Kapitel 4

Silvesterabend

Patchs, das Medium

Patchs setzte sich aufs Bett von Henna und ihre Augen leuchteten rot auf. Sie musste ihrer Besitzerin irgendwie mitteilen, dass ihre Eltern bereits seit langer Zeit Tod sind. Seit einem Brand vor 5 Jahren. Das Labor vertuscht es und beerdigte die Eltern ohne Namen wie die anderen Verstorbenen, deren Angehörigen seitdem angelogen werden und so getäuscht, als würden die Opfer noch leben. Dafür zahlten sie den Angehörigen weiterhin den Lohn und schicken SMS als Lebenszeichen. 

Ein Singsang entkam aus der Kehle der Katze und Hennas Unterbewusstsein wanderte in den Körper ihrer Mutter, als sie ihre letzten Minuten hatte.

Vor fünf Jahren

Überall war es warm und die Flammen zerstörten alles. Alle Labore standen in Flammen und nur wenige Menschen hatten die geringe Chance zu überleben. Die Kollegen waren alle bereits verstorben. 
"Schatz, nimm meine Hand und wir rennen davon", sagte eine männliche Stimme.
Henna schaute sich um und sah in der Spiegelung, dass sie ihre Mutter ist.Sie griff nach der Hand ihres Mannes und versuchte mit seiner Hilfe hochzukommen. Aber ihre Beine sackten wieder weg und Henna wendete ihren Blick aufs linke Bein. Es hatte einen offenen Bruch und blutete schwer. Sie weinte vor Schmerzen und mit dem Gedanken, nie wieder ihre Kinder zu sehen.
"Ich kann nicht so laufen. So gerne hätte ich unsere Kinder wiedergesehen. Wäre so gerne Oma gewesen. Hätten wir damals nie den Job angenommen, dann wären wir viel glücklicher gewesen. Wir haben hier gut verdient und so viel Arbeit, dass unsere Familie kaputt ging. Lass mich hier sterben. Im Moment bin ich nur eine Last. Mach du wieder alles gut, was wir vermasselt hatten. Ich liebe dich für immer", sagte Hennas Mutter. 
Die Decke knarzte über ihr verdächtig und ihr Mann drückte sie weinend. Er wollte sie nicht gehen lassen. Aber er musste den letzten Wunsch seiner Liebsten akzeptieren. Er rannte los und wenige Minuten stürzte die brennende Decke auf seine Frau.
Jetzt war Henna im Vater. Er weinte und rannte. Der Ausgang war so nah. Man sah schon den Notausgang. Die Decke krachte vor ihm auf dem Boden und er schützte sich mit den Armen vor dem Staub und Flammen. Aber er konnte es noch schaffen. Er kletterte schnell über eine nichtbrennende Stelle und rannte weiter. Husten. Er begann verschwommen zu sehen. Rasch öffnete den Notausgang und sah, dass er teilweise eingestürzt war. Er schloss die Türe zu, damit der Rauch nicht rein kann. 

Vorsichtig kletterte er oder kroch. Je nachdem, wie der Schaden war. Es bebte plötzlich und Explosionen kamen von hinten. Er drehte sich um und sah, wie eine Feuerwand die Türe zerstörte und auf ihm zu kam. Er rannte und rannte gegen die Zeit. Die Feuerwand war schnell und schon hinter ihm. Als er endlich die rettende Tür gefunden hatte, ging sie nicht auf. Jemand hielt sie zu und biberte vor Angst.
"Lass mich raus. Ich will raus", schrie er panisch.
Die Frau hinter der Türe öffnete sie ruckartig und er stürzte mir ihr in einen anderen Tunnel. Sie machte die Türe zu und beide rannten los. Das Feuer sprengte die Türe und beide sahen endlich die Berge. Sie rannten raus und stellten sich an die steinigen Seiten in sicherem Abstand zum Feuer. 
Das Feuer schoss raus und im nächsten Moment sah man alles einstürzen.
Das Spiel von vorne also. Sie rannten los zum Wasserfall und sprangen in die Tiefe. Während sie stürzten, sahen sie Qualm und den Wald versinken. Sie fielen ins Wasser und Hennas Vater schlug mit dem Genick auf einem Felsen. Es knackte. Dann war alles schwarz.

Gegenwart

Henna wachte verschwitzt auf und begann zu Heulen. Patchs saß neben ihr mit roten Augen, die in dem Moment erloschten. Ihre Eltern leben nicht mehr. Sie schrieb ihrer Schwester eine SMS mit einer groben Beschreibung des Traumes.

Gabriela setzte jemanden auf die Geschichte an und machte sie publik. Auf einmal herrschte nur noch der Schock im Land. Interne Ermittler vom Weißen Haus kamen nach StrangerVille und der Bürgermeister sowie die Verantwortlichen der zerstörten Einrichtung wurden verhört. Das lange Vertuschen der Geschichte war vorbei und die Gebeine der Opfer kamen in Familiengräber im ganzen Land.

Es kamen natürlich Entschuldigungen und Geldentschädigungen, aber die Angehörirgen haben trotzdem Menschenleben verloren, die ihnen wichtig waren. Man plante den Bau neu und die alten neuen Projekte. Dies wurde aber zu Eis gelegt. Zuerst schaute man sich das abgesperrte Gebiet an, wo früher das alte Labor war. Die Natur hatte es sich teilweise zurückgeholt. Über den Ruinen wachsen Bäume und andere Pflanzen. Tiere leben dort. Aber trotzdem werden noch unzerstörte Tunnel und Labore angezeigt. Vielleicht haben doch mehr Leute überlebt. 

