Kapitel 4

Der Winter begann seine weiße Macht zu zeigen. Tagelang herrschte Schneesturm in Evergreen Harbor.


Er bedeckte den Müll auf den Straßen.


Tobias besuchte seine Mutter und sieht etwas älter aus. Jetzt ist er kein Baby mehr, sondern ein hübscher Teenie. Er erzählte davon, dass er seiner Schwägerin Elsa Bjergsen nicht vertraut. Etwas an ihr stört ihn. Und er muss immer das Kind von Alexander sitten, wenn er ständig mit Elsa ausgeht. Bella mochte bereits bei der Hochzeit nicht ihre Schwiegertochter. Etwas an ihr störte auch sie. Aber sie wusste nicht was.


Der Kindvater Jules Rico war nicht so sehr begeistert. Eher geschockt davon, dass seine Affäre, ich meine Liebhaberin, Sexgefährtin, auf einmal Zwillinge erwartet. Seine Ehefrau Bess und sein Kind dürfen nie erfahren, dass er der Kindsvater ist. Also musste Bella versprechen, ihnen eine Lüge zu erzählen, falls sie mal fragen. So als Nachbarn. Zumindest würde er sich freuen, wenn Bella seine zweite Familie wäre. Bella war geschockt und musste darüber erstmal nachdenken. Sie dachte immer, Bess und Jules wären eine WG. Jetzt sind sie in Wirklichkeit ein Ehepaar mit Kind. Wenn sie es nur früher gewusst hätte. Sie will doch keine Familie zerstören.


Zumnindest war der Tag der Besucher. Irgendwie kamen immer mehr Leute vorbei und wollten mit ihr reden. Sogar mal wieder Vampire. Als wäre sie eine Seelsorgerin für Arme und Vampire.


In letzter Zeit ist nicht nur Mortimer verstorben im Alter, sondern auch ihre Eltern. Da sie inzwischen Mutter von den Töchtern Yvonne und Zoe war, konnte sie nicht einfach so verreisen. Also brachte sie ihre Kinder zu Cassandra, die auf die Kleinen gerne aufpasste.

Mit den Söhnen reiste sie zu ihrem Elternhaus in Sunset Valley. Von Außen wirkte das Haus etwas verfallen und ungepflegt. Kein Wunder. Ihre Eltern sind vor einem Monat verstorben und keiner kümmerte sich mehr um das Haus. Drinnen war alles verstaubt. Sie erinnerte sich daran, wie sie als Kind nicht ins Haus wollte, was nun ihr zu Hause war. Sie war noch die Villa gewohnt und die Bediensteten. Mit dem Einzug vor vielen Jahrzehnten änderte es sich. Sie selbst ist heute über 40 Jahre alt.

Der Staub wirbelte auf und alle mussten husten. Die Kälte des Winters drang durch die alten Wände.
"Mama, hier hast du damals gelebt?", fragte Alexander erschrocken.
"Ja. Als meine Familie verarmte, zogen wir in dieses Haus. Damals sah es noch anders aus. Gepflegt. Ordentlich. Warm. Aber seit meinem Auszug vor über 20 Jahren muss sich viel verändert haben, so wie es heute aussieht", stellte Bella erschrocken fest.
In dem Haus herrschte immer Wärme und Liebe. Alles war fort. Nun sah das Haus so aus, als hätten kranke Menschen hier gelebt.

Sie entdeckte Briefe auf einem verstaubten Schrank, die man nicht mehr geöffnet hatte. Dank Mortimers Erbe. Sie waren immer noch verheiratet und er hatte ihr sehr viel Geld vermacht. Konnte sie die Schulden ihrer Eltern begleichen und sich ein Haus kaufen. Es liegt jetzt in einer besseren Gegend von Evergreen Harbor.


Zumindest machte sie alle Briefe auf und entdeckte Mahnungen von vielen Gläubigern. Scheinbar standen ihre Eltern kurz davor, aus dem Haus ziehen zu müssen. In einem Brief stand eine Frist, bis wann sie der Bank den vollen Kredit zurückzahlen mussten. Zumindest war es ein neuer Kredit. Damals hätten ihre Eltern aus Scham nie sowas gemacht.

