Kapitel 3.2

Die Familiengeschichte der Tailers

Die Tailers stammten aus England und kamen mit einem Schiff im 19. Jahrhundert nach Brindleton Bay. Der Ort entwickelte sich gerade von einem kleinem Fischerdorf zu einer Kleinstadt. Die alten Holzhäuser wurden gegen robuste Steinhäuser getauscht. Es zogen die unterschiedlichsten Geschäfte in die Stadt. Nachtleben entstand. Die Fischer hatten bessere Boote. Alles war im Wandel. 

John Tailer und seine schwangere Frau Elisa suchten nach Bauland in dem Ort und entdeckten ein geeignetes Grundstück in der nagelneuen Innenstadt. Der Friedhof lag an einer guten Stelle und die Stadt war knapp bei Kasse, weil alles Geld kostete. Sämtliche Stadträte waren gegen den Verkauf vom Friedhof, weil dort seit der Gründung vor vielen 100 Jahren die Gebeine der Vorfahren lagen. Aber das Geld gewann das Herz des Bürgermeisters und John begann schnell mit dem Abriss der Gräber.

Die Knochen warf er ohne Rücksicht auf die Wünsche der Bewohner in ein Massengrab. Aber er verriet nie den Standort und keiner weiß bis heute, wo die Überreste liegen. Manche behaupten, es sei auf der Insel vor der Stadt. Dort sieht man jeden Abend viele Seelen rumwandern, wenn man um eine bestimmte Zeit da ist. 

Das Haus wurde schnell gebaut, aber alle hassten die Familie und der Hass geht bis in die Gegenwart bei manchen Leuten, die die Geschichte noch wissen von den Großeltern. Dazu wurde man zum größten Arbeitgeber in der Umgebung. John zahlte nicht den besten Lohn, aber die Leute hatten mehr Geld als früher. 

Sie legten beim Leuchtturm einen neuen Friedhof an. Woanders war kein Platz dafür. Dort begruben sie nun die neuen Toten und machten ein Gedenkstein für die vermissten Gebeine der Vorfahren. Weil die Tailers nicht sagen wollten, wo die Gebeine sind, gingen ein paar von ihnen zu einem mächtigen Magier.

Er hörte sich alles an und wollte kein Geld für seine Hilfe. Leichenschändung ist selbst in der Magierwelt das Schlimmste, was es gibt. Da sehen sie keine Gnade. Sie verfluchten das Haus der Tailers mit dem Fluch des Wahnsinns und des Todes, der selbst nach deren Tod bestehen bleiben sollte. Erst, wenn sich ein Tailer öffentlich entschuldigt und reines Herzens ist, ist der Fluch gebrochen. 

John verstarb mit 50 Jahren bei einem Treppensturz. Robins Großvater wuchs nun mit der Mutter alleine auf und sie gab ihr Bestes. Auch sie verstarb an keinem natürlichen Tod. Sie verschluckte sich beim Essen und erstickte. Robins Opa war bereits Volljährig, aber mit der Leitung einer Fabrik überfordert. Er bezahlte dazu mehr als seine Eltern an den Mitarbeitern, was wiederum gut ankam. Von der Friedhofgeschichte wurde nie ein Wort erwähnt. 

Am Ende war Robins Opa mehrfacher Witwer, weil alle seine Frauen und ein Teil der Kinder früh verstorben sind. Nur Robins Mutter hatte als einziges Kind überlebt. Alle Frauen und Kinder starben bei der Geburt. Er war gebrochen und tat alles für sein Mädchen. Dass sie einen Dunkelhäutigen heiratete störte ihn wenig. Aber mehr die Nachbarn. Sie sahen sie noch als Menschen 2. Klasse an und räumten ihnen keine Rechte ein. Vater und Tochter setzten sich für die Rechte ein, die man ihnen verweigerte. 