Einige mutige Soldaten begaben sich in die Tunnel und Labore. Aber sie fanden nur Skelette vor. Vorsichtig wurden diese mit den Papieren nach oben gebracht und später beerdigt. 


Henna

Patchs war nach dem Traum wieder normal. Nachdem meine Schwester und ich uns von unseren Eltern verabschieden konnten, überkam uns eine Reue. Wir haben sie gehasst, aber in Wirklichkeit wollten diese nur das Beste für uns. Und sie haben immer bei der Arbeit an uns gedacht und wollten mehr Zeit für uns. Jetzt geht es nicht mehr. Beide sind beerdigt und glücklich vereint. 


Meine Nachbarin Kai Laos kommt auch aus StrangerVille. Sie war damals eine reiche oberflächliche Zicke und lernte nie. Nach dem vermasselten Abschluss flog sie aus dem Elternhaus und war ohne Geld. Zeitweise verkaufte sie ihren Körper und wurde schwanger in der Zeit. Neben den Kellnern verdient sie sich immer noch etwas mit dem Körper dazu. Und ihre Eltern wollen nicht mal helfen. Eine Zicke ist sie immer noch, aber sie ist bodenständig geworden.


Es war Silvester und ich war mit Gabriela und Kai in einer Lounge. Da Kai gerade von der Arbeit kam, konnte sie sich nicht mehr umziehen. Wir Drei wurden ganze Zeit von Männern angebaggert. Am meisten meine schöne Schwester. Aber sie trug den Ehering und die Männer waren schnell weg. 
"Hallo Püppchen, willst du nicht mit mir etwas trinken?", fragte mich ein komischer Mann.
Er war nicht hässlich und einen Drink vertrage ich. Aber aus einem Drink wurden 10 Drinks.


Betrunken bekam ich den Countdown mit. 


Er mich an sich und fragte:
"Zu dir?"
Ich lallte und nahm ihn mit. Vor der Wohnung küsste ich ihn. Er grinste komisch und half mir in die Wohnung.
"Können Sie bitte meine Freundin in Ruhe lassen?!", forderte Kai ihn unsicher auf.
Sie musste uns gefolgt sein. 
"Was willste du denn von mir? Mit dir hatte ich doch bereits vor einigen Monaten meinen Spaß. Willst mehr von meinem Manny, oder? Lass uns doch einen Dreier machen", sagte er lachend.
"Du hast mich damals auch abgefüllt und im Internet blamiert. Ich will sie nur schützen", sagte Kai ernst.
"Dir hat doch eh keiner geglaubt. Du bist nur ein Landei wie sie und hast keine Ahnung von der Grausamkeit der Großstadt. Jetzt lass mich in Ruhe und gehe zu deinem Kind", sagte er und schubste sie weg.
Kai verschwand in ihr Apartment. 
Wir gingen ins Schlafzimmer und er stellte eine Kamera auf, die er anmachte. Ich weiß nur noch, wie er mich entkleidete und in mir eindrang, bevor ich anschließend einschlief.


Er war morgens noch da und zog sich an. Ich musste dringend auf Toilette. Mit einem Kater und verwirrt fragte ich ihn, warum er in meiner Wohnung ist. Er erzählte mir, er hätte mich betrunken nach Hause gebracht und entkleidet, weil alles vollgekotzt war. Vorsichtshalber wollte er da bleiben. Auf die Frage, ob wir intim waren, antwortete er mit nein.


Einen Tag später wurde ich von Kai und meiner Schwester angesprochen. Sie hätten ein Video von mir im Internet gefunden, was ich sehen sollte. Ich schaute es mir an und mir wurde übel. Die Kommentare darunter waren: Du hast es wirklich geschafft. Die ist aber heiß. Usw.. Der Mann hat immer sein Gesicht versteckt und ich musste weinen. Ich fiel auf einen A.... rein. 

Aber es war nicht das Schlimmste. Ich war auch noch mit Zwillingen schwanger, was ich kurz darauf feststellte. Meine Schwester nahm sich den Typen aus dem Internet vor und er löschte es sofort. Dazu machte er eine Selbstanzeige wegen verbotenen Aufnahmen. Er weinte bei der Polizei und wollte zu seiner Mama. Mein Ruf war repariert, aber meine Seele zerstört.


Von der Entschädigung kaufte ich mir ein Haus. 


Und wollte meine Kinder wegtrinken. Aber meine Schwester sagte mir, sie steht mir immer zur Seite und der reiche Kerl entpuppte sich als Promi mit guten Ruf. Es kam in die Medien, weil sich immer mehr Frauen fanden, die ihn anzeigten. Jetzt kann er die Nummer nicht mehr abziehen und sein Ruf ist ruiniert. Dazu muss er uns Schmerzensgeld zahlen. Weil ich schwanger bin, soll er auch später Unterhalt zahlen. 


Es war so furchtbar. Ständig musste ich mich übergeben und war müde. Es ging drei Tage so.


Im Internet lernte ich andere Opfer von ihm kennen und freundete mich mit ihnen an. Sie leben wie ich immer noch hier, aber sie wollen den Kerl nie wieder sehen.







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