Tag 2: Bereit für die Arbeit

Am nächsten Morgen aß ich die Reste von den gegrillten Früchten. Sie schmeckten fürchterlicher als am Vortag im Park. Und ich hatte keine Möglichkeit, sie aufzuwärmen, damit sie zumindest warm sind.



In der Umgebung suchte ich wieder nach Sachen, die ich zu Geld machen konnte. Mir dämmerte es, dass ich einen Job brauche. Waren aus der Natur brachten nicht viel Geld ein und irgendwann wollte ich schon ein Haus haben. Oder zumindest ein Raum.



Ich ging zu meiner alten Freundin Oriole Bird auf dem Gruselanwesen, um sie um Hilfe zu bitten. Auf dem Weg zu ihrem Haus kam mir ihre Tochter Ulrike entgegen. Ich war total entsetzt darüber, dass ihre Tochter alleine durch die Gegend rannte und Oriole nirgends in der Nähe war. Vorsichtig nahm ich die Kleine hoch und trug sie die Treppe hoch.



"Na, ist deine Mama da?", fragte ich Ulrike und sie schaute mit fragend an. 
Ich klopfte an und hörte Schritte aus dem Haus. Ob Oriole überhaupt bemerkt hat, dass Ulrike fort ist?



Oriole öffnete die Türe und war über meinem Anblick erschrocken. Dazu war sie entsetzter, als sie Ulrike bei mir entdeckte. 
Ich brachte Ulrike unter Orioles Augen hoch und setzte sie ab. Ulrike widmete sich sofort ihrem Spielzeug und Oriole brach das Schweigen.




"Wie siehst du denn aus? Wie eine Obdachlose", sagte sie entsetzt. 
"Nun ja. Vincent hat mich auf die Straße gesetzt und mein Mann hat mir keinen Cent vermacht. Ich lebe nur noch von den Sachen, die in der Natur vorkommen. Musste alles verkaufen, was geht. Jetzt brauche ich deine Hilfe. Gestern durfte ich bei einer Nachbarin Duschen und Essen. Ich fühle mich so erbärmlich, wenn ich Hilfe von anderen Menschen brauche. Für einen Job brauche ich neue Kleidung und ein kleines Make-Over. Kannst mir Kleidung leihen?", fragte ich verzweifelt.
Sie überlegte nicht lange und schleppte mich in ihr Schlafzimmer. 




Sie warf ein paar Klamotten aufs Bett und suchte Schuhe zusammen. Ich war in der Zeit im Bad Duschen. Sie kam nach der Dusche rein und zeigte mir ein Kleid. 
"Ich helfe dir beim Schickmachen für dein Bewerbungsgespräch. Lasse mich den Rest machen", sagte sie strahlend und machte sich ans Werk.
Nach einer Stunde sah ich wieder schön und attraktiv aus. So wie damals. Ich durfte sogar ein paar Klamotten behalten, die Oriole eh entsorgen wollte.



Wir schauten nochmal nach Ulrike und sie sagte:
"Ich wünsche dir viel Glück bei der Jobsuche. Du kannst ruhig meinen PC nutzen, wenn du willst."
"Vielen Dank. Ich schaue sofort nach einer passenden Stelle für mich.", sagte ich und ging zum PC.



In der Jobbörse waren viele freie Stellen und die Stelle im Rathaus sprach mich am meisten an. Vielleicht könnte ich meine Eltern damit beeindrucken, wenn ich wie Mutter in die Politik gehe.



Oriole kam in den Schlafzimmer und fragte mich, ob eine Stelle interessant wäre. Als ich die Stelle im Rathaus erwähnte, sagte sie:
"Du bist keine Politikerin. Das steht fest. Aber wenn es dein Wunsch ist, in der Politik Fuß zu fassen, um nur deine Familie zu beeindrucken, hindere ich dich nicht daran. Es ist deine Entscheidung. Ich kann dich nur unterstützen und hoffen, dass alles klappt, was du vor hast."
In dem Moment wurde ich unsicher mit meiner Entscheidung. Ich empfand die Berufsentscheidung selber falsch, weil ich wusste, dass ich eine schlechte Aktivistin bin. Auch meine neuen Umstände ändern nichts an meiner Meinung.



Da der Bürgermeister Viktor Feng gerne im Park ist, eilte ich hin und stellte mich nach einer Runde Schach vor. Seine Augen hatten mich bereits beim Ankommen abgecheckt. Er war anscheinend von mir sehr angetan und wollte mich zwei Tage später im Rathaus persönlich einarbeiten. Ich freute mich riesig auf die Arbeit. Aber der Name Feng kam mir irgendwie bekannt vor. Nur ich wusste nicht woher.



Abends kam Roger vorbei und ich sagte angesäuert:
"Hey, was sollte das gestern sein?! Du hast so getan, als würdest du mich nicht kennen."
"Tut mir leid. Aber du hast mich damals so verletzt, als du diesen alten Mann zu deinem Mann gemacht hast. Bist du wirklich nur auf Geld aus oder was? Ich kann dir nicht viel bieten, aber ich würde mein Leben für dich riskieren", erklärte er.
Ich bekam echte Schuldgefühle ihm gegenüber. Er war schon immer in mich verliebt seit ich denken kann und habe ihn für meine Zwecke missbraucht. Vor allem für Liebe. Während er sich in mich noch mehr verliebt hat, empfand ich ihn nur als Liebhaber.



Im nächsten Moment überkam uns eine alte Lust und küssten uns sehr innig. So wie vor drei Monaten, wo wir bei einem zufälligen Wiedersehen schwach wurden. Dass ich seitdem Übelkeit habe und dicker wurde ist mir nicht entgangen. Ich habe es immer auf fehlenden Sport und falscher Ernährung geschoben. Die fehlende Monatsblutung schob ich auf Stress.



Wir hatten im neuangeschafften Zelt viel Spaß. Die Liege war mir etwas zu kalt und mit den Einnahmen des Tages konnte ich mir ein warmes Zelt leisten. Er blieb über Nacht und wärmte mich mit seinem Körper.



Wenige Stunden später musste ich aufs Klo und fand in meinen neuen Sachen einen Schwangerschaftstest. Wie ihn Oriole reinschmuggeln konnte, weiß ich nicht. Aber sie wollte mir damit etwas sagen. Einen Wink wegen meinen körperlichen Veränderungen geben. Eine Schwangerschaft könnte ich nie verkraften. Ich war noch zu jung und zu schön dafür. Wenn ich älter und hässlicher wäre, wäre es eine andere Situation. Dazu könnte ich gerade kein Kind ernähren. Man muss sich nur mal anschauen, wo ich schlafe und lebe. Für ein Kind wäre es tragisch. Damit sie Ruhe gibt, machte ich den Test und dieser fiel ausgerechnet positiv aus. Ich weinte vor Schock und wollte die Situation nicht wahr haben. Nun werde ich ungewollt Mutter und der Vater steht auch nicht fest. Roger hörte es und fragte mich, was los sei. Ich sagte nur, dass ich total unglücklich mit meiner Wohnsituation sei. Er zog mich zurück ins Zelt und drückte mich fest an sich. Diese Wärme kannte ich nicht. Es fühlte sich schön und angenehm an. Genau das brauchte ich irgendwie gerade. Es hatte etwas tröstendes an sich, was ich sehr mochte.













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