Opa Tailer verstarb bei einem Unfall in der Stadt. Robins Eltern hatten es geschafft, dass auch andersfarbige Menschen endlich Rechte hatten. Sie waren keine einfachen Schuhabtreter mehr. In der Fabrik, die langsam zu einem modernen Unternehmen wuchs, waren selbst Dunkelhäutige in höhere Anstellung. Was einigen Arbeiten mit weißer Haut missfiel. Sie wollten sich nicht von einem Ausländer etwas sagen lassen. 

Robin wuchs heran und war selbst etwas dunkler als die anderen Kinder im Ort. Die Kinder waren immer gemein zu ihm und sehr rassistisch drauf wie die eigenen Eltern. Der Grund des Fluches war nun vergessen. 

Er musste zusehen, wie ein Einbrecher seine Eltern tötete als er ein Junger Erwachsener war. Seine Frau Queen konnte ihn auch kaum trösten. Diesen Makel mussten sie beseitigen. Alles nur noch perfekt machen. Diese Todesquote überlisten. Sie wollten alt werden. Als sie Sascha bekamen, waren sie von Anfang an sehr streng und schlugen sie, wenn ihnen etwas nicht passte an ihr. 

Das ging 16 Jahre so und dann endete das Leben im Luxus. Mit Ende 30 waren sie obdachlos, hatten kaum Geld und ihre Tochter war fort. Sie besaßen nur noch das, was im einem Rucksack auf den Rücken war. Mehr nicht. Sie mussten das Unternehmen verkaufen. Das Haus. Alles nur wegen Sascha. Hätte sie nur den Mund gehalten in der Schule. Jetzt waren sie ärmer als Mäuse.

Sie schlichen sich auf einen Kreuzfahrtschiff und verließen das Land Richtung England. Dort mussten sie erstmal einen Job finden. Ein Kaufhaus stellte beide als Verkäufer ein und sie begannen ein glückliches, neues Leben. Irgendwann gewöhnten sie sich an dieses Leben und vermissten nicht mehr das Geld von früher. Sohn Quinn erzählten sie nie von Sascha. Zu verletzt waren sie immer noch. Quinn wurde nie geschlagen und war ein guter Schüler. 

Er kam auf eine Uni und studierte Medizin. 

Heute sind Robin und Queen alte Menschen kurz vor der Rente. Und sie haben sich geändert. Robin reiste nach Brindleton Bay und verschwieg den Grund. Er vermisste seine Tochter und ließ sie lange beobachten. Er bekam mit, wie er Opa wurde und niemals die Chance hätte, seine Enkel zu treffen. Damals hatte er einfach zu viel falsch gemacht, als er jung war. 

Er recherchierte sehr lange und fand heraus, dass seine Familie verflucht ist. Robin reiste nach Brindleton Bay und entschuldigte sich fürs Verhalten seiner Vorfahren. Mit Helfern studierte er die alte Karte von seinem Urgroßvater, der damals die Überreste in der Stelle mit X vergraben ließ. Leider hatte sich die Gegend verändert und es dauerte ein paar Tage, bis sie die Stelle fanden. 

Mit DNA von den Nachfahren konnte man die Knochen zuordnen und würdig beerdigen. In dem Moment, wo man ihm vergab, entstand ein Feuer im Haus von Sascha. Man konnte die Kinder und Doris zeitig retten. Aus dem Feuer hörte man gequälte Seelen. Die Seelen, die der Fluch an diesem Haus gebunden hatte. Sie flogen aus dem Feuer und stiegen in den Himmel. Nur der Garten blieb verschont. 

Robin war erleichtert, dass der Spuk endlich vorbei war und seine Enkel vor Unheil bewahrt wurden. Er traute sich immer noch nicht seiner Tochter zu stellen und wollte kein Teil mehr von ihrem Leben sein. Aber er wollte ihr zumindest etwas vererben. Was wusste er noch nicht. Wieder zu Hause berichtete er Queen von den Ereignissen in Brindleton Bay. Sie war sauer, weil sie von dem Kaff nichts mehr hören wollte. Aber sie verzieh ihm auch, als sie die Fotos von ihren Enkeln sah und sein Handeln nachvollziehen konnte. 


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