Mit den Jungs durchwühlte sie alle Schubladen und man suchte alles raus, was man behalten wollte. Das Meiste waren Fotoalben, wichtige Papiere, Pässe, einzelne Fotos usw.. Eben die sehr persönlichen Sachen. Das alte Sofa war ausgeklappt und man sah, dass dort ihre Eltern geschlafen hatten, weil sie nicht mehr fit genug waren, ins Schlafzimmer im Obergeschoss zu gelangen.

Bella hatte natürlich Pläne. Sonst würde sie niemals den Ort ihrer Kindheit aufsuchen. Sie wollte das Haus verkaufen, aber in diesem Zustand kauft es doch keiner. Also putzte man tagelang das Haus und nahm alles raus, was nicht verkauft werden sollte.

Sammler bezahlten teilweise für die alten hochwertigen Sammlerstücke viel Geld. Dann machte sie einen Auflösungsverkauf. Viele Nachbarn und Leute aus den Nachbarorten schauten vorbei und kauften alles, was ihnen gefiel. Eine Künstlerin kaufte zum Teil alte Möbel und ließ sie sofort von Helfern in ihren Transporter bringen. Sie wollte die Möbel Abschleifen und neu Lackieren. Dazu teilweise eine neue Funktion machen. Dann verkaufen. Da alles Echtholz ist, ist es von guter Qualität und hat eine neue Chance verdient.

Für den Rest bestellte man eine Sperrgutabholung. Als sie im leeren Haus stand mit ihren beiden Söhnen, fühlte es sich seltsam an. Damals wuchs sie hier auf und nun war nichts mehr da. Nichts erinnerte daran, dass einst hier eine kleine Familie lebte, die zur Mittelschicht gehörte. Auf einmal hörte Bella das Lachen ihrer Eltern im Kopf. Oder sah gedanklich, wie sie damals mit ihrem Hund im Wohnzimmer spielte, als sie 12 Jahre alt war. Ihr kamen einfach nur die Tränen. Alles war zu viel für sie. Sie ging hoch, wo einst die Schlafzimmer waren. Hier sah sie in Erinnerung, wie sie mit ihrer Mutter auf deren Bett saß und mit ihr das peinliche Gespräch führte, wovor sich jeder Teenie fürchtete. In ihrem Zimmer sah sich mit einem Jungen aus ihrer Klasse, wie er sie küsste und sie rot wurde. Wie hieß der Junge nochmal? Sie wusste es nicht mehr. Zumindest waren im Haus viele schöne Erinnerungen passiert.

Wieder unten sah sich sich nur wenige Monate vor dem Tod ihrer Eltern mit ihren Eltern. Sie waren alt und krank. Aber wollten nicht zu ihr ziehen oder zu den Enkelkindern. Sie wollten in diesem Haus sterben, obwohl es eigentlich bereits beinahe der Bank gehörte. Zu stolz waren sie noch auf ihre Selbstständigkeit, die nur Schein war. Oben fand sie an dem Tag alles verschmutzt und verdreckt vor. Die obere Etage wirkte so, als schon lange keiner mehr oben gewesen. Ihre Eltern schämten sich, als sie sie mit dem Bild konfrontierte. Nur schwer kamen sie hoch und brauchten ihre Hilfe. Es war ein trauriger Anblick für sie.

Nun war das Haus kurz vor dem Verkauf. Eine Familie wollte es haben, weil sie aus der Stadt aufs Land wollten und alles andere sonst teuer war. Alles war unterschrieben und die Käufer warteten auf die Schlüssel. Bella reichte ihnen alle Schlüssel vom Haus und stieg mit den Söhnen ins Auto. Sie schaute ein letztes Mal auf ihr Elternhaus, was nun neue Besitzer hat.

Wäre es privat auch nur so einfach. Sie spielte ernsthaft das Spiel von Jules mit und war seine zweite Familie. So wollte sie den Kindern nicht den Vater entziehen.


Beide schliefen sogar viel zusammen und beide wirkten wie ein Paar in dem Haus. Aber Bella hasste eigentlich ihre Rolle und wollte so langsam einen echten Vater für die Kinder, der immer da ist. Und nur sie liebt.


Dazu war sie viel alleine mit den Mädchen und musste alles managen ohne Jules Hilfe. Manchmal weinte sie auf ihrem Bett, weil sie müde und gelaugt war von allem.


Und jetzt begegnete sie Cameron Fletcher. Beide verstanden sich gut und ich hoffe, dass aus den Beiden auch etwas wird.




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