Kapitel 5

Familienleben

River

Mein Hava ist der nicht der einzige Meermensch in der Nachbarschaft. Er erzählte mir, dass auch unsere Nachbarn Meermenschen sind, die freiwillig auf dem Trocknen leben. Denn hier haben sie viel mehr Freiheiten als im Meer.


Hava und Yessi lernten sich langsam näher kennen. Ein Test bestätigte auch die Vaterschaft. Und beide fanden schnell gleiche Interessen. Sie hassen zum Beispiel Fisch auf dem Teller. Oder Schwimmen gerne im Meer. 


Die Kinder wurden älter. Neben Yessi hatten wir auch Sohn Saphir bekommen. Er ist wie sein Papa ein Meermensch. Und ich bin mit Hava liiert. Er ist immer an meiner Seite und übernahm die Erziehung der Kinder. 


Er redete viel mit Yessi, die mit 16 Jahren einen älteren Freund hatte, der bereits über 20 Jahre alt war. Beide gaben ein süßes Paar ab, aber er wollte sein Mädchen beschützen und erklärte, dass Jungs in ihrem Alter besser für sie sind. Wie Teenies eben sind, verteidigte sie ihre Beziehung und fand Leute in ihrem Alter zu kindisch. Ihr Liebster Leo Jeong ist mit ihr auf einer Wellenlänge und verhält sich sehr erwachsen. Er wollte sogar mit dem Ersten Mal warten, bis sie bereit ist. Was sie noch nicht war. Sowas kann man nicht von jeden Mann behaupten. 


Trotz dieses Problems hielt unsere Familie zusammen. Da sie von einem auf dem anderen Tag nur noch gute Noten hatte, gingen wir zumindest aus, dass sie studieren wird. Stattdessen wollte sie Taucherin werden und die Meere erforschen. Wir waren nicht enttäuscht, aber traurig, dass sie auch mit 18 sofort ausziehen wollte und zu ihrem Leo ziehen wollte. Und dass ihre Hochzeitsnacht in MEINEM Bett sein sollte. Ich war entsetzt von dieser Idee. Dann erzählte sie so viel von meinem Liebesleben mit ihrem Vater, dass ich lieber vor Scham gestorben wäre. Bereits als Kind hatte sie uns bei diversen Aktionen beobachten können und wusste, dass wir uns auch in ihrem Bett vergnügt hatten. Natürlich machte sie es nicht, aber uns wurde klar, dass wir etwas beim Sex verändern mussten. 


Mutige Sims verirrten sich gerne im Sturm.


Nach dem Auszug von Yessi konnten wir es aber legal in ihrem Bett machen. Und ich wurde irgendwie dabei schwanger. Aber meine Freude trübte sich etwas. Cashew war mit einem sehr hohen Alter eines nachts verstorben. Es brach mir das Herz, eine so gute Freundin zu verlieren. Sie gehörte doch zur Familie. Auch wenn andere Leute sagen, sie war nur ein Tier. Aber für uns war sie wie ein Kind, was man liebte.


Aber mein Liebster konnte mich trösten.


Yessi

Bevor ich auszog, verstarb Cashew. Es machte mich so traurig. Sie gehörte doch zur Familie. 


Trotzdem zog ich bei Gewitter zu meinem Langzeitfreund Leo Jeong. Er ist der Urenkel von Venessa Jeong. Und studiert Bio an der Uni. Er möchte eines Tages die Weltmeere erforscht haben. Genauso wie ich. 


Saphir

Ich helfe Mama ganz viel im Haushalt. Auch ohne Aufforderung. Denn ich will später unabhängig von einer Ehefrau sein und den Haushalt schmeißen können. 


Mama und Papa haben leider nicht viel Zeit für mich. Meine kleine Schwester Thora benötigt sie. Oder benötigte sie zu der Zeit, wo sie kleiner war.


Mama schaute sich nach neuen Tieren um, weil sie einfach Haustiere adoptierte. Dabei adoptierte sie zwei Hunde.


Als Welpen waren sie süß, aber als sie älter wurden, waren beide sehr aufwendig geworden. Ich durfte nie Gassi mit ihnen gehen, weil ich zu jung dafür war. Der weiße Hund heißt Nugat und ist ein Malteser. Brenda ist der braune Hund. Meine Eltern waren über die Rasse erstaunt, weil sie hier nicht heimisch ist. Sondern in Australien. Dort ist der Dingo ein Wildhund. Aber Brenda ist nicht wild oder böse, einfach nur verschmutzt und sehr klug.




Mama schimpfte immer mit Thora, weil sie sich gerne schminkte. Thora fand jedes Versteck von der Schminke.




Meine Schwester Yessi passte öfters auf uns auf, wenn unsere Eltern mal ausgingen. Ich fand es total dämlich. Mit 11 Jahren war ich doch ein großer Junge und brauchte keinen Sitter mehr. Ich bin doch nicht so alt wie Thora gewesen, die einen Aufpasser brauchte. Dazu bin ich der Schlaueste in der Familie, obwohl es meine Familie nicht weiß. Bereits mit Fünf half ich meiner Schwester bei den Hausaufgaben, die eigentlich nichts für mein Alter waren. Bereits mit Zwei konnte ich Schreiben und Lesen. Da waren die Hausaufgaben meiner Schwester keine Herausforderung für mich. 

