Prolog Familie Tanao

 Vor 70 Jahren, Amerika

Yunas Opa kam als japanischer Soldat nach Amerika. Er würde sogar für sein Land sterben. Aber kurz nach der Anreise durften die japanischen Soldaten nicht mehr mit den amerikanischen Soldaten kämpfen, weil deren Länder kein Blut mehr vergießen wollten von unschuldigen Menschen in ihren Ländern. 

Nach drei Jahren waren sich beide Länder politisch noch nicht komplett einig, was in den Friedensvertrag sollte. Aber die Japaner hatten sich verändert. Sie begannen alles zu leben, was sie zu Hause nicht durften. Da sie in der Nähe einer Großstadt stationiert waren, gingen sie am Wochenende nach dem harten Training immer in die Bars und Striplokale. Im Japan gab es sowas nicht, weil es dort verpönnt war, sich in solchen Orten blicken zu lassen. Aber hier war kein Japan. Hier war Amerika mit vielen Freiheiten. 

Dabei verliebten sich die japanischen Soldaten teilweise in Amerikanerinnen und wurden ein Paar mit ihnen. Manchen bekamen sogar Kinder mit ihnen und heirateten offziell diese Frauen. Sie verließen das Militär und blieben in Amerika in anderen Jobs. 

Unter den verliebten Männern war auch Yunas Opa. Er ging fast jeden Tag in eine Jazzbar und trank dem ganzen Abend nur ein Glas Whisky. Dabei starrte er verliebt die wunderschöne Sängerin an. 

Aber die Sängerin war mit einem Mann zusammen, der sie schlug zu Hause und sie konnte ihn nicht verlassen, weil sie sonst ihre Familien beschämt hätte. Trotzdem begann sie den armen, japanischen Soldaten heimlich zu daten. Irgendwann wurde sie von dem Japaner schwanger und da sie nicht mit ihrem Verlobten lange im Bett war, wusste dieser sofort, dass sie eine Affäre hatte. 

Beide trafen sich einmal in der Wohnung des Paares und verbrachten die wenigen Stunden genüßlich mit Sex und Kuscheln. Ihr Verlobter stürmte rein und riss die Bettdecke von beiden runter. Er sah zwei nackte Menschen, die Händchen hielten. Sofort stürzte er sich auf den ahnungslosen Soldaten und die Verlobte holte etwas, um den Lover vor ihren Verlobten zu schützen. Sie nahm ein Messer und stach immer wieder auf den Schläger ein, bis er mit glasigen Augen auf dem Bett neben ihren Liebhaber lag.

"Nein. Nein", weinte sie.

Ihr Liebhaber drückte sie und sagte:

"Wir müssen die Leiche verschwinden lassen. Du hast doch einen Eisschrank. Dort legen wir die Leichenteile rein und beseitigen die Beweise mit Hilfe der Stadt, ohne dass sie etwas weiß."

Sie war entsetzt. Aber wie sollte man eine Leiche der Polizei erklären?

Die Müllabfuhr brachte die Beweise am nächsten Morgen zur Verbrennung und die Leichenteile wurden im Keller in einem Eisschrank gebunkert. Dazu mit einer Kette und Schloss abgesperrt. 

Da die Wohnung auf die Leichenteile lief, mussten sie anonym die Miete zahlen und der Vermieter freute sich darüber. Yunas Opa und ihre Oma zogen zusammen in ein anderes Apartment und Yunas Mutter wurde geboren. Eine dunkelhäutige Schönheit. 

Trotzdem zahlten sie weiterhin zwei Mieten. Aber mit einem Baby ging es nicht mehr. Yunas Opa heiratete seine Freundin und Mutter seines Kindes. Dazu hörte er beim Militär auf, um bei seiner Familie zu sein. Endlich stand auch der Friedensvertrag und beide zogen nach Japan. Sie kündigten ihre Wohnung und kauften sich in Japan ein kleines Haus.

Eines haben beide aber nicht bedacht. Sie haben die Wohnung des Toten vergessen. Auf der Arbeit wurde er schon lange vermisst, da er als verlässlich galt. Sie kümmerten sich immer um die Post, damit keinem sein Fehlen auffiel über die vielen Monate. Am Ende kam die Kündigung seines Jobs. Sie zahlten nochmal für drei Monate auf einmal Miete, damit sie im Ausland vor den Folgen ihrer Tat sicher sind. Ein Nachbar warf immer die Post durch den Postschlitz in der Türe auf Bitten des Nachbarn, weil dieser verhindert sei. 

