Kapitel 5

Kleinkindzeit

Lilien König

Ich war total mit meiner Situation überfordert. Jens hatte den Kontakt beendet und ich war alleine mit unserer Tochter Terra. Alessia musste aus ihrer Wohnung mit Sohn Mirco und so bot ich ihr aus Eigennutz meine Hilfe an. Sie fand keine Arbeit und brauchte dringend eine Bleibe. Ich suchte jemanden, der gegen Geld meine Tochter sittet. Also passte es doch. Und es klappte. 


"Kinder, wer hat euer Spielzeug kaputt gemacht?", fragte ich einmal die Kinder.
Sie saßen auf dem Pot und starrten mich mit großen und traurigen Kulleraugen an. Na prima, so kann man den Kindern doch nicht mehr böse sein.


Nach wenigen Jahren machte Alessia mir ein Liebesgeständnis. Ich empfand nie etwas Romantisches für sie und sie war mehr als verletzt. Am nächsten Tag zog sie mit ihrem Sohn aus und kaufte sich ein kleines Haus in Newcrest.


Ich musste die Uni unterbrechen und bat meine Familie um Unterstützung. Gerade von meinen Eltern hätte ich eine Moralpredigt erwartet, aber sie hörten mir zu und unterstützten mich finanziell. 

Nach zwei Jahren war Terra endlich in der Schule und ich konnte wieder zu meiner Erleichterung in die Uni gehen. 

Dann besuchte mich aus dem Nichts Jens Jang. Man hört richtig. Er hat geheiratet.
"Ich möchte unsere Tochter zu mir holen", sagte er mir kalt.
Zorn durchflutete mich. Er hat sich vor der Geburt verdrückt und jetzt sowas?
"Du bekommst unsere Tochter nicht. Sie schläft bereits. Und sie kennt dich nicht. Ich musste sie alleine groß ziehen. Ohne dich. Hast nicht mal einen Cent gezahlt oder Interesse an ihr gehabt! Warum auf einmal das Interesse bitteschön?!", regte ich mich auf.
"Meine Frau will es so. Wir können keine Kinder bekommen und sie möchte so sehr Kinder haben. Also erzählte ich ihr von meinem Kind aus der Zeit, wo ich in der Uni war. Und jetzt möchte sie es adoptieren. Obwohl ich Null Lust auf mein Kind habe", sagte er maulend.
"Dann geh doch und lasse uns in Ruhe. Du hast dich doch ganze Zeit ein Dreck um uns geschert", schrie ich ihn an.
Er ging einfach rein und suchte sofort nach Terra. Zum Glück kam Alessia, die immer noch eine treue Freundin war und die Sache von damals verarbeitet hatte. Sie war auch in einer glücklichen Ehe mit einem netten Mann. Sofort entdeckte sie Jens und beschäftigte ihn mit einem Gespräch zu meiner Erleichterung.


Terra

Ein Monster erschien und wollte mich im Traum fressen. Also wachte ich auf und sah Tentakel, die mich greifen wollten. Ich hatte große Angst und suchte nach Mama. Sie hatte Tante Alessia und einen komischen Mann zu Besuch.
"Kann mir jemand helfen und mich vor dem bösen Monster unterm Bett retten?", fragte ich ängstlich.
Der Mann überlegte, verneinte aber dann. Mama wollte den Gästen etwas Tee machen.


Tante Alessia half und ich umarmte sie dankbar. 
"Nun schlaf schön, Prinzessin", sagte sie und strich mit überm Kopf.
Ich lächelte und ging wieder schlafen.


Mama war morgens wieder in ihrer Schule und ich machte den Abwasch. Mama sagt, sie geht in eine Schule für große Mädchen. Aber ich bin doch auch ein großes Mädchen. Warum darf ich nicht auf die gleiche Schule wie Mama gehen?


An manchen Tagen ist Mama sehr lange in ihrer Schule und dann wieder nicht. Ich finde es seltsam. Hat man nicht immer um die gleiche Zeit Schluss?


Manchmal bringe ich auch Freunde mit und Mama macht immer leckeres Essen. Ich liebe meine Mama so sehr.


Lilien

Da ich später Roboter entwickeln möchte, muss ich bereits jetzt fleißig üben, wenn die Kleine schläft. Dabei fange ich mir ab und zu Stromschläge ein.


Zocken entspannt total.


Inzwischen hat mein Bruder die Leitung vom Unternehmen unserer Eltern. Er ist kein kleiner Junge mehr wie damals, als ich in der Uni startete. Inzwischen ist er Anfang 20 und sein Kind ist 10 Jahre alt. 

Bei der letzten Familiefeier wollte meine Nichte nicht mehr mit Terra spielen, weil sie für sie zu kindisch ist. Was mich nicht wundert. Terra ist gerade halb so alt und hat andere Interessen als ihre Cousine. 

Mein Bruder rauchte in einer ruhigen Ecke seine Zigarette und schaute dem Treiben zu. Ich weiß, dass er solche Veranstaltungen hasst und nicht gerne hingeht. Aber weil er der neue Boss ist und unsere Eltern verlangen, dass er ihre Traditionen zur Geschäftsgewinnung beibehält, macht er mit.
"Ich hätte dich eher für einen Maler gehalten anstatt eines Geschäftsführers", sagte ich und setzte mich zu ihm.
"Bin ich auch. Aber du kennst doch unsere Eltern. Traditionen. Malen bringt ja nichts ein. Natürlich male ich noch in der Freizeit. Die Bilder in der Galerie sind von mir", sagte er gelangweilt.
"Die sehen super aus. An dir ist ein Talent verloren gegangen", lobte ich.
Er wurde rot.
"Ich werde einen Geschäftsführer für meine jetzige Sparte suchen, damit ich als Künstler arbeiten kann. Als Eigentümer darf ich es ja. Und unsere Eltern bekommen immer im Monat ihren Anteil. Du hast auch deinen Anteil. Seit Jahren gebrauchst du ihn nicht und es ist viel Geld drauf", sagte er.
"Ich weiß. Etwas davon will ich für mein Kind zurücklegen, damit es ohne Geldsorgen studieren kann oder irgendwo eine Ausbildung machen kann. Sie soll nicht so wie ich starten in den Lehrleben", sagte ich zu ihm.
Er nickte und sagte:
"Das mache ich auch. Für meine Tochter lege ich immer Geld zurück. Von meiner Ex habe ich nur gehört, dass sie erfolgreich modelt und in Bridgeport mit Matthew Hamming liiert ist. Dank den modernen Medien, die unsere Eltern ja so verabscheuen. Ohne Kinder.  Und dein Ex?", fragte er.
"Er möchte unser Kind, aber der Richter war auf meiner Seite, weil er sich nie um uns geschert hatte. Zum Glück kennt meine Tochter ihren Rabenvater nicht. Das macht das Ganze nicht so schlimm für sie", antwortete ich.
Er machte große Augen und war sprachlos.

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