Kapitel 1

Endlich frei

Janet Isle wurde in Willow Creek geboren. Ihre Eltern waren Arbeiter in einer Konservenfabrik vor Ort. Man verdiente gut, aber der Eigentümer missachtete jeden Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit. Dazu waren die Maschinen über 100 Jahre alt. Arbeitsunfälle waren normal. Seit der Gründung vor 100 Jahren starben 30 Menschen und 50 Menschen verloren Körperteile oder waren nach einem Unfall schwerstbehindert. Also ein sehr gefährlicher Arbeitsplatz. Der Laden war nur nicht zu, weil die Behördenmitarbeiter käuflich waren. 

Als Janets Mutter mit ihr schwanger wurde, kündigte diese und fing im Supermarkt als Kassiererin und Verkäuferin an. Man verdient weniger, aber hier kann einem ungeborenen Kind nichts passieren. Sie appellierte bei ihrem Mann, auch zu kündigen und sich einen sicheren Job zu suchen. Aber er war nur auf den Lohn aus, was ein Risikoanteil enthielt. Von dem Geld könnten sie auch besser das Kind versorgen.

Als Janet fünf Jahre alt war, hatte ihr Vater einen schweren Arbeitsunfall. Eine Maschine lief nicht mehr und der Vorarbeiter wollte alle Maschinen abstellen, damit man den Fehler beheben konnte. Aber der Eigentümer drohte dem Vorarbeiter mit Kündigung, wenn er die Maschinen ausmacht. Immerhin würde er dann einen Tag Produktion verlieren. Alte Maschinen eben. Der Chef ist ein Geizhals und spart bei der Sicherheit wo er kann. Es gab nicht mal an den Maschinen einen Notausstopknopf. Den roten Knopf, wenn die Maschinen stoppen sollen. Von Abdeckung oder Schutzkleidung will man erst nicht anfangen. Sowas wollte der Eigentümer nicht, damit er mehr Umsatz hat. 

Zumindest war ein Teil von einem Zahnrad abgesprungen und verklemmte eine Maschine. Eigentlich sollte man ja alle Maschinen ausstellen und warten, bis sie stehen, damit nichts passiert. Aber nicht mit diesem Geizhals. Er sah wirklich Geld davon schwimmen, wenn die Maschinen erstmal stehen. Dann müsste man auch einen Teil der Maschinen durch Moderne ersetzen. Er hatte das Geld, wollte aber sparen und arbeitete lieber mit den kaputten Dingern.

Keiner der Mitarbeiter wollte an die Maschine ran, weil sie bereits erlebt haben, was passieren könnte. Zum Beispiel ein Arm ab, Bein ab, zu Tode gequetscht usw.. Der Chef drohte allen mit Kündigung und Janets Vater nahm eine alte Metallstange, um das Stück zu lösen. Er bemerkte nicht, dass einer seiner Ärmel sich an dem scharfen Metall verfangen hatte. Als sich die Maschine wieder bewegte und sich die Stange darin verfing, wurde er in die Maschine gezogen. Der Vorarbeiter ignorierte das Geschrei seines Chefs und machte in dessen Büro alle Maschinen aus. 

Janets Vater schrie und weinte vor Schmerzen. Der komplette Unterarm hing zwischen den Zahnrädern und blutete stark. Auf dem Boden sah man Fragmente von Knochen und Gewebe. Ein Mitarbeiter holte eine Knochensäge und trennte den Arm ab den Ellbogen ab. Keiner schaute hin, als das Blut spritzte. Einige Mitarbeiter hielten sich geschockt in den Armen und drehten sich von den Anblick weg. Als Janets Vater irgendwie frei war, holte der Vorarbeiter den abgelaufenen Erste Hilfe Koffer und verband die Verletzung. Dieser hatte bereits die Polizei und einen Krankenwagen gerufen, weil dieser Unfall ein Unfall zu viel war. 

Die Sanis und der Notarzt dachten, sie wären im 20. Jahrhundert geraten, wo Arbeitssicherheit ein Fremdwort war. Sie sahen auch den Arm in der Maschine und den bewusstlosen Mann auf dem Boden. Er hatte viel Blut verloren und musste sofort ins Krankenhaus und notoperiert werden. Den Arm konnte man nicht mehr retten, der bereits fehlte. Aber man wollte den Rest retten. 

