nein danke. Ich habe eine Freundin zu Hause. Ich möchte mich nur mit ein paar Sachen ausstatten, wenn ich in den Busch gehe", sagte ich freundlich.
"Natürlich Signore. Hier sind die bestellten Objekte, die Sie bestellt haben. Viel Spaß beim Abenteuer", sagte sie resigniert.
Ich nahm die Sachen und verabschiedete mich von ihr. Morgen würde ein stressiger Tag sein und da will ich ausgeschlafen sein.








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