Tag 13 bis 17 - Wiebke haut ab

Tag 13

Jo

Wiebke liebte ihr Lego und baute gerne Figuren aus den Holzsteinen. Ich vermisse diese Zeit. Es gab zwar erste Anzeichen, aber ich bekam sie nicht mit.



Meine Kochkunst wurde immer besser und die Waren wurden für mehr Geld verkauft. Dorians Gebäcke und Kuchen gingen auch schnell weg. Dazu waren wir von 8.00 Uhr morgens bis 20.00 Uhr abends im Laden. Bis 12.00 Uhr  bereiteten wir alles für den Verkauf vor. Nach der Reinigung der Küche eröffneten wir den Laden. Am Wochenende hatten wir immer geschlossen. Da galt Familienzeit.



Bei wachsender Stammkundschaft mussten wir jemanden einstellen. Sara Ramesh war eine von vielen, die sich bei uns beworben hatte. Sogar mein Papa war dabei. Die meisten Bewerber waren Senioren, die nur vier Stunden arbeiten wollten. Dazu nur leichte Arbeit haben wollten. Aber wir verkaufen acht Stunden mit Pausen. Da sind wir auf die zusätzliche Kraft angewiesen. Unsere Arbeit ist auch nicht einfach. Kaum ein Bewerber brachte die erwünschte Arbeitsmoral mit. Sachen wie Kunden bedienen lernt man in der Zeit, aber dafür braucht man auch eine Grundmoral fürs Arbeiten.



Tag 14

Wir kauften ein gebrauchtes Klavier. Mit Sara im Verkauf konnte ich meine musikalische Ader austoben und Live-Musik spielen. Das brachte zusätzliches Geld ein.



Dorian machte nach einem stressigen Tag immer Yoga, um zu entspannen.



Ich entspannte immer dabei, wenn Wiebke bei mir war und sie Hilfe brauchte.



Mit Dorian war ich nun lange zusammen und wir hatten bereits geheiratet. Wenige Wochen nach der Hochzeitsnacht stellte ich fest, dass ich schwanger war. Er freute sich als Familienmensch darüber. Wiebke wurde wütend und rannte aus dem Apartment in die dunklen Straßen der Stadt. Wir zogen uns an und suchten sie überall. Irgendwann meldete sich Papa und erzählte uns, dass Wiebke bei ihm vor der Türe stand und sehr verzweifelt wirkte. Sie erzählte ihm von meiner Schwangerschaft und dass sie damit total überfordert ist. Er wollte sie über Nacht bei sich lassen. Ich erlaubte es ihm und ging mit Dorian wieder nach Hause. Wir waren zu müde, um über Lösungen nachzudenken. Das wollten wir auf dem nächsten Tag verschieben.



Wir hatten uns aus Platzgründen ein Haus in Newcrest gekauft und das Honey-Pop verkauft. Bereits in der Nacht wurde es zu einer Karaoke-Bar umgebaut. Von dem restlichen Geld kauften wir uns das Gourmet de Luxe. Der Internetauftritt war vielversprechend. Angepriesen wurde die zentrale Lage des Geschäfts.



Tag 15

Wiebke

Ich hatte keinen Bock darauf, die Stadt zu verlassen. Das Apartment war so schön und ich hatte ein Zimmer mit Aussicht, auch wenn es klein war. In Newcrest wirkt alles so oberflächlich und intrigant. Die Leute sind unfreundlich und starren mich nur verachtend an. Oder behandeln mich wie Dreck. Schlimmer war die Situation zu Hause. Mama und Papa bekommen Zwillinge, was mich nicht begeistert. Sie reden schon jetzt nur noch über Babys und Babypartys. Ich fühle mich so verachtet von ihnen. Sie kümmern sich nicht mehr um mich oder meine Bedürfnisse. Bekomme ich mal Aufmerksamkeit, werde ich ausgeschimpft.



Tag 16

Heute war mein großer Tag und ich wurde zu einem Teenager. Morgens weckte ich meine Eltern mit Karaoke.



Nachdem ich älter geworden war, verband mir Mama die Augen und führte mich zum Wagen. Nach einer halben Stunde Fahrt löste sie die Binde und wir standen vor einem Restaurant namens Sakura. Vor der Türe warteten sämtliche Verwandte. Ich weinte vor Freude, weil ich immer dachte, sie hätten mich vergessen. Zusammen gingen wir ins Restaurant und ließen uns zum reservierten Tisch führen. Neben Mama und Papa waren Oma Kara, Opa Alexander, Opa Leighton und Oma Ulijana meine Gäste. Genauso habe ich es mir auch gewünscht. 



Jo

Alles verlief bis aufs Warten der Bestellungen gut. Dann hatte Mutter wieder ihren Tick und machte mich wie damals zur Schnecke. Im ersten Moment war ich erschrocken davon, aber ich wusste, dass sie es nicht bewusst macht, sondern aus einer Krankheit heraus. Ihr schien es anschließend auch peinlich gewesen zu sein, weil sie mir nicht mehr in die Augen schaute.



Das Essen verlief sehr schweigsam.



Während wir auf dem Nachtisch warteten, kam Mutter zu mir und sagte:
"Es tut mir so leid, was ich vorhin gesagt habe. Ich meinte es nicht so."
Ich umarmte sie und nahm so ihre Entschuldigung an.




Wiebke

Ich schlug als nächstes Ziel die Bowlinghalle vor. Mama verzog sich nach oben und lauschte dem Entertainer, weil sie den Sport nicht ausüben durfte. Wir anderen hatten Spaß und es gab lustige Szenen.




Dann hörte ich eine bekannte Stimme und rannte raus. Mein geliebter Mann Ace Capricciosa war da. Wir hatten heimlich hinter den Rücken unserer Eltern geheiratet, als wir 16 Jahre alt waren. 
"Ich habe meine Sachen im Auto. Wir fahren zu dir und holen deine Sachen", sagte er und umarmte mich.
Ich küsste ihn und er brachte mich nach Hause. Dort haben wir zuerst meine Sachen ins Auto gebracht und uns nochmal vergnügt. Da wir in dieser spießigen Stadt und seinen schlechten Eltern keine Zustimmung erhalten werden, hauen wir ab und beginnen ein neues Leben. 



Tag 17

Jo

Die beiden Zwillinge Jethro und Imogen waren mein größter stolz. Dorian half mir sofort bei den Kindern und liebte sie wie ich.



Nun mussten wir alles neu organisieren, um weiterhin den Laden zu betreiben. Während wir arbeiten waren, waren die Kinder bei einer Tagesmutter. Die gute Sara Ramesh durfte natürlich nicht fehlen. Sie hatte sich damals als gute Mitarbeiterin erwiesen und war eingearbeitet. Nur der Standort hatte sich verändert.



Zu Hause hingegen kümmerten wir uns liebevoll um die Kinder. Aber die eine oder andere Mutter meinten, wir wären Rabeneltern, weil wir so wenig Zeit zu Hause waren. Ich bekam die meiste Kritik, weil in dieser Stadt das konserative Frauenbild gängiger ist. Die Männer arbeiten und die Frauen machen alles rund ums Haus und Erziehung. Wir entsprachen leider nicht diesem Bild. Mir würde sogar das Dach auf dem Kopf fallen, wenn ich den ganzen Tag zu Hause wäre.

 

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