Der Chef setzte sich mit der Polizei auseinander und drohte allen mit Kündigung. Dieser wollte wirklich wieder die defekten Maschinen hochfahren, damit man morgen wieder produzieren kann. Aber die Polizei unterband dies und machte den Laden erstmal dicht. Es war eine Todesfalle in deren Augen, wenn man noch eine Knochensäge wie im 20. Jahrhundert brauchte. 

Die Polizei ermittelte sogar bei den zuständigen Behörden. Denn eigentlich müsste der Laden längst zu sein in diesem Zustand. Sie fanden die käuflichen Mitarbeiter und diese wurden sofort fristlos entlassen und dürfen nirgends mehr in diesem Beruf zu recht arbeiten.

Die Fabrik wurde nie wieder geöffnet und die Mitarbeiter fanden woanders Arbeit in anderen Städten. Sie hatten immer noch das Bild von Janets Vater vor den Augen, als er leblos und blutend auf dem Boden lag. Sie konnten dessen Familie nicht in die Augen schauen. 

Janets Vater bekam eine Prothese von der Krankenkasse gestellt. Die war nicht hochwertig, aber er konnte alle Finger daran bewegen. Leider fand er nach dem Unfall keine Arbeit mehr und wurde Trinker aus Frust. Keiner wollte einen Mann mit schwerer Behinderung einstellen. Wenn er nüchtern war, schrie er Frau und Kind an. Wenn er betrunken war, missbrauchte er seine Frau und Tochter. Janet und ihre Mutter hatten so viel Angst vor ihm, dass sie keine Hilfe suchten. Immerhin waren sie auf seine Invalidenrente angewiesen. 

Janets Mutter packte aber eines nachts ihre Sachen, nachdem sie mal wieder missbraucht worden ist. Sie hatte inzwischen einen Lover und dieser wollte mit Janet nichts zu tun haben. Also ließ sie ihre Tochter bei dem gewalttätigen Mann. 

Als Janet 15 Jahre alt war, verkaufte ihr Vater sie an Malcolm Landgraabs Mutter Nancy. Sie brauchten ein billiges Dienstmädchen, die auch ihren Sohn im Bett glücklich macht. Tagsüber war Janet in der Schule, nachmittags arbeitete sie hart im Hause Landgraab. Geoffrey hatte Mitleid mit dem Mädchen und sorgte dafür, dass sie nur bis 20.00 Uhr arbeiten musste. Dafür musste sie aber für die Schule lernen. 

Und Janet war schon als Teenie eine Schönheit. Malcolm nahm sie mit 16 Jahren zur Frau und behandelte sie so schlecht wie einst ihr Vater sie. Er warf mit dem heißen Essen nach ihr, wenn ihm das Essen nicht schmeckte. Schrie sie an. Verging sich nachts an ihr. Sie war schon wieder in der gleichen Hölle wie vorher gefangen. Da Nancy und Malcolm die Dominanten sind, hörten sie nicht auf Geoffrey. 

Jetzt war sie 19 Jahre alt und Malcolm musterte sie ein letztes Mal. Er zwang sie erneut zum Sex und begleitete sie zur Haustüre. 

"Du bist frei. Unterschreibe hier und du kannst deiner Wege. Da ich alles gekauft habe, behalte ich deine Kleidung. Auch die Unterwäsche. Hier hast du einen Rucksack mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und einer Decke", sagte er.


Sie unterschrieb und rannte nackt davon. Da es Winter war, war nachts in der Wüste Eistemperaturen. Sie entdeckte ein Haus und brach ein. Im Schlafzimmer waren Frauenklamotten und Schuhe. Sie zog etwas an und ging runter. Unten entdeckte sie eine Frauenleiche und unterdrückte einen Schrei. Sie hatte eine Tote beraubt. Vorsichtig kletterte sie aus dem Fenster aufs Vordach und rannte zur nächsten Telefonzelle. Dort meldete sie ihren Fund und rannte weg. 

