Kapitel 2

 Morgan Henry

Von meinen Eltern fehlt jede Spur, seit sie abgehauen sind. Ich kann sie nicht erreichen und mache mir große Sorgen, dass ihnen etwas passiert sein könnte. Dazu kommt mir Dr. Lukas Miles suspekt vor. Meine Eltern taten so, als würden sie ihn niemals kennen, aber ich spürte, dass sie ihn besser kennen als sie behaupten. Dazu erschien dieser Arzt, als ein gefährlicher Bankräuber auf der Flucht vor der Polizei war und wegen den Wagenfund im Wald gingen sie wirklich davon aus, dass er das Dorf aufgesucht haben könnte. 

Ich erinnerte mich daran, dass ich ihn zusammengeflickt habe, weil meine Eltern mir das beibrachten. Und sie wussten es von einem "Freund". Die Wunde sah wie eine Schusswunde sogar aus. Aber ich sagte nichts den Cops, als sie uns zwei Jahre nach dem Verschwinden des Bankräubers befragten. Weil ich es meinen Eltern versprochen hatte. 

Und diese wurden bleich, nachdem ein Ermittler mit ihnen alleine sprach. Sie nahmen etwas Geld und hauten einfach ab. Nur ein Zettel blieb mir mit der Notiz:

"Müssen verreisen. Deine Eltern."

Das war doch ganz klar eine Panikreaktion. Was zum Teufel hat der Polizist erzählt, dass sie abgehauen sind?!

Also bin ich jetzt alleine mit den Tieren und Pflanzen. Und meinen Sorgen. Erika Watson ist meine beste Freundin, aber ihr kann ich nicht sagen, was ich über den Dorfarzt und meinen Eltern denke. Vielleicht rennt sie sogar zur Polizei und zerstört deren Leben. 

Und diese Vogelscheuche fand ich schon immer komisch.

"Warum starrst du mich so an, Püppchen?", sagte diese plötzlich und wollte nach mir greifen.

Ich rannte schreiend in den Kuhstall und hoffte, dass sie mir nicht folgt.

Auf dem Geflügelmarkt stellte ich eins meiner Eier aus und alle Männer starrten mich errötet an. Sogar der Bürgermeister. Maxi Kang flirtete sogar ununterbrochen mit mir. Oder versuchte es. Aber ich ließ ihn abprallen und mit Tränen in den Augen ging er davon. Seine Schwester ist zufällig Erika. Sie hatte mir schon erzählt, dass ihr kleiner Bruder in mich verschossen ist seit langer Zeit. Aber ich hingegen empfinde ihn mehr als Kumpel. Und damit kommt er scheinbar schwer zurecht. 

Dr. Miles traf ich im Pub, als ich mir einen Drink genehmigte. Er ist als Frauenheld bekannt und das törnt mich noch mehr ab als Maxi. 

"Darf ich dir einen Drink ausgeben?", fragte er höflich und lächelte mich bereits sehr kokett an. 

Er wartete nicht auf meine Antwort und bestellte einen zweiten Drink auf eigene Kosten für mich. Das machte mich skeptisch. Sehr skeptisch. Der will mich doch abschleppen, da wo ich mit 19 kein Kind mehr bin. Ich lehnte den Drink anfangs ab, aber ich sah seinen flehenden Blick und trank zu seiner Freude. Ich sollte nicht zu nett sein. Das meint bereits Erika. Ich bin viel zu brav und zu nett. 

 

 Am Ende hatten wir einige Drinks intus und taumelten zu meinem Haus. Es dauerte nicht lange und wir hatten Sex ohne Verhütung miteinander. Morgens wachte ich auf und sah ihn neben mir im Bett. Er schlief und ich hob die Decke an. Wir waren nackt und unsere Sachen lagen überall verstreut auf dem Boden. 

"Mist", fluchte ich innerlich und weckte ihn.

Wie ich hatte er einen Kater und heilte diesen mit einem Trick. 

"Haben wir wirklich miteinander geschlafen?", fragte ich trocken und zermürbt.

"Scheint so. Aber mein Hansilein sieht so glücklich aus. Dann hatten wir zumindest guten Sex, meine Liebe", sagte er strahlend. 

Ich warf ihn nackt aus meinem Haus und seine Sachen hinterher. Leider war sein Hansilein in mir drin und alleine der Gedanke ekelte mich an. Ich habe nichts gegen den Arzt, weil er kompetent ist. Aber wie er gerade rumprahlte brachte das Fass vom Vorabend zum Überlaufen. 

 

Leider blieb danach meine Periode aus und mir wuchs unerwartet ein Bauch. Dazu Morgenübelkeit, sehr hoher Toilettenbedarf und Heißhunger. Aus der Apotheke holte ich mir einen Schwangerschaftstest und machte ihn zu Hause. Das Ergebnis überraschte mich nicht mal mehr. In Google stand, dass ich schwanger sein könnte. Oder einen Tumor habe. 

Ich brauchte noch eine Woche, um ein Termin wegen der Untersuchung zu machen. Da der Kindsvater der einzige Arzt in der Gegend ist, würde er jetzt erfahren, dass er Vater wird.

Ich kam zur Untersuchung und bekam den Mutterpass von Dr. Miles ausgestellt. Er stellte sich so an, als wären wir nie im Bett gewesen und ein anderer Mann wäre der Vater. Ich stapfte wütend durch das Wartezimmer und schrie ihm noch hinterher:

"Du weißt doch, dass du der Vater bist. Ich werde dich verklagen und Unterhalt einfordern!"

Er wurde bleich und die wartenden Patienten schauten ihn an.

"Die Dame verwechselt mich mit jemanden, der mir ähnlich sieht. Ich würde doch nie ein Kind leugnen", sagte er genug charmant, dass man ihm glaubte. 

Die Frauen und Männer schauten mich nur böse an und dachten, ich wäre die Böse. Es machte mich nur wütender und ich fuhr mit meinem Wagen nach Hause.

 

Agnes Nörgelliese kommt weit rum. 

Erika hörte sich meine Geschichte an und wurde auf Lukas ebenfalls sauer. Er leugnet einfach unsere Zwillinge. Dieses Schwein. Er ist bestimmt sauer auf mich, weil ich ihn aus dem Haus geworfen habe. 

Wir fuhren nach San Myhsuno und ich war faziniert von dem Ort. Wie ein Landei verzauberten mich die Lichter und die vielen Menschen. Es gibt sogar eine U-Bahn in dem Ort. Und davon habe ich noch nie gehört. U-Bahn. Der Erfinder muss gepriesen werden. 

Auf dem Flohmarkt fand ich ein paar Kindermöbel für die Kinder und kaufte sie den Vorbesitzern ab. Sie waren noch in Ordnung, aber die Besitzer hatten bereits ältere Kinder und die Sachen wären sonst verstaubt im Keller. Auch Spielsachen verkauften die Leute. Da die eigenen Kinder schon lange damit nicht mehr spielten und es auch für den Flohmarkt rausgesucht hatten, würde man sie nicht vermissen. 

Mit Erika packte ich die Sachen in meinem Truck und machte es zu, damit keiner den Inhalt sieht. Dann sah ich, wie mich ganze Zeit ein hübscher Mann anschaute. Er schaute weg, als ich seinen Blick bemerkte. Vom Alter her dürfte er etwas jünger als Lukas sein, aber immer noch über 40. 

Er kam auf mich zu und fragte mich, ob ich Single sei. Ich wurde rot und bejahte. Dann lächelte und nahm meine Hand. Erika ging zum Wagen und legte sich etwas hin. 

Ich ging mit dem Mann in die Karaokebar und er mietete einen Raum an. Er stellte sich als Derumk Ngata vor und kommt eigentlich aus Indien. Hier ist er Koch im einen Restaurant und ist wegen seiner Schichtarbeit etwas zeitlich eingeschränkt. 

Natürlich fiel ihm auf, dass ich schwanger bin.

"Würdest du mich auch mit Zwillingen mögen?", fragte ich zögerlich und nahm seine Hand.

"Natürlich. Kinder sind das Wertvollