Prolog

Familie Addams

Vor 300 Jahren

Morticia und Post Mortem Addams waren reiche Kaufleute. Ihnen gehörte indirekt die halbe Stadt. Alleine schon, weil sie die Arbeitgeber von Sunset Valley waren. Aber es gab ein großes Problem in der Stadt. Viele Leute verstarben an den Folgen der schlechten Hygiene und dem Fäkalloch, wo alle Bewohner bis vor 20 Jahren ihre Mageninhalte und Urin entsorgten. Die Bakterien wanderten aufgrund der fehlenden Bedeckung ins Grundwasser und immer mehr Leute erkrankten. Aber seit 20 Jahren gab es einen Kanal und die Fäkalien landeten in einem Becken aus Beton, damit nichts mehr in den Grundwasser landet.

Die Toten begruben die Angehörigen in den eigenen Gärten, Feldern oder im Keller. Weil es keinen Friedhof gab und keinen Bestatteter. Also hygienischer geht es nicht besser. 

Da die Fäkalien natürlich im Armenviertel gelandet sind, standen nun deren Häuser leer und waren mit einem Totenkopf markiert und dem Zeichen, wodurch sie gestorben sind. Man müsste doch irgendwo die Toten unterbringen und sie fern vom Eigentum halten. 

Ehepaar Addams ging zum Bürgermeister, kaufte für wenig Geld das Armenviertel und riss einige Häuser ab, um einen Friedhof zu eröffnen. Das Beerdigen war soweit kostenlos, soweit man keine Sonderwünsche wie einen Sarg, einen Kreuz, Grabstein usw. hat. Dann müsste man Geld zahlen. Selbst da machte man Unterschiede. Die reichen bekamen die schönsten Grabsteine mit Namen, Geburtstag, Todestag und einem Spruch. Dazu einen stabilen Sarg aus bestem Holz. Die Armen konnten sich nur ein Sarg aus Brettern leisten, einem Kreuz mit Namen, Geburtstag und Todestag. Das Holz war natürlich aus billigen Brettern. Man ist ja kein Samariter als Unternehmer. 

Die restlichen Häuser wurden günstig renoviert, die Markierungen entfernt und die Gebeine auf dem Friedhof in einem Massengrab geworfen. Mit Bestattungsinstitut Addams machen sie sich seitdem einem Namen. 

In den Häusern zogen arme Arbeiter ein und kümmerten sich um die Aufgaben, die die anderen Leute nicht machen wollten. 

Eine Eigenart zieht sich bis heute in der Familie. Alle sind sarkastisch, exzentrisch und alle Kinder leiteten das Unternehmen bisher. Mit der Zeit hängte man eine Tafel mit dem Spruch auf: Als toter Kunde sind Sie uns am liebsten.

Vor 40 Jahren

Morticia die 5. brachte nach ihrem Sohn endlich eine weibliche Erbin zur Welt. Sie nannte sie Wednesday. 

Vor 22 Jahren

Morticia hat alles getan, damit Wednesday wie der Rest der Familie ist. Nur im Institut und seelenlos wie der Rest der Familie. Aber sie war von Anfang an anders. Sie verhielt sich wie eine Addams, tat schlimme, sardistische Taten wie eine Addams und lief wie eine Addams rum. Das heißt nur Schwarz und mit einem seelenlosen Blick. In der Schule wurden Wednesday und ihre Brüder immer die Freaks genannt und gemieden. Keiner wollte mit ihnen etwas zu tun haben.

Aber was ist jetzt nun los? Ihre kleine Wednesday wendete sich von den Traditionen ab und studierte lieber Kunst anstatt im Beerdigungsinstitut wie ihre Brüder zu arbeiten. Lieber malte sie Gemälde anstatt bei Beerdigungen eine seelenlose Fratze zu ziehen. Das ist kein Verhalten für eine Addams. Eine Addams muss Sarkastisch, Neurotisch, Exzentrisch und Seelenlos sein. Aber Wednesday ist keine Addams in Inneren. Sie mag kein Schwarz, sondern lieber orange oder lila. Die schlimmsten Farben von allen. Dazu der Favorit Gelb. Diese Farbe ist das wahre Grauen für eine Addams. Wie kann man nur als eine Addams sowas mögen?

Gegenwart

Wednesday heiratete ihren Mitstudenten Franz Glück. Er nahm aus Tradition ihrer Familie deren Name an. Er ist ein Graf und mit der Hochzeit wurde Wednesday eine Adelige. Sie musste erstmal lernen, wie sich eine Adelige verhält und nicht seelenlos auftritt. Eher Galant und wie eine Dame. Dazu mit einem warmen Gesicht. Franz erlaubt ihr auch ihre Gemälde zu verkaufen und managt es auch noch.

Beide bekamen die Zwillingssöhne Hans und Gerry. Gerry ist ein gutmütiger Graf und wird eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters treten. 

Hans lernte seinen Opa kennen und war faziniert vom Tod. Wednesday wollte ihn vor dem Fluch der Addams beschützen, aber sie schaffte es nicht. Ihr Vater machte ihren Sohn zu einem seelenlosen und exzentrischen Menschen, der im Beerdigungsinstitut mit den Onkeln arbeitet.

Tochter Imogen ist da anders. Sie ist Sarkastisch, aber nicht ohne Seele. Schon immer hatte sie ein Ohr für andere und wurde Psychologin. Aber ein Gespräch beendete die enge Kinder-Eltern-Beziehung. 

Wednesday und Franz baten ihre Tochter um ein Gespräch, wo es um ihre Verlobung ging.

"Imogen, erinnerst du dich noch an den Jungen, mit dem du mit zwei Jahren Heiraten gespielt hast?", fragte Wednesday.

"Nicht wirklich. Warum kommt ihr mir mit dieser Sache an? Da ist doch etwas faul", sagte Imogen scharfsinnig misstrauisch.

"Ich werde eure Verlobung bekannt machen. Freust du dich nicht? Damit bist du in guten Händen und musst nicht mehr arbeiten gehen. Dafür hast du viel Zeit für den Haushalt und für viele Söhne zu gebären", sagte ihr Vater strahlend.

"Den Typen kenne ich nicht mal. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Genau genommen 18 Jahre nicht mehr. Und warum Söhne? Keine Töchter?", fragte Imogen aufgebracht.

"Weil sie schwer zu verheiraten sind", erklärte er schwitzend.

Und schlauer sind als die Männer in meiner Familie, dachte sich Franz insgeheim.

"Ich mache da nicht mit", erwiderte sie stur.

"Doch. In vier Tagen ist eure Hochzeit. Deine Mama hat dir bereits ihr Hochzeitskleid aus dem Kleiderschrank holen lassen. Eure Figur ist gleich. Also passt du rein. Vergiss deine Träume und beuge dich deinem Schicksal", schrie ihr Vater sauer.

Imogen stand auf und knallte hinter sich die Türe zu.

"Schatz, ich finde es nicht gut. Du zerstörst damit ihr Leben", sagte Wednesday erschrocken, weil sie dieses Verhalten von ihren Eltern kennt.

"Ich tue ihr nur etwas Gutes. Dann muss sie sich keine Gedanken mehr machen, wie ihr Leben verläuft. Als Mutter und Frau eines Familienoberhauptes wird sie es gut haben und vor allem keine Geldsorgen", erklärte Franz.

Wednesday schüttelte nur den Kopf. Ihre Eltern sind furchtbare Menschen, aber nicht so schlimm wie der eigene Ehemann. 

Imogen packte ein paar Klamotten und ihr Sparbuch ein. Gerry sah es und kam in ihr Zimmer. 

"Was ist denn hier los?", fragte er erstaunt.

"Unsere Eltern wollen mich verheiraten. Also haue ich ab und beginne ein neues Leben ohne sie. Wehe du sagst etwas ihnen", schnauzte sie ihn mies gelaunt an. 

"Schon gut. Ich finde es auch nicht gut und decke dich so gut wie möglich", sagte er abwehrend.

"Tut mir leid, Brüderchen. Aber die Sache geht mir nah. Mama ist nicht wirklich dafür. Aber Papa. Seine Argumente verstehe ich nicht", weinte sie plötzlich und drückte sich an ihrem Bruder. 

Sie atmete seinen süßlichen Duft und wurde rot. Er sieht nicht nur gut aus, sondern riecht auch gut. Er strich ihr übers Haar und sagte:

"Ich bringe dich zum Bahnhof und kaufe ein Ticket für dich. Unterwegs kannst du mir sagen, wohin du willst."

Ihre Augen leuchteten. Ihr Bruder ist so ein toller Typ. Einige meinen, sie hätte einen Bruderkomplex, aber sie darf ihren leiblichen Bruder leider nicht heiraten oder lieben. Obwohl sie nachts von der Hochzeit mit ihm träumt. 

Am Bahnhof verabschiedete er sich von ihr und sie stieg in ihren Zug. Mt. Komorebi. Ein weites Ziel und keiner weiß davon. Ihren Bruder nannte sie nur Bridgeport. Aber sie würde dort umsteigen in den Zug nach Mt. Komorebi.

Die Fahrt war für eine Woche angesetzt. Sie hatte ihr altes Smartphone verkauft und sich ein Neues geholt. Nur die Nummer von ihrem Bruder hatte sie drauf. Die Bilder waren in einer Cloud. 

Nach drei Tagen war ihr langweilig. Sie sprach mit anderen Gästen, die das gleiche Ziel hatten und beschaffte sich Bücher. In der Zeitung stand nichts von einer Verlobung aus ihrer Geburtsstadt. Also hatte Gerry sein Wort gehalten und die Hochzeit war abgesagt, bevor sie bekannt war. 

Sie nahm eine Schere mit ins Bad und strich über ihren langen, roten Zopf. Zitternd setzte sie an und stoppte, bevor sie schnitt. Dann schloss sie ihre Augen und schnitt den Zopf ab. Tränen liefen über ihre Wangen, als sie in den Spiegel sah. Der Zopf in der Hand und die Haare zerstört. Eine junge Frau hatte es beobachtet und fragte:

"Soll ich die Frisur retten?"

Sie nickte und die Frau rettete wirklich die Haare. Jetzt sah Imogen nicht Imogen. Sondern eine andere Frau im Spiegel. 

Als sie ihr neues Heim sah, war sie den Tränen nahe. Ihr Haus. Ihre Regeln. 

Und ihre Nachbarn sind auch nett. Wobei sie sich fragt, warum Imane immer wieder am Heulen ist, wenn sie ihre Schwester mit dem Schwager sieht. 

 

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