Nach zwei Wochen war sie bereits aus der Wüste raus und war im einen Gebiet mit Schnee. Auf den Straßenschild stand: Willow Creek, 40 Meilen. 

Immer wieder schlief sie in Schwimmbädern und konnte dort Duschen. Die Automaten mit Getränke und Essen konnte sie mit der Zeit auch knacken. Sie entnahm dann das Kleingeld und alles, was sie für die nächste Strecke braucht. 

Sie hatte sich in Willow Creek in einem leerstehenden Haus eingenistet. Hier könnte sie überwintern und nachdenken. Eine Mädchengang hing da auch ab und entdeckte sie. 

"Hey Pennerin, gib uns deine Wertsachen", sagte eine von denen.

"Ich besitze doch nichts außer der gestohlenen Kleidung und etwas Essen", jammerte Janet.

"Dann gib uns die Kleidung und den Rucksack. Hier kannst du meinen alten Sportpulli haben, den ich so sehr hasse", sagte ein anderes Mädchen.

Janet tat, was man ihr sagte. Zitternd saß sie auf ihrer Decke und rollte sich weinend zusammen. Die Mädchen machten noch ein Video davon, wie sie sich auszog und alles gab. Das luden sie im Darknet hoch und lachten sich einen Ast ab. 

In der Zeit korrigierte ihr Kindheitsfreund Greg Hound die Hausarbeiten seiner Schüler. Er war bereits damals in Janet verliebt gewesen und war es immer noch. Seine Ex zog vor wenigen Tagen aus und ließ ihre alten Sachen da, die sie nicht mehr brauchte. Er wusste einfach nicht, was er mit dem Kram anfangen sollte. Draußen war ein Schneesturm und Minusgrade. 


Janet brauchte jetzt dringend Hilfe. Sie hatte Fieber entwickelt und hustete stark. Sicher hatte sie eine Lungenentzündung. Aber wo sollte sie hin. Zum Glück war keiner unterwegs, der sie kannte bei dem Wetter. Wo wohnte nochmal Greg? Irgendwo in diesem Viertel. Das wusste sie. Falls er noch dort lebte, wo er damals lebte.


Sie rannte voller Hoffnung los und schaute sich jedes Namenschild an. Manche runzelten die Stirn, die sie sahen. Aber boten herzlos keine Hilfe an. Sondern nannten sie nur Pennerin. 


Irgendwann kam sie bei seinem Haus an und erkannte es wieder. Sie fror und hustete sich die Lunge raus. 


So konnte sie doch nicht ihrem Freund entgegentreten. Ihre Füße waren blutig und sie trug nur diesen Pulli. Dazu war ihr schlecht und ihr Fieber war stark gestiegen. Sie wollte kein Mitleid von ihm. Sie wollte nur ein warmes Bett.

 Also setzte sie sich auf seine Terrasse und kauerte sich heulend zusammen.

 

Greg hörte Geräusche und schaute nach. Das Wimmern kam von Vorne und er entdeckte eine halbtote Janet Isles. 

"Komm in mein Haus. Du erfrierst ja in diesem Outfit", sagte er und zog sie hoch.

Janet konnte sich kaum auf den blutigen Füßen halten. Er half ihr stützend ins Haus und redete erstmal mit ihr. Als sie erzählte, was ihr in den letzten Wochen passiert ist, war er geschockt. Dazu war sie heiß wie ein Ofen. Sie gehörte ins Bett. 

 

Er steckte sie in die Wanne und ließ sie baden. Ihr Pulli kam in die Wäsche und er legte Handtücher auf dem Klodeckel. Dazu holte er etwas Alkohol und seinen Erste Hilfe Koffer. Sie musste verarztet werden. Ein paar Erkältungsmedikamente dürften das Fieber senken. Er wollte ihr das Bett überlassen und im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafen.