Kurz, bevor die drei Monate vorbei waren und sich die Nachbarn schon länger Gedanken machten über den toten Vermissten, kam es in dem Haus zu einem Rohrbruch in der Wohnung darüber. Und die Nachbarn beschwerten sich langsam über den modrigen Abwassergeruch aus der Wohnung des Toten. Also wollte der Vermieter mal rein und konnte nicht mal wirklich die Türe öffnen. Durch einen kleinen Spalt zwängte er sich durch und fand sich in einem Meer von Post wieder, die nicht geöffnet war. 

"Herr Jackson, hier ist Ihr Vermieter. Ich schaue nur nach einem Rohrbruch in Ihrer Wohnungsdecke", rief dieser rein.

Aber er hörte nichts und fand schnell eine mit Wassergefüllte Decke  im Bad vor. Das Wasser stank bestialisch und es müsste doch dem Bewohner aufgefallen sein. Aber die Post im Flur machte ihm Kopfschmerzen. Sie war teilweise schon mehrere Wochen alt und ungeöffnet. Herr Jackson war ein Arschloch, aber immer sehr Ordentlich. Das passte nicht zu ihm. Und überall war sehr viel Staub, als wäre seit Monaten keiner mehr hier gewesen. Aber wer zahlte dann die Miete?

Im Keller fand er nur wenige Möbel und einen Eisschrank. Vor Kurzem war Stromausfall und aus dem Gerät kam ein komischer, fauler Geruch. Aber er kam nicht ran wegen der Kette und dem Schloss davor. Vielleicht war da ja Fleisch gelagert und jetzt verfault?

Neugierig brach er die Kette auf und schaute rein. Er fiel beinahe in Ohnmacht von dem fauligen Geruch. Darin waren viele Mülltüten drin und er öffnete eine. Als ihn ein Arm anschaute, ließ er den Beutel zurück in den Eisschrank fallen und holte die Polizei. 

Die Ermittlungen ergaben fast nichts. Der Tote konnte sehr schwer als der verschwundene Mieter erkannt werden. Natürlich musste sich der Vermieter einiges anhören von der Polizei. Warum man nicht nach ihm suchen ließ zum Beispiel. Warum man nicht misstrauisch wird, wenn ein Dritter die Miete zahlt. In der Wohnung fand man in der Wanne Spuren von Blut. Einer Menge Blut. Zwar unsichtbar fürs Auge, aber sichtbar mit Rotlicht und einer Flüssigkeit. 

Der Vermieter erinnerte sich an die ehemalige Verlobte, die schon lange einen anderen Kerl geheiratet hatte und weggezogen war. Wohin wusste dieser nicht. Da es noch keinen Computer gab, musste also ein armer Polizist nach der Sängerin überall suchen und fand nur heraus, dass sie im Ausland lebt. Aber man konnte nicht herausfinden, im welchen Land.

Natürlich war der Mord vor langer Zeit in allen Mündern und geriet in Vergessenheit. 

Yunas Oma wurde in Japan eine bekannte Sängerin und ihr Opa wurde ein berüchtigter Yakuza. Auch ihre eigenen Eltern sind Angehörige der Yakuza. Sie besuchte teure Privatschulen und alle hatten Angst vor ihr und ihrer Familie. Keines der anderen Kinder wollte jemals mit ihr spielen, weil man sonst Ärger mit den Eltern bekam. Dank eines jüngeren Bruders hätte sie wiederum ein normales Leben führen können. 

Nächster Halt: Hauptbahnhof Mount Komorebi, Ausstieg Rechts

Yuna packte ihr Tablet in den Rucksack und streckte sich. Die Reise von Tokyo nach Mount Komorebi fühlte sich ewig an. Sie sah im Zug den Wechsel von Stadt zu Land. Hier dürfte keiner ihre Familie kennen, weil es ein Kaff in den Bergen ist, wo alle Urlaub machen. Auch Kriminelle natürlich. Aber sie hatte andere Pläne. Sie wollte hier leben und dank ihres Opas hat sie ein Haus geerbt. Sport ist ihr Leben und sie will unbedingt Mount Komorebi besteigen. 

Hier war sie zuletzt als kleines Mädchen, als ihre Großeltern noch lebten. Sie erinnert an das leckere Essen und den Spaß, den sie hatte, wenn sie über die Ferien zu ihnen reisen durfte. Aber sie ist kein kleines Mädchen mehr und fand schnell das Haus ihrer Großeltern. 

Es sah wie früher aus, nur etwas verstaubt seit dem Ableben vor wenigen Jahren. Nach dem Putzen und Sachen einräumen musste sie einfach Kochen. Ihr Magen meldete sich langsam. Es war nicht wie bei Oma, aber auch nicht schlecht.

Ich schickte sie zum Lichtfest und Begeisterung sieht irgendwie anders aus. 

Der Nachbar sieht etwas komisch aus. Aber er ist ein Alien und das ist seine Tarnung.



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