Seit der Einschulung schlafe ich die meiste Zeit im Unterricht, habe aber immer in den Tests und Prüfungen Bestnoten. Auch im Sport. Leider zieht die schlechte Beteiligungsnote meine Einser im Schriftlichen runter und keiner fragt wirklich warum. Der Unterricht ist unter meinem Niveau und das hatte Yessi erkannt. Ich gab ihr immer Nachhilfe, wenn keiner hinschaute und ich mich in ihre Schulbücher eingelesen hatte. Zu der Zeit lernte ich privat aus Büchern, die nur Studenten verstehen. Und das mit 11 Jahren. Ich sollte mich mehr melden und zumindest so tun, als wäre der Unterricht interessant. Heimlich verdiene ich mit Nachhilfe von älteren Schülern und Studenten sogar etwas Geld. Und die sind eher mein Bildungsstand. Auf manche wirkt es komisch, wenn ein kleiner Junge Junge Erwachsene unterrichtet. Also wird es getarnt.




Hava 

Brenda sah schon als Welpe anders aus, aber der Betreuer vom Heim redete uns ein, es wäre eine optische Täuschung. Jetzt als Erwachsene ist sie ein Dingo und kommt nicht von dieser Insel. Eher von sehr weit weg. Natürlich fragten wir, woher man sie hatte. Die Tierheimleiterin erzählte dann, dass sie aus einer schlechten Haltung gerettet wurde. Irgendein Bewohner hatte Brenda aus Australien schleusen können, ohne dass es auffällt. Als der Besitzer merkte, dass sie zu lebhaft und munter ist, sperrte man sie in einen Käfig im Garten. Sie bekam nicht viel Futter und Trinken. Ein Nachbar sah es und rief die Polizei. Sie kam ins Tierheim und musste richtig gesund gepflegt werden. Man sah bereits ihre Rippen und sie war kurz vor dem Tode. Der Tierdieb musste eine sehr hohe Geldstrafe als Spende ans Tierheim zahlen. Es ruinierte ihn und er bekam einen Eintrag ins Strafregister. Dazu darf der Typ keine Tiere mehr halten, nachdem er Brenda misshandelt hatte. 


Eigentlich war alles gut. Aber meine Mutter erkrankte nur wenige Monate nach Thoras Einschulung. Sie bekam die Fischseuche, die in der Regel mit der Beerdigung endet. Sie verstarb auch und wurde im Meer beerdigt. Ich musste ohne meine Kinder und Frau hin, weil sie keine Meermenschen sind oder noch nicht waren. Es war furchtbar. Danach kränkelte noch Papa und man stellte nach vielen Arztbesuchen ohne körperlichen Befunden fest, dass er ein Broken-Heart-Syndrom hat. Aber er weigert sich mit Händen und Flossen, einen Psychologen zu besuchen. Denn eines Tages könnte ein Worst-Case kommen und er stirbt wirklich vor Kummer. Das will ich meinen Kindern nicht auch noch antun.

Und nun passierte etwas Schlimmeres. Meine Schwiegereltern waren neulich zu Besuch und wollten mit uns die Zeit verbringen. Da sich ihr Sohn seit der Auswanderung vor vielen Jahren nicht mehr bei ihnen meldet, freuen sie sich, uns viel zu sehen im Ruhestand. Der Besuch ist nicht das Schlimme. River kränkelte auch seit einigen Wochen. Sie kippte immer wieder um und konnte mich dazu überreden, sie nicht ins Krankenhaus zu bringen. Dann blutete sie ohne jeden Grund aus den Ohren oder der Nase. Nachts hustet sie ständig Blut und bekommt schwer Luft. Aber sie wollte nicht zum Arzt gehen. Auch richtig essen ging nicht mehr. Davon wurde ihr immer übel und sie schwächelte zusehends.

Wir saßen alle abends zu Tisch und aßen. Nur River hatte mal wieder keinen Hunger und lehnte jedes Essen ab. Sie war blass wie eine Leiche und sah so aus, als würde sie jeden Moment umkippen. Ihre Eltern sahen sehr besorgt aus und wussten von unseren Telefonaten, wie schlecht es ihrer Tochter geht. River stand auf und begann sofort blut zu Husten. Dann kippte sie um. Mein kluger Sohn erkannte die Situation und nahm sich sofort seiner kleinen Schwester an. Wir Erwachsenen blieben bei River, während er seine Schwester in deren Zimmer brachte, damit sie nicht mitbekommt, was man alles mit ihrer Mama macht.

"Kein Krankenhaus", krächzte River schwach. 
Ihre Mutter verlor beinahe die Beherrschung und wollte sie anschreien, aber ihre dicken Tränen verhinderten es. Mein Schwiegervater rief einen Krankenwagen gegen den Willen von River. River wollte aufstehen und fliehen, aber ihr fehlte die Kraft dazu. 