Nachdem sie sich eingewickelt hatte, wurde ihr schwarz vor Augen und sie kippte um. Greg packte sie in seinem Wagen so wie sie war und fuhr von einem Krankenhaus zum nächsten. Keiner wollte sich Janet annehmen und er brachte sie wieder zu sich nach Hause. Ihr Fieber war stärker gestiegen und er verstand nicht, warum die Krankenhäuser nur an ihr Geld dachten. Auch Obdachlose sind nur Menschen und Krankenhäuser sollten für Kranke da sein. 

Er rief seinen Hausarzt an und erzählte davon, was er gerade erlebt hatte. Dieser hatte seine Praxis geschlossen, wollte aber trotzdem nach Janet schauen und Medikamente mitbringen. 

Dieser kam schnell und verarztete die Füße. Der Arzt erkannte seine frühere Patientin erst, nachdem Greg ihren Namen sagte. Greg gab er etwas Wundalkohol, Verband und Wundsalbe. So könnte sie die nächste Zeit nicht laufen. Dazu starke Schmerzmittel.

Dann schaute er nach den Fieber und Husten. Beim Abhören hörte er eine schwere Lungenentzündung raus und sie hat 43 Grad Fieber. Da kein Krankenhaus sie nehmen wollte, musste der Hausarzt improvisieren. Er gab Penecilin und andere starke Erkältungsmittel mit einer Dosisangabe. 

Tagelang pflegte Greg seine alte Freundin und nahm sich extra Urlaub dafür. Dazu kramte er die Kleidung seiner Ex raus und wusch sie, bevor er sie für Janet rauslegte. Nach vier Tagen war das Fieber gesunken und Janets Füße waren nur noch leicht sensibel. 


Er machte sich etwas Tee und war sehr besorgt. Die Mädchen, die Janet beraubt hatten, kannte er. Sie tyrannisierten die ganze Schule und der Direktor wurde sogar von den Mädchen gerüchteweise erpresst. Womit weiß keiner. Aber er schaltete nicht die Polizei ein oder warf sie von der Schule. 


Er ging kurz nach der Wäsche im Trockner schauen, als Janet unter Schmerzen und mit Fieber runterkam. Sie nahm sich Tee und setzte sich an den Tisch. Jetzt fühlte sie sich besser und trank sehr viel Tee. Greg war überrascht, dass sie wieder aufstehen konnte und gesellte sich zu ihr.

"Geht es dir besser?", fragte er besorgt.

"Ja. Was hast du die letzten Tage mit mir gemacht?", antwortete sie schwach.

"Ich habe deine Füße gepflegt, deinen ganzen Körper mit einem feuchten Tuch gereinigt. Zumindest gibt da keine Geheimnisse mehr vor mir. Und Medis gegeben. Dr. Mark war hier und schaute zwischendurch nach dir. Du wärst beinahe gestorben laut ihm, wenn du keine Hilfe gesucht hättest. Du hast eine schwere Lungenentzündung. Das hätte spätestens zum Tode geführt", erklärte er mit rotem Kopf.

Sie war also dem Tod knapp entkommen.


In den Folgetagen schlief sie noch viel und konnte sich mit Schmerzmitteln wieder bewegen. Es war so furchtbar. So tief kann man doch nicht stürzen? Oder? Zumindest war sie von dem Dreckskerl Malcolm nicht schwanger. Das erleichterte sie etwas. Der Hausarzt hatte extra dies untersucht. 


Sie traute sich nicht an Gregs Hemden ran und lief dann eben ohne Schlafzeug rum. Das hatte seine Ex alles mitgenommen. Sie würde ihn fragen, wenn er aus der Arbeit kommt. Irgendwie ist es auch peinlich, keine Kleidung zu haben.


Da Greg ein hoffnungsloser Romantiker ist, flirtete er viel mit Janet. 


"Janet, sollen wir nich zusammen baden wie früher als Kinder?", fragte er einmal verstohlen. 

Sie wurde rot und nickte. Seine liebevolle Fürsorge machte sie langsam gesund und nun konnte sie ihm so danken. In der Wanne bedeckte sie sich, obwohl er alles bereits gesehen hatte die letzten Tage. Aber ihr war es so unangenehm.


Er zog sogar wieder in seinem Bett ein. Und  beide hielten Händchen, als sie schliefen. Das ist doch eindeutig.

 

 



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