Kapitel 5

Zurück nach Strangerville

Paris

Wir lebten nun drei Jahre in Windenburg und ich merkte, dass sich Leslie in unserem Samenspender Tetsu Murakami verliebt hatte. Beide passten wirklich gut zusammen, musste ich mir eingestehen. Denn Leslie hatte unser Kind ausgetragen und musste dafür mit ihm schlafen. Dabei müssen die Gefühle entstanden sein.
Als unser Kind schlief, kam ich zu Leslie und sagte:
"Leslie, ich habe dich und Tetsu küssend im Park gesehen. Deine Gefühle für ihm musst du nicht verstecken. Ich gebe dich frei für ihm. Damit ihr eine Familie werden könnt."
Sie machte große Augen und sagte:
"Bleiben wir trotzdem enge Freunde? Ich würde es vermissen, mit dir über Männer zu tratschen."
"Natürlich. Dazu gehe ich zurück nach Strangerville. Meine Arbeit wurde nach dort verlegt. Die Order kam von oben. Trotzdem können wir ja Kontakt halten."
Leslie bekam Tränen in den Augen und sagte:
"Dann sehe ich dich ja kaum. Es ist meilenweit entfernt von der Gesellschaft."
"Ich weiß, aber ich war auch nicht mehr treu. Ich habe jemanden namens Sascha Taylor im Internet kennengelernt. Nach der Schreiberei finde ich ihn richtig süß", sagte ich zu ihr.
Sie drückte mich und sagte:
"Dann gehe zu deinem neuen Schatz. Jetzt gehen wir wohl getrennte Wege als Paar, aber du kannst mein Kind jederzeit sehen. Ich mache dich zur Patentante."
Ich lächelte und drückte sie auch.


Ich zog wenige Tage später nach Strangerville und sah zum ersten Mal meinen neuen Schatz. Er war ein Alien. Und stand auch dazu. Von Verkleidungen hält er nichts. Wie seine Mutter. Seine Familie kam vor wenigen Monaten in die Stadt, weil sein Vater dort eine Stelle als Filialleiter der Bank erhalten hatte. Seine Mutter arbeitet im Tierheim und seine Schwester geht noch zur Schule.
Er stellte mich sofort seiner Familie vor und ich erlebte eine Überraschung. Sein Vater ist ein Mensch. Wie seine Schwester. Nur sie ist blauhäutig und hat viele Jahre Mobbing hinter sich. In der neuen Schule wird sie wie eine normale Schülerin behandelt. Was daran liegt, dass in Strangerville viele Aliens die Schule besuchen und er als Lehrer auch ein Alien ist. Dazu braucht sich hier keiner zu tarnen. Hier ist es normal, wenn man Aliens ohne Tarnung sieht.


Wir kamen uns langsam näher und wurden ein Paar. Seine Familie stellte mich sofort den Verwandten auf Sixam vor. Per Videochat.


Mit meiner Clique war ich bowlen und entdeckte zufällig den Star Ivory Rocca. Ich kam zu ihm und er gab mir ein Autogramm.
"Für meinen heißesten Fan", schrieb er auf die Karte.


Bei einem Date sah ich meine Schwiegermutter in Spe mit einem anderen Mann. Ich machte mir um ihre Ehe sorgen, aber Sascha sagte mir, es sei ein Geschäftspartner seines Vaters. Seltsam ist es trotzdem, dass man mit der Frau des Geschäftspartners essen geht.


Seit einigen Wochen war mir auch übel. Seine Mutter drückte mich vorsichtig und deutete an, dass sie ein Enkelkind bekommt. Von dem Gedanken wurde mir noch übler. Jetzt mache ich gerade Karriere und natürlich dann kommt ein Kind. Nicht dass ich keine Kinder will. Aber der Zeitpunkt passte nicht. Und wie bringe ich meinen Eltern bei, dass ich ein Alienmenschbaby austrage?


Ich teilte ihm die frohe Botschaft nach einem Arztbesuch mit und er freute sich. Anschließend spielten wir Schach und ich wollte endlich einen weiteren Schritt gehen. Ich meine nicht verlassen wie bei Leslie. Diesmal wollte ich vor dem Traualtar treten und meine es auch ernst.
Er war total überrascht von meinem Antrag und nahm ihn trotzdem an. Seine Familie skypte sofort nach  Sixam, als sie die guten Botschaften hatten und versprachen uns eine riesige Hochzeit. Immerhin wollten auch seine Großeltern, Tanten usw. dabei sein.