Dem Notarzt erzählten wir von dem Beschwerden und er verlangte sofort nach einem Helikopter. Er sagte, River schwebe in Lebensgefahr. Dazu war er sich nicht seiner Diagnose sicher, aber sie könnte sich mit einer seltenen Krankheit im Ausland infiziert haben, die nicht zu heilen ist.

Yessi blieb nervös bei ihren Geschwistern und ich fuhr mit meinen Schwiegereltern ins Krankenhaus. River lag auf der Intensivstation und die Ärzte teilten uns mit, dass der Notarzt mit seinem Verdacht recht hatte. Wäre sie früher gekommen, hätte man jedes Symptom einzeln heilen können. Aber jetzt sind viele Organe geschwächt, die wichtig sind. Wegen der Infektion kann man keine Organe entnehmen, weil sich die Viren auch auf andere Menschen übertragen kann. 

Ihr ging es in den nächsten Tagen immer schlechter und dann kam ihr Arzt zu uns.
"Ihre Prognose ist nicht gut. Es haben bereits erste Organe aufgehört zu arbeiten und ihr Zustand verschlechtert sich zunehmend. Ich muss jetzt über ein unschönes Thema sprechen. Wenn wir die Apparate ausschalten, wird sie zunächst schlimme Schmerzen haben. Wir brauchen Ihre schriftliche Zustimmung, Frau Morgan aktive Sterbehilfe leisten zu dürfen, wenn es soweit sein sollte", erklärte er.
Meine Schwiegereltern und ich schauten weinend durch den Fenster auf River. Von der einst lebenslustigen Frau war nichts mehr übrig. Ihr Körper ist ja praktisch schon teilweise Tod. Ich schaute zu ihren Eltern und sie nickten. Wir wollten nur, dass sie endlich ihre Ruhe findet. Ihre Eltern unterschrieben die Papiere für die Sterbehilfe. In mir brach etwas zusammen. Zuerst Mama. Dann mein Papa, der an den Folgen von seiner Erkrankung verstorben ist. Und nun meine geliebte Ehefrau. Alle meine geliebten Menschen sterben um mich herum. 
"Können Sie auch auf unseren Wunsch die Maschinen abstellen und sie erlösen?", fragte ihre Mutter.
Dieser nickte und verwies auf die Papiere.
"Ich rede mit dem Direktor unserer Kinder und bitte ihn, sie für den Rest der Woche von der Schule zu befreien. Das Ableben eines Elternteils ist nicht jeden Tag und möchte sie nicht schockiert in die Schule schicken", sagte ich zu meinen Schwiegereltern. 
"Herr Doktor, können wir einen Termin ausmachen für diese Sache? Wir möchten unser Kind nur schnell erlösen", fragte meine Schwiegermutter weinend.
"Natürlich. Morgen früh können wir es durchziehen. Aber zuerst sollte alles mit der Schule geklärt sein", antwortete dieser.

Ich rief bei der Schule an und erklärte dem Direktor mein Anliegen. Er war sehr betroffen von der Geschichte und befreite meine Kinder für wenige Tage von der Schule. Ich fragte mich, wann die Medien von Rivers Ableben erfahren werden. Sie war immerhin ein Weltstar und sehr beliebt bei den Fans. Lange dauert sowas dann nicht. Ich rief noch ihren Manager und erklärte ihm, dass River am nächsten Tag sterben wird. Er wollte versuchen, es aus den Medien zu halten und versuchen, Gerüchte zu ersticken. 

Am Tag von Rivers Erlösung waren die Kinder, Schwiegereltern und ich vor Ort. Ihr Bruder ging nicht mal ans Telefon, was uns alle entsetzte. Auch mein Schwiegersohn war da, um Yessi zu stärken und halt zu geben, den sie braucht. River schlief und wie versprochen war sie von den Maschinen abgetrennt. Die Schwestern hatten sie noch etwas geschminkt und sediert, damit sie nicht wie Tod aussieht. Jeder von uns weinte, als man sich verabschiedete. Wir hofften, ihre Seele hörte unsere Worte. Thora nahm es am meisten mit. Sie ist die Jüngste gewesen und verstand nur wenig vom Tod. Der Bestatter würde River am nächsten Tag abholen und zur Verbrennung bringen. Sie hatte ein Testament im Voraus gemacht und aufgeschrieben, wie sie beerdigt werden wollte. Falls mal was passiert.

Drei Tage später machten wir eine Seebestattung. Ich öffnete ihre Asche und der Wind trug meine Frau aufs Meer. Meine Schwestern sangen ein Trauerlied im Chor und weinten um River. Wir schauten eine Weile aufs Meer und weinten. Nun war River erlöst und wachte über uns. Ich hoffte, sie hörte ihre Schwägerinnen singen. Ihre Engelsstimmen erloschen irgendwann und sie schwammen davon.

 








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