Teil 2 - Familie Munch

 Ein Jahr und sechs Monate später

Sebastian Stark saß in seiner Detektei und ging sich durchs leicht graumellierte Haar. In Gedanken ging er sein Leben nochmal durch und stellte fest, dass nicht alles wie gewünscht verlaufen ist.

Bereits als kleiner Junge las er gerne Sherlock Holmes und wollte immer Detektiv werden. Aber seine Eltern waren Polizisten und verlangten später von ihm, dass er in ihre Fußstapfen tritt und Karriere machte. Er erfüllte deren Wunsch und vergaß seinen Traum als Detektiv. Durch seinem leichten Autismus besitzt er eine fotografisches Gedächtnis und eine gutes Logikverständnis. Das brachte ihm in der Zeit als Polizist viele Erfolge ein, aber auch gleichzeitig den Neid der Kollegen. Dazu langweilte er sich schnell, wenn er einen Fall beendet hatte. Wie Holmes ist er gut in Naturwissenschaft und macht gerne Versuche im eigenen Labor. Er schaute sich sogar bei der Polizei das Labor an, aber auch diese Zeit langweilte ihm. Er fühlte sich total unterfordert in seinem Job. Sein Vater meinte, ihm fehle das Feuer für den Job. Als seine jetzige schwangere Verlobte Petra Stein im seinen Revier anfing, war er Feuer und Flamme für die junge Deutsche. Er war bereits in den 30ern, hatte aber alles, was Frauen gefällt. Volles, schwarzes Haar. Durchtrainierten Körper. Markantes Gesicht. Teures Auto. Großes Apartment. Viel Geld durch ein Erbe. Sie war am Anfang nicht sehr angetan von ihm und erwiderte nie seine Gefühle. Stattdessen datete sie einen anderen Kollegen, mit dem sie nie zusammen kam.

Mutig kündigte Sebastian mit 40 Jahren seine Stelle und machte sich als Privatermittler selbstständig. Er kann sich kaum vor Aufträgen retten, weil die Polizei manches nicht ernst nimmt. Neben eifersüchtigen Partnern hat er es auch öfters mit Suche nach vermissten Personen zu tun. So auch Fall Ike. Dieser Fall war ihm immer noch gut in Erinnerung. Ein gewalttätiger Vater, der alle vergrault hatte. Nachdem es ruhiger wurde, datete er Petra und beide wurden ein Paar. Nun erwarten sie ein Kind. Sie gab auch ihren Job auf und stieg in seiner Detektei ein. Wegen der Schwangerschaft macht sie aber zurzeit die Büroarbeit und kümmert sich um die Termine. Bald würde seine Detektei neunjähriges Bestehen feiern. Mit Tiefen und Höhen. Seine Verlobte findet ihn sogar leicht ergraut attraktiver als vorher. Er wirkt verwegener als vorher.

"Schatz, Familie Flint ist da", sagte Petra und stand in der Türe.
Sie hielt sich ihre große Kugel und führte das Ehepaar Flint in seinen Büro. Er schaute nicht schlecht, als er Isabelle Ike erkannte. Petra ging raus und schloss die Türe.
"Herr Stark, ich musste mich einfach bei Ihnen für Ihre Hilfe damals persönlich bedanken. Während des Entzug lernte ich Pierre kennen und wir kamen uns auch nach der Therapie näher. Wir haben sogar vor einem Monat geheiratet und seine jugendliche Tochter akzeptiert mich als Mutter", sagte Isabelle strahlend.
Aus dem Zombie war eine schöne Frau geworden und sah der frühereren Isabelle nicht mehr ähnlich. Sie blühte regelrecht auf seit der Trennung von Ehemann Peter und schaffte einen Neustart. Hin und wieder sah er sie auch in Werbung für Mode.
"Ich freue mich sehr über Ihren Besuch. Wie ich gesehen habe, modeln Sie sogar wieder", sagte er.
"Ja. Nachdem ich wieder wie ein Mensch aussah und gepflegt rumlief kamen Aufträge ins Haus. Pierre unterstützt mich und seine Tochter fragt mich immer nach der Mode von Morgen", erzählte Isabelle verlegen. 
"Haben Sie Kontakt zum Ex-Mann?", fragte er sie ernst.
"Nein. Anfangs tauchte er bei uns auf und war nicht von den Anzeigen meiner Seits begeistert. Aber ich setzte mich durch und rief einfach die Polizei. Immerhin darf er sich mir nicht mehr nähern", erzählte sie bedrückt.
Pierre drückte ihre Hand und sagte ihr etwas leise ins Ohr. Sie wusch sich eine Träne aus dem Gesicht und er erkannte, dass die Vergangenheit ihr noch nah ging.
"Die Frage gerade tut mir leid. Ich wusste nicht, wie nah Ihnen das Ganze noch geht", entschuldigte sich Sebastian.
"Nicht schlimm. Wirklich. Meine Albträume sind so gut wie nicht mehr da und ich habe eine Familie, die hinter mir steht. Auch in schlechten Phasen, wenn die Träume schlimmer werden", sagte sie zitternd.
Pierre umarmte sie sanft und sie beruhigte sich wieder.
"Eigentlich bin ich wegen einem Auftrag hier. Ich möchte, dass sie meine Jordan finden und ihr diese DVD geben. Hier sind noch meine Kontaktdaten, falls sie Kontakt aufnehmen möchte", sagte Isabelle und reichte ihm einen Zettel und eine DVD.
"Ich habe gerade Luft und würde den Auftrag annehmen. Immerhin sollten Sie sich mit Ihrer Tochter aussprechen", sagte Sebastian. 
Isabelle lächelte glücklich und fragte nach den Kosten. 

