Kapitel 11

Die Vorgeschichte von StrangerVille

StrangerVille hieß nicht immer StrangerVille. Von 1880 bis 1885 war es ein Militärlager mit Kaserne, die nach der Schließung namenslos vergessen wurde. 

1890 machte sich eine Gruppe von 50 Menschen unter die Führung von James Rockwell auf dem Weg zur Küste. Sie wurden von einem Sandsturm überrascht und landeten im einen abgelegenen Canyon jenseits von der jungen Stadt Oasis Springs. Im Canyon reichte der Sturm nicht rein. Sie waren überrascht, eine kleine, grüne Oase vorzufinden. Hier gab es Wasser und fruchtbaren Boden. 

Als eine Woche später immer noch ein Sturm herrschte und das Essen langsam zu neige ging, trat James Rockwell vor seinen Gefolge und sagte:
"Wie es aussieht, sind wir hier länger gefangen. Lasst uns an dieser Stelle eine Stadt namens JamesVille gründen."
Die Leute murmelten und stimmten dem Plan zu. Nach und nach wurde die Oase besiedelt.

James schloss Verträge mit anderen Städten und sicherte so seinen Leuten ein sicheres Leben. Durch den Tourismus floss viel Geld in die Stadtkassen. 
Aber eines Tages kam eine Dürre, weil der Fluss ausgetrocknet war und kein Wasser vom Himmel fiel.

Tagebucheinträge

Robert Rockwell, 1920

Wir haben eine große Hungersnot. Unsere Geschäftspartner können uns auch nicht ständig mit Lebensmitteln versorgen, weil sie selber wenig haben. Die Vorräte gehen uns langsam aus. Und mein Vater gab mir ausgerechnet jetzt seinen Posten ab. Ich bin doch erst 18 Jahre alt und bin keine wirkliche Person in dem Sinne, im Mittelpunkt zu stehen. Aber mein Vater steht mir als Berater zur Seite und ich versuche zu verhindern, dass unsere Stadt zu einer Geisterstadt wird.

Jackson White, 1925

Die Inflation hat auch uns eingeholt. Alle Preise steigen im Stundentakt und viele haben unsere Stadt verlassen. Die goldene Ära dieser Stadt ist vorbei. Viele Jahre lebten wir von den Touristen, die jetzt natürlich wegen den Geldproblemen weg bleiben. Ich bin einer der letzten jungen Menschen hier. Die meisten im meinem Alter haben die Stadt verlassen und die Eltern zurückgelassen. 

Jackson White, 1940

Viele Häuser stehen heute leer und ich sehe mit Trauer den Untergang der einst goldenen Stadt. Ein Komet kam vor einer Woche runter und seltsame Sporen schweben in der Luft. Viele Bewohner verhalten sich immer seltsamer und machen seltsame Verrenkungen.

Jackson White, 1960

Das Militär übernahm von einem auf dem anderen Tag unsere Stadt und veränderte unser Leben. Sie nennen JamesVille jetzt StrangerVille und haben eine Mauer um die Stadt gezogen. Bürgermeister Robert Rockwell blieb trotzdem auf seinem Posten. Aber auch er muss sich den neuen Regelungen beugen. Für alles brauchen wir nun schriftliche Erlaubnisse. Und mit dem Militär kamen die Forscher in unsere Stadt, die die leeren Häuser bezogen. Darunter ist auch das Paar Hans und Rachel Quinn. Sie waren von anfang an anders. Ich weiß aber nicht warum. Unsere Hoffnungen liegen nun in den Sohn von Robert. Sein Name ist Ted und wurde erst geboren.

Jackson White, 1970

Man errichtete ein Labor, um die komische Pflanzen zu untersuchen. Ich bin alt und lebe nicht mehr lange. Trotzdem möchte ich die Stadt verlassen. Das junge Paar Quinn bat ich um Hilfe. Auch sie wollen von hier weg. Dies ist mein letzter Eintrag. Zur Sicherheit gebe ich das Tagebuch den Quinns. Den ich werde es sicher nicht lebend über die Mauer schaffen. Ich lege noch ein Blatt aus einem verbotenen Atlanten dazu, wo meine Stadt verzeichnet ist. Wer diese Nachricht jemals findet, soll mir meinen letzten Willen erfüllen. Bitte erlöse StrangerVille bzw. JamesVille von der Militärregierung und vernichte die Pflanzen.

Fluchtversuch 1970

Zu Dritt und mit wenig Gepäck machten sich Hans, Jackson und Rachel nachts auf dem Weg zur Mauer. Je näher sie kamen, desto mehr Leichen pflasterten ihren Weg. Alles Bewohner, die auch fliehen wollten. Seit immer mehr Leute auf seltsame Weise in die Stadt kamen wuchs sie wieder. Nur dass diese Leute nicht raus konnten oder sich bei Verwandten melden durften.

Zuerst sollte die schwangere Rachel entkommen und das Gepäck mitnehmen. Sie wollte wie Hans den ungeborenen Zwillingen ein gutes zu Hause bieten und kein Diktatur. Mit etwas Aufwand schaffte sie es und wartete auf der anderen Seite der Mauer auf die Männer. Sie hörte nur noch Schüsse und musste schluchzen. Ihr geliebter Hans war Tod.
"Wir haben die beiden Flüchtigen erschossen", hörte sie nur jemanden rufen. 
Sie nahm das koplette Gepäck und rannte los. 

Nach wenigen Tagen erreichte sie eine Stadt und konnte von dort aus Richtung Küste fliehen. Sie zog ihre Kinder Timon Quinn und Sierra Quinn alleine groß. Obwohl sie wegen ihrer Schönheit viele  Verehrer hatte, war ihr kein Mann so perfekt wie Hans. 
Auf dem Sterbebett im Alter vermachte sie den Kindern zu gleichen Anteilen ihr Vermögen.

Gegenwart

Die junge Viktoria Quinn half ihren Eltern Timon und Ulla Quinn beim Aufräumen des Dachbodens. Sie wollten ein paar Sachen an die Wohlfahrt spenden. Viktoria öffnete eine alte Truhe und entdeckte ein seltsames altes Buch.
"Mama. Darf ich es behalten?", fragte sie.
"Natürlich. Wenn du willst. Leg es am besten in dein Bücherregal, damit es nicht mitkommt", sagte ihre Mutter. 
Sie rannte runter und legte in ihr Bücherregal. Die alte Truhe und ihr Inhalt fazinierte Viktoria so sehr, dass sie sie behalten konnte.
Am Schluss wurde viel gespendet und Viktoria hatte etwas entdeckt, was sie untersuchen konnte. Diese alte Kleidung war noch sehr intakt und sie schlüpfte einfach mal rein. Es roch nach Mottenkugeln.
Als sie sich im Spiegel anschaute, schaute ins Gesicht einer anderen jungen Frau. Sie sagte was und zeigte auf dieses seltsame Buch, aber Viktoria konnte ihre Worte nicht hören. Dazu entdeckte sie äußerliche Ähnlichkeiten mit sich selbst. Sie nahm das Buch und drehte sich zum Spiegel um, aber es war diesmal nur ihr Spiegelbild. 
Sie zog sich aus und ging duschen. Anschließend nahm sie wieder dieses Buch und öffnete es. Ein Blatt fiel raus. Und es schien von einem Atlanten zu sein. Anscheinend hatte sie das Tagebuch von einem Jackson White in den Händen, der bis 1970 lebte. 

Im Internet gab sie den Names JamesVille ein und fand keinen Treffer. Aber die Stadt muss es irgendwann wirklich gegebenhaben, wenn sie im einen alten Atlanten stand. Auch StrangerVille ergab nichts. Vielleicht gibt es die Stadt auch nicht mehr und wurde nur vergessen.
In der Truhe fand sie alte Fotos und darauf war die Frau von vorhin. Auf einem Bild lächelte sie in die Kamera und wurde von einem attraktiven Mann umarmt. 
Hans und ich vor unserem bisherigen Haus, 1959 stand hinten. Viel konnte man nicht mehr im Hintergrund erkennen. Sie rannte zu ihren Eltern und zeigte ihnen die alten Fotos. Ihre Mutter wurde einen Moment traurig und sagte:
"Das sind deine Großeltern Hans und Rachel Quinn. Sie war mit ihm so glücklich, bis."
Sie stockte und ging weg. 
"Papa, was war damals passiert?", fragte sie ihn.
"Ich kann es nicht sagen. Es könnte dich in Gefahr bringen, Spatz", sagte er zu ihr mit ernsten Gesicht.


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