Als ich mir Salat machte, klingelte es an der Türe und mein Vater stand mit einem Kind und einem Koffer vor mir. Er erklärte mir die Situation meines Verwandten und ich solle das Kind vor meiner Familie schützen. Heute haben sie das arme Ding sogar blutig geprügelt. Dazu ist es sehr ängstlich und unsicher. Und in der Schule kann es leicht überfordert sein.

Ich war überrascht, dass mein Vater mir den Enkel anvertraute. Eigentlich ist er ein Leistungsmensch, aber er sieht auch in Gegensatz zum Rest meiner Familie, wenn man überfordert ist und man schauen muss, was gerade passend ist. 

Eine Bitte von ihm wollte ich auch aus ganzem Herzen erfüllen. Die zuständigen Mitarbeiter beim Jugendamt sollen aus dem Job gejagt werden. Da ich in der Cyberabteilung bin, soll ich ein paar Beweise beschaffen, wo man ihnen Bestechung nachweisen kann. So eine Anfrage bekam ich auch letztens von der Polizei Del Sol Valley. Sie haben ein paar Sozialarbeiter im Blick, die sich bestechen lassen, damit sie wegschauen und die Kinder dem elend überlassen. Als werdende Mutter will ich nur das Beste für die armen Kinder und unterstützte die Behörden gerne.


Del Sol Valley

"Eine Vier in Mathe. Das gibt wieder Schläge von den Eltern und Oma", dachte sich Isoldes Enkelkind.
Es hatte sich heimlich über die Familie informiert und erfahren, dass es eine Tante in Strangerville gibt. Das Jugendamt schaute weg, weil es immer von den eigenen Eltern bestochen worden ist. Es war so oft beim Jugendamt und hatte einen Koffer dabei. Dann wurde die Mutter angerufen und sie ohrfeigte es vor den Augen des Mitarbeiters, der so tat, als wäre es nicht passiert.
Zur Strafe gab es drei Tage lang kein Essen. Nur Wasser. Und es wurde im Zimmer mit einem Eimer eingeschlossen, damit man urinieren kann.
Als es nach Hause kam, zeigte es seinen Test und sein Vater verprügelte ihn mit dem Gürtel so lange, bis es blutete. Als der Opa es sah, schnappte sich dieser sein Enkelkind und fuhr ins Krankenhaus. Er ließ es da und packte etwas von seinen Sachen ein, als keiner hinschaute.
Abends fuhr Hans mit seinem Enkelkind nach Strangerville und klingelte bei Paris. 

Isolde fand heraus, was ihr Mann getan hatte. Einfach das Enkelkind von der Vorschule abzumelden! Der tickt doch nicht richtig. Sein Argument, das Kind sei mit der Schule überfordert akzeptierte sie nicht. Immerhin ging das Kind jeden Tag nach der Schule zu einer Nachhilfe und bekam sogar am Wochenende Nachhilfe. Aber die Noten waren immer schlecht. Die beste Note war eine 4- bisher. Und das Enkelkind wurde nur nett belächelt, wenn es versuchte, im Unterricht zu folgen. 

Und jetzt hatte er das Enkelkind vor ihr und den eigenen Eltern versteckt. Sie ahnte schon, dass es sich bei Paris aufhalten könnte und fuhr runter. Ein Schock kam auf, als sie ihre Tochter schwanger sah und ihr Verlobter ein verdammtes Alien ist. Es ist doch unangemessen, wie sie sich verhält. Der Mann ist nicht standesgemäß und sicher ungebildet. Also gab sie in der Zeitung folgende Announce auf:
Suche Schwiegersohn in Spe mit Stil und reichem Hause. Er sollte gebildet sein und gut aussehen. Dazu nicht älter als 30 Jahre sein. Eine treue Seele sein und Kinder streng erziehen. Vor allem kein Ausländer sein.
Passt doch alles auf Sascha. Nur die letzten Punkte nicht. 😑

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