Kapitel 4

Neuanfang

Paris

Ich beschloss, meine Liebste auch in dem Kampf einzubeziehen und zu heilen. Zu Fünft sind wir stärker.


Bis meine kleine Armee vor Ort war, fragte ich die Pflanze freundlich:
"Kannst du bitte von alleine verwelken? Oder sehr kooperativ sein und dich töten lassen, ohne dass du dich wehrst?"
Sie schrie mich sauer an und zur Strafe gab es eine Flasche Impfstoff. Diesmal hatte ich einige mehr gemacht, damit ich die Pflanze damit bewerfen kann. Und das schien sie etwas gereizt zu haben. Zumindest war sie angriffslustiger als bei der letzten Runde. Aber es half ihr nicht. Diesmal hat die Menschheit überlebt und die Alienpflanzen besiegt.

Meine Freunde und ich bekamen Auszeichnungen für die Rettung der Stadt und ich viele Jobangebote von der Regierung.


Wenige Tage später war die Stadt weniger seltsam und die Menschen wieder "normal". Leslies Mitbewohner waren seit Längerem ein Paar und haben bereits ein Kind. Jetzt erwarten sie ein zweites Kind und baten Leslie, auszuziehen. Sie zog bei mir ein. 
Und diese Pflanzen sind plötzlich verschwunden. Ich habe heimlich etwas von der Wurzel der Mutterpflanze abgeschnitten, damit ich ein Erinnerungsstück habe. Die Quarantäne der Stadt wurde aufgehoben.
Das Jobangebot von der Cyberabteilung des FBI war interessant. Ich nahm die Stelle an und würde bald nach Windenburg ziehen. Mit Leslie. Sophie zieht dann aus den Wohnwagen in meinem Haus. Denn sie hat kürzlich geheiratet und ein Kind bekommen.


Überrascht war ich von meinem Familienbesuch. Vater Hans, Mutter Isolde und Bruder Joshua kamen spontan vorbei. Zuerst herrschte das große Schweigen. Eigentlich sollte man sich doch nach so vielen Jahren Distanz etwas erzählen, aber es war wie damals verklemmt. Und das Eis schien stärker zu sein. 
"Wie geht es euch so?", fragte ich angespannt.
"Gut", antwortete man im Chor.
Na prima. So viel zu Wiedersehensfreude. Alle waren so oberflächlich und arrogant wie damals.


Dann meldeten sich noch alle Handys meiner Verwandten und Vater ging zumindest raus und entschuldigte sich dafür. Meine Mutter und mein Bruder gingen einfach ran und lasen Whatsapp durch. 
"Ich gehe kurz auf die Toilette", sagte ich und stand auf.
Oben machte ich meinen Störsender an, während ich auf dem Pot saß. Sofort kam ein Geschrei von unten.


Als ich unten war, schrieen sich mein Bruder und Mutter an.
"Was ist das für ein Drecksloch! Nicht einmal die Handys gehen hier", schrie mein Bruder wütend.
"Jetzt redet man hoffentlich wieder normal. Was macht euer Laden so, Mutter?", fragte ich freundlich.
"Es läuft prima. Ständig bekommen wir neue Kundschaft. Schade, dass du kein Interesse an das Unternehmen hegst. Dein Bruder ist viel zu blöd für so eine Verantwortung und du rettest mal einfach so die Welt vor Pflanzen. Ich verstehe nicht, wie man dich dafür auszeichnen konnte. Das war doch sicher eine simple Zimmerpflanze", antwortete meine Mutter.
Setzte sie in ernst meine Leistung runter? Es war eine Monsterpflanze. Ich hätte meine Mutter und Bruder der Pflanze zum Fressen am liebsten vorgeworfen. Dann würden sie anders denken.


Ich ging raus und schaute nach meinem Vater. 
"Meine Schwester mobbt mich schon wieder. Siehst du, wie sie mich hasst?!", schrie Joshua sauer.
"Daran bist du auch selber schuld. Hättest du nicht damals über sie immer hergezogen und in den sozialen Medien als hohl und blond bezeichnet, wäre euer Verhältnis heute besser", sagte Isolde arrogant.
"Sie ist doch strohdumm und bekommt nichts auf die Reihe. Ich fülle mit meiner Musik jede Konzerthalle. Und sie bekämpft eine Zimmerpflanze im Labor. Das ist doch keine besondere Leistung", meinte Joshua.
"Sie ist viel klüger als du denkst", dachte sich Isolde und dachte nach. 
Eigentlich war sie schon immer ein echtes Genie, wurde aber nie gefördert. Deshalb wurde sie ein Homo und ein Hacker. Wie ekelhaft. Eine Familie besteht aus Mutter, Vater und Kindern. Nicht Mutter, Mutter und Kind. Und einen Enkel kann sie auch nicht wie ihr Bruder schenken. Ihre Schwiegertochter Isara ist ein Traum von Schwiegertochter. Sie kann mir ihr über arme Menschen und Homos herziehen. Shoppen.  Spa besuchen und andere Besucher verhöhnen, die fett und hässlich sind. Den Friseur aufsuchen und über heiße Schauspieler reden.
Das Enkelkind verprügeln, wenn es weint. Immerhin muss ein Kind das machen, was die Eltern verlangen. Und ein Klaps auf dem Kopf oder auf dem Hintern mit dem Lineal hat ihr auch nicht geschadet. Sie versteht ihren Mann nicht, wenn er liebevoll mit dem Enkel umgeht. Das Enkelkind tanzt ihm doch auf der Nase später rum. 


Mein Vater umarmte mich und sagte:
"Das hast du toll gemacht, mein Kind. Ich habe Bilder von der Pflanze gesehen. Nimm dir die Worte deiner Mutter nicht zu Herzen. Sie ist immer noch eine Hexe."
Zum ersten Mal lobte mich mein Vater. Er war schon immer arrogant und versnobt, aber nie so bösartig wie meine Mutter. Ich fragte mich, wie er meine Mutter nur aushält. Und er akzeptiert meine Beziehung zu Frauen. 


Ich ging in die Küche und bereitete Essen zu. Mutter verließ den Raum.
"Schatz, was machst du da?", fragte Hans misstrauisch.
"Ich suche nach einem perfekten Schwiegersohn im Internet. Ich dulde keine Homo in meiner Familie", sagte Isolde konzentriert.
"Du weißt doch, dass ich es nicht gut finde, dass du ihre Bedürfnisse untergräbst. Lass sie doch einfach sie selbst sein. Auch wenn es uns nicht passt. Ich sehe ihre Liebe zu dieser Leslie neutral. So lange meine Tochter glücklich ist, bin ich es auch", sagte Hans zu seiner Frau.
Isolde schaute ihn entsetzt an und sagte:
"Ein Kind soll nicht glücklich sein. Es muss die Eltern glücklich machen und ihre Wünsche erfüllen."
"Aber unser Enkel kommt immer zu mir, wenn es Angst hat. Sobald es euch anderen sieht, versteckt es sich vor Angst in den Schränken. Glaubst du nicht, da läuft etwas falsch?", fragte Hans.
"Ach was. Es ist nur schwach. Eines Tages wird mir mein Enkel dafür danken, was ich ihm jetzt alles beibringe. Hast du schon alles für die Vorschule ausgefüllt? Es soll so früh wie möglich gefördert werden", antwortete Isolde abgelenkt.
"Das habe ich noch nicht gemacht. Unser Enkel ist erst 2 1/2 Jahre alt. Es soll Spaß haben und sich zu einer selbstständigen Person entwickeln", verteidigte Hans seine Meinung.
"Du warst doch immer auf der Seite von Paris. Das Ergebnis siehst du ja", maulte Isolde.
Hans verdrehte die Augen.


Er ging zu seinem Sohn und sagte:
"Joshua, was nörgelst du schon wieder."
"Sie will uns mit Gemüse und Katzenfraß vergiften. Es schmeckt sowas von scheußlich. Hat sie denn keinen Koch wie wir?!", giftete Joshua rum.
Hans probierte und fand es sogar lecker. Aus seinem Mädchen ist etwas geworden. Nur er wusste, dass sie als Agentin arbeitet. Seiner Frau wollte er es nicht unter die Nase reiben.
Joshua ging zu seiner Schwester und versuchte ein Gespräch. 
"Schwesterchen, warum bist du nur so eine Loserin? Ich meine, du hast keinen Job und bist strohdumm. ICH bin immer in den Medien ein gefeierter Star. Aber du. Nur weil du die Welt gerettet hast, bist du nicht besseres als ich. Ich bin der Schlauere und erfolgreichere von uns", fing er an.
"Du bist der Dumme", dachte ich mir und wollte ihm schon eins reinhauen. 
So wie damals, als wir jünger waren. Ich habe ihm dabei die Nase gebrochen, ein Feilchen verpasst und zwei Zähne rausgeschlagen. Er hatte mich in der Jugend schon so mies aufgezogen. Nur damals war ich mies gelaunt, weil ich Ärger mit dem Direktor hatte, weil er mich dabei erwischt hatte, wie ich mich ins Schulsystem einklinken wollte. Dann kam er mit seinen fiesen Sprüchen und sah meine Fäuste im Gesicht. Ich meine, er hätte noch eine Gehirnerschütterung gehabt. Aber da bin ich mir nicht sicher. Zumindest ging er mir seitdem aus dem Weg und zog nirgends mehr über mich her. 
Ich war so froh, als sie weg waren und mein Herzblatt nach einer Buchtour wieder da war. Soll meine Familie in der Villa in Del Sol Valley doch verrotten.




Ich zog mit Leslie nach Windenburg und wagte einen großen Schritt.
"Willst du mich heiraten, mein Engel?", fragte ich nervös.
"Natürlich will ich", sagte sie heulend und legte sich den Ring an.




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