Kapitel 3

 Das neue Leben von Wilma

Wilma wurde bei Joung schnell selbstständig und ihre Psyche stabilisierte sich rasch. Als Weihnachten war, kündigte sich sogar ihr Papa an. 

Er begann eine neue Therapie und lernte mit der neuen Situation zu leben. Anfangs war alles zu viel für ihn. Gedanken lenkten ihn ständig ab und er machte Fehler, wo er sonst keine machte auf der Arbeit. Erst nach drei Monaten besuchte er Susan in der Psychiatrie. Mais Mutter hatte dafür gesorgt, dass Susan in eine vernünftige Klinik kommt und sich seelisch erholen kann. Susan braucht sogar keine Medikamente. 

Als er sie besuchte wenige Tage vor der Abreise, war sie ganz anders. Sie hatte eine kleine Puppe in den Armen, die wie Ryo aussah. Mit dieser Puppe war sie eindeutig entspannter und sie vermisste natürlich ihre kleine Tochter. Aber sie hatte erste Fortschritte gemacht. Denn sie erkannte, dass sie Ryo so langsam loslassen muss und dass sie Wilma überbehütet hatte. Aus Angst, sie könnte auch sterben, wenn sie das Haus verlässt. 

Er reiste bei schlechtem Wetter an und fror fürchterlich. Als er seine Joung und Wilma in den Armen hielt, wurde ihm sofort warm. Aus der schüchternen Wilma ist sogar ein aufgewecktes Mädchen geworden. Sie war sehr selbstständig und lachte viel. Also hatte er die richtige Entscheidung getroffen, sie in die Berge zu schicken. 

Am Kamin wärmte er sich auf und genoß die Feiertage bei seinen Töchtern. Er dachte an die verängstigte Wilma im Sommer, die Angst vor allem hatte. Hier hatte sie Kontakte geknüpft und sehr viel fürs Leben gelernt. So eine schnelle Entwicklung in wenigen Wochen hatte er nicht erwartet. Leider lief das Arrangement mit dem Jugendamt bald ab und sie müsste wieder nach Hause. In die Wohnung, wo sie nur Schlechtes erlebt hatte. Gerade weil sie so einen Fortschritt hat, soll sie zurück in die Stadt. Aber er spürt, dass sie sich hier viel wohler fühlt als in San Myshuno. Vielleicht sollte er sich eine andere Wohnung anschauen und sie komplett neu einrichten. Das würde sicher den Wechsel angenehmer machen.

"Ich muss mit Joung alleine sprechen. Kannst du kurz raus, kleine Maus?", fragte er Wilma.

Sie nickte und rannte zur Kommode. Nachdem sie Winterschuhe und Jacke anhatte, rannte sie raus. Aber sie ging nicht spielen, sondern lauschte an der Türe unbemerkt.

"Joung, ich habe mit dem Jugendamt gesprochen und sie meinen, sie sollte wieder zu mir zurück. Aber erst in zwei Monaten", sagte er am Tag vor der Abreise.

"Aber es gefällt ihr hier. Kannst du nicht etwas machen? Oder Mais Mutter?", fragte Joung entsetzt.

Sie hatte sich an ihrer Schwester gewöhnt und mochte die Rolle als große Schwester.

"Wir beide haben versucht zu erklären, dass sie noch Zeit braucht. Aber die Ämter wollen sie mir zurückgeben. Wenn ich zustimme schriftlich, könnte sie länger bleiben. Ich plane bereits einen Umzug in eine andere Wohnung, damit sie sich wohler fühlt. Aber bisher habe ich keine gefunden. Oder sie kommt nur erstmal über die Ferien zu mir in die neue Wohnung, damit sie sich an die Stadt gewöhnt. Das Schuljahr soll sie noch hier bleiben. In den Sommerferien würde sie komplett zu mir ziehen. Was hälst du davon?", erklärte er verzweifelt.

Joung hielt nichts davon. Wilma sollte entscheiden dürfen, wo sie leben möchte. Nicht die Ämter. Sie sagte nachdenklich zunächst nichts. Ihr Vater bemerkte ihren Zwiespalt und sagte:

"Ich würde auch lieber Wilma entscheiden lassen. Vielleicht machen wir es auch anders. Ich erteile dir die Erlaubnis, dass Wilma bei dir leben darf. So lange, wie sie will. Wenn die Ferien sind, soll sie dann entscheiden, ob sie zu mir möchte oder nicht. Oder ich kann auch Urlaub hier in der Gegend machen und besuche euch. Was einfacher wäre. Ich würde dann auch mal aus der Stadt kommen."

"Warum ziehst du dann nicht komplett hier hin? Dann hätte Wilma uns beide das ganze Jahr über", schlug Joung vor.

"Aber in San Myshuno habe ich alle meine Freunde, die ganze Zeit an meiner Seite waren. Ein Umzug ist sowieso drin im meinem Plan. Aber nur innerhalb der Stadt. In der Wohnung bekomme ich noch Depressionen. Und mein Therapeut meint auch, dass eine neue Wohnung für mich selbst gut wäre. Ich denke sogar über Scheidung nach. In den letzten Jahren habe ich mich von deiner Mutter entfremdet. Irgendwie passen wir nicht mehr zusammen. Mit ihr habe ich beim Besuch auch darüber geredet. Sie war nicht glücklich aber auch nicht traurig darüber. Sie kam mit ihrem Therapeuten auch zu dem Beschluss, dass etwas zwischen uns geraten ist. Etwas unsichtbares. Und das wird nicht mehr verschwinden. Das wird immer da sein", sagte Tann traurig.

Joung merkte, dass er Susan immer noch liebte. Aber in seiner Wortwahl hörte sie auch raus, dass wirklich etwas zwischen ihnen stand. Vielleicht sogar Tag X?

Diese Santalooks waren lustig. Wem wollten die Frauen wohl verführen? Santa vielleicht?


Nachdenklich spielte dann Wilma und wusste nicht, wie sie sich entscheiden sollte. Sie mochte ihren Papa und Joung. Warum muss sie überhaupt in diese stinkige Stadt zurück? Sie wollte auf dem Land bleiben und hier sogar eine Familie gründen, wenn sie älter ist. Aber ihr Papa scheint zu spüren, dass sie nicht in die Stadt möchte. Was sie gut findet. 


Ich musste Herd und Kühlschrank tauschen. Obwohl Joung mittlerweile eine gute Köchin ist, hatte sie nur schlechte Ergebnisse gehabt. Jetzt hat sie nur noch gute Kochergebnisse. 


In den heißen Quellen entspannte sie und machte sich Gedanken, wie sie Wilma ausschimpfen sollte. Die Kleine hatte einfach gelauscht. Das hatten beide bemerkt, weil der Schnee immer wieder Geräusche von sich gab. Normalerweise muss dann immer einer draufstehen. Dafür musste sie ihr nicht mehr erklären, was ihr Papa wollte. 


Irgendwie liegt Joung eher das Skifahren. Und sie tanzte mit dem Maskottchen. 


Der Alltag blieb nach den Feiertagen gleich und beide Frauen sagten nichts über das Lauschen. 


Trotzdem machte sich Joung Gedanken. Wie sollte es in Zukunft weitergehen?



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