Jordan Ike

Endlich bin ich Volljährig und kann mich mit meiner großen Liebe Lucas Munch treffen. Schon lange habe ich gemerkt, dass er mich mochte, aber wegen unserem Altersunterschied traute er sich nie mich zu daten. Also ergriff ich am meinem Geburtstag die Initiative und fragte ihn nach einem Date. Er willigte unerwartet ein und wir gingen ins Narwal. 
"Lucas, bleib mal stehen und schließe deine Augen", sagte ich und kam näher.
Mein Herz schlug schneller, als ich vor ihm stand und ihn anschließend küsste. Er riss überrascht seine Augen auf und es schien ihm zu gefallen. Errötet ging ich einen Schritt zurück und schaute verlegen weg.



"Warum hörst du damit auf?", fragte er traurig.
Langsam drückte er mich an sich und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und wollte, dass es nie endet.



Küssend gingen wir zum Schrank und verschwanden darin. Wir merkten nicht, dass wir in dem Moment die Hauptattraktion waren.



Wochenlang war mir morgens übel und ich konnte mich kaum auf die Arbeit in der Kita konzentrieren. Also holte ich einen Schwangerschaftstest und machte diesen. Als das Ergebnis positiv ausfiel, war ich im ersten Moment total happy. Aber auch besorgt um die Zukunft. Ich verdiente als Erzieherin genug für mich, aber nicht Zwei. Wie sollte ich dem Kind etwas bieten können? 



Ich traute mich am Anfang nicht, Lucas davon zu erzählen und fand immer wieder Erklärungen für meine Rückenschmerzen, Übelkeit, dickwerdenden Bauch, Hungerattacken, Müdigkeit und viel Toilettengang. Aber ich konnte es auf Dauer nicht verheimlichen. Irgendwann würde ich ein Walross sein und da würde es selbst Lucas dämmern.



Ich suchte meinen Frauenarzt auf und ließ mich genau untersuchen. Nach der Untersuchung sagte dieser:
"Herzlichen Glückwunsch, Sie werden bald zu Viert sein."
"Wie zu Viert?", fragte ich verwirrt.
"Sie bekommen Zwillinge", erklärte er genauer und füllte zwei Mutterpässe aus. 
Er gab sie mir und ich entschied mich zu einem großen Schritt. Ich suchte Lucas vor seiner Schicht im Restaurant auf und zeigte ihm die Mutterpässe.
"Ich werde Vater. Oh mein Gott. ICH werde Vater von zwei Kindern", sagte er strahlend und fühlte sofort nach dem Bauch.
Mila hatte alles gehört und schlug vor:
"Kind, ziehe doch bei uns ein? Ich kaufe uns das Strandhaus Hafenhütte mit ausreichend Platz. Dazu wollte ich schon immer ein Strandhaus haben, wo meine Enkelkinder spielen."
"Mila, das geht nicht. Zieht man normalerweise nicht erst zusammen, wenn man verheiratet ist?", sagte ich entsetzt.
"Vergiss deine Familientradtionen. Ich wurde damals von Lucas Vater sitzen gelassen und musste drei Jungs alleine großziehen. Wobei Zwei kein Interesse mehr an mich hegen und nur noch Lucas an meiner Seite ist. Ihr beide sollt dann später alles erben und die anderen Jungs nicht.  Außerdem sehe ich dich wie eine Tochter und möchte dir bei den Kindern gerne helfen", erklärte Mila.
Lucas schaute mich erwartungsvoll an und ich sagte:
"Na gut. Ich ziehe bei euch beiden ein. Auf Lucas ist immer Verlass und ich werde in Zukunft Hilfe mit den Kindern brauchen."
Lucas drückte mich vorsichtig an sich und ging strahlend zur Arbeit.



Das Haus war schnell gekauft worden und wir zogen innerhalb weniger Wochen ein. Am Einzugstag machten wir ein Selfie und teilten es. Dazu wurde das neue Bett sofort ausprobiert.



Für den Abend hatte ich mich bequemer angezogen und ich ging mit Lucas am Strand entlang. Wir entdeckten ein Lagerfeuer und machten es an. Kuschelnd standen wir davor und machten uns Gedanken über Namen. 



Als es langweilig wurde, spielte ich mit einem Stock in dem Feuer und zündete es aus Versehen an. Schnell warf ich es in die Flammen und Lucas seufzte nur.




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