Kapitel 4

 Ungewollte Familienplanung

Joung wurde aus irgendeinem Grund ständig von fremden Leuten  angeschrieben, die sie sexy fanden und mit ihr gehen wollten. Immer sagte sie Nein, weil sie es selbst leid war, immer wieder solche Kontaktanfragen zu erhalten.

Also suchte sie auf einer Partnervermittlung nach einem Partner. Mann oder Frau war ihr egal. Irgendwie suchte gerade Tod alias Sensenmann eine Partnerin fürs Leben. Beide schrieben sich eine Weile, weil es anders war als die sterblichen Sims.

Beim Date redete dieser nur von sich und wie toll es ist, Toten die Seele zu rauben. Er lobte sogar seine hohe Seelenanzahl. Was sie nicht wirklich juckte. Ab der Hälfte langweilte sich Joung, weil sie sie nicht zu Wort kam und ihn irgendwie seltsam fand. Wie kann man nur über sich selbst so lange reden und alles anpreisen, was man beruflich macht? Sie gähnte irgendwann und war froh, als jemand tot umfiel. Damit war das Horrordate zu Ende und er meldete sich nie wieder bei ihr.

Dann sprach sie Sho Uchida an. Er hatte alles beobachtet und wollte die hübsche Joung spontan ansprechen. Sie war sein Typ und ihn störten nicht die Narben. Ihm war ihre Langweile aufgefallen, als der Tod sie volllaberte. Als Soldat hatte er es eh schwer, dauerhaft eine Partnerin zu finden. Denn seine Exen sind während seiner Auslandeinsätze immer fremd gegangen. Und versuchten ihn mit ihn selbst zu betrügen. Dank Fake-Profils mit Fake-Bilder kam er dahinter. So hielt keine Beziehung lange und er trennte sich immer wieder nach den Einsätzen von den untreuen Frauen. Aber Joung wirkte nicht untreu. Er kannte ihre Videos und Blogs aus dem Internet. Hoffentlich ist sie Bi. Dann hätte er eine Chance. 

Also redete er sie an und sie war sehr skeptisch anfangs. Er leugnete seine Gefühle nicht und seine Unsicherheit. Sie hingegen schien mit sich zu hadern. Auf der einen Seite war sie angetan, aber sie hatte Hemmungen gegenüber Männern. 

Er lud sie mehrmals zum Essen ein und beide hatten mehr als nur Spaß. Langsam merkte er, wie ihr Interesse wuchs und ihre Gefühle. Aber warum sie sich Notizen machte anschließend verstand ich nicht wirklich. 

Irgendwann war es um Jiung geschehen und sie ließ den nächsten Schritt zu. Leider vergaß sie vor dem gemeinsamen Baden, die Türe zu schließen und Wilma stürmte rein.

"Oh mein Gott", stöhnte diese nur leise und hielt sich die Augen zu.

Dann rannte sie raus und versteckte sich vor Peinigung im eigenen Zimmer. Wie peinlich es war. Ihre Schwester mit ihrem Liebsten inflagranti zu erwischen. Das vergisst sie doch niemals. Am liebsten wäre sie im Boden versunken. Aber beide Turteltäubchen waren zum Glück zu abgelenkt durch eine Sache und bekamen nicht mit, dass Wilma neben ihnen stand.

Leider musste Sho mal wieder zu einem anderen Standort und teilte es seiner Partnerin mit. Joung schien mehr als unglücklich darüber und wollte anscheinend selber etwas sagen, was wichtig ist.

"Ist schon in Ordnung. Meine Angelegenheit hat noch acht Monate Zeit. Dann wirst du es selbst sehen", sagte sie und weinte beinahe.

Am Bahnhoof küsste sie ihn zum Abschied und versprach, auf ihm zu warten. Ganze sechs Monate zu warten.

Als er wieder kam, war sie nicht am Bahnhof und er reiste zu ihrem Anwesen. Dort erwartete ihn eine große Überraschung. Joung hatte entweder viel gegessen oder sie war schwanger. Küssend fiel sie ihm um den Hals. Ihm war auch nicht entgangen, dass sie keine Extremsportvideos seit einigen Wochen nicht mehr bringt. Sie nannte persönliche Gründe und strich vor einigen Monaten über ihren Bauch. Diese Geste verstand er da noch nicht, aber jetzt schon. Sie wollte das gemeinsame Kind nicht in Gefahr bringen und schrieb eher nur noch ihren Blog. Ihre Fans hatten sofort verstanden und ließen Glückwünsche in den Kommentaren zurück. 

Als sie ihn auch bat, einzuziehen, freute er sich. Endlich hatte er seine Wunschfamilie gefunden. Und eine Frau, die ihn wirklich liebte.

Aus Platzgründen musste man umziehen. In ein Haus mit mehr Schlafzimmern. Denn zwei Kinder verlangten auch zwei Schlafzimmer. Und Wilma war zu groß inzwischen, um sich ein Zimmer mit einem Neffen oder einer Nichte zu teilen. 

Oben sind diesmal die Schlafzimmer, die Bäder und die Waschmaschine. 

Unten sind die Küche, Wohnzimmer und der Flur.

Wilma hatte sich so sehr an ihrem altem Haus gewöhnt und ihr gefiel ihr neues Zimmer nicht. Vor allem das zweite Bett. Wer da wohl bald schläft?

 

Irgendwie war Sho nach seiner Rückkehr krank. Aber keiner steckte sich an und er wurde schnell gesund.

 

 Wilma musste sich daran gewöhnen, dass nun auch der Partner ihrer Schwester bei ihnen lebte. Anfangs war sie ängstlich, aber dann öffnete sie sich langsam.

 

 In den Bergen war eine Winterfest zum Abschluss des Winters. 

 

Sho kam so Drama-Queen vor. 😂 Ein bisschen lag es auch an den Schuhen. Sie waren so männlich.

 

Mai war auch mit ihrer Familie da und freute sich, ihre beste Freundin zu sehen. 

In San Myshuno

Tann lebte nun alleine in einer anderen Wohnung und hatte in seinem Job seit einiger Zeit sehr viel Stress. Mehrere Kollegen im Büro wurden krank und er machte zusammen mit einem anderen Kollegen Arbeit für 12 Leute. Er war auch keine 20 mehr und stand kurz vor der Rente. 

Seit Wochen plagten ihn Brustschmerzen und Migräne, aber sein Hausarzt fand nichts. Er schob es auf dem Stress in der Arbeit. Tann sollte mal Urlaub machen und sich ausruhen. Dann geht es wieder. Aber sein Chef genehmigt gerade keinen Urlaub und eine AU bekam er auch nicht, weil er sonst fit ist. Was leider nicht stimmte.

Auf der Arbeit konnte Tann plötzlich nicht mehr Sprechen und sein linker Arm war wie taub. Dazu packte er sich an der Brust und versuchte Luft zu bekommen, bevor er umkippte. Sein Kollege rief sofort einen Krankenwagen und äußerte den Verdacht auf einem Schlaganfall. Weil sein Kollege so seinen Vater verloren hatte und die Anzeichen kannte. 

Im Krankenhaus kam Tann sofort auf der Stroke-Unit, wo gerade auch Mais Mutter beruflich unterwegs war. Wegen Terminen mit Patienten. Also sie den neuesten Patienten als Tann erkannte, rannte sie zum behandelnden Arzt und fragte ihn:

"Dr. Bauer, was ist mit meinem bestem Freund los? Er sieht wie ein lebender Toter aus."

"Er hatte einen schweren Schlaganfall erlitten und muss sehr intensiv behandelt werden. Ich hoffe nur, er hat keine Folgen davon getragen. Sein Kollege sagte, er hatte schon eine Weile Warnzeichen gehabt und sein Hausarzt ignorierte sie. Ich werde mit dem Hausarzt reden und ihm die Behörden auf dem Hals hetzen. Sowas geht nicht. Man kann nicht alles auf Stress schieben. Jetzt stirbt er vielleicht an den Folgen", erklärte er. 

Mais Mutter kamen die Tränen. Sie rief ihren Mann an und ihre Tochter. Beide waren entsetzt. Aber wie sollte man Joung dies erzählen?  Immerhin erwartet sie ein Kind und das wird vielleicht den Opa nie treffen. Dazu würde so ein Schock eventuell Wehen auslösen. Das will auch keiner von der Familie Schuster. 

Mai brachte ihrer Freundin die Nachricht schonend bei. Joung weinte nur noch und wollte bei ihrem Vater sein. Wilma verstand leider nur zum Teil, was los ist. Zumindest wusste sie, dass ihr Papa schwer krank ist. Sho versuchte seine Liebste zu trösten, aber er scheiterte.

Wenige Tage später erlag Tann dem Schlaganfall. Sein Herz war zu krank gewesen danach. Die Familien Ishii und Lee reisten extra aus Japan an. Wilma weinte bitter am Grab ihres Vaters. Sho hielt seine beiden Frauen in den Armen und versuchte sie bei der Beerdigung zu trösten. Joung nahm das alles sehr mit. Ihr drohte sogar wirklich vor lauter Stress eine Frühgeburt. 

Auch Susan war anwesend. Sie war bereits von stationäre auf ambulante Therapie gewechselt und hatte erst den Tod von Ryo verdaut. Jetzt verlor sie einen engen Freund. Sie begann sogar wieder zu arbeiten und bekam ihr Leben im Griff. Nun musste sie wieder trauern. Die Welt war einfach ungerecht. Sie liebte Tann immer noch und jetzt war er fort. Für immer. Sie erinnerte sich an die schönen Zeiten mit ihm und den Kindern. 

Wenige Tage später war Joung am Grab ihres Bruders und sah wieder diese Frau mit ihrer Tochter am Grabe ihres Bruders. Sie kam zu den beiden Frauen und fragte:

"Ich habe Sie schon öfters hier gesehen. Woher kennen Sie meinen Bruder?"

"Ich war damals seine feste Freundin, als er starb. Wir wollten heiraten und unsere Tochter Hana zusammen aufziehen. Aber das Schicksal meinte es anders. Wir konnten es niemanden sagen und ich wurde aus meiner Familie verbannt, weil ich ein uneheliches Kind habe. Also zog ich zu meinen Großeltern, die mich unterstützten. Und seit drei Jahren habe ich einen Mann an meiner Seite, der mich liebt. Und Hana. Gerade weil er keine Kinder bekommen kann, ist er so glücklich, eine Tochter zu haben. Hana ist bereits ein Teenie und kommt nur mit, weil ich es will", erklärte sie.

Joung machte Augen. Diese launische Teenagerin ist also ihre Nichte. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Auf einmal war die Familie um eine Person gewachsen. Hana schaute sie an und sagte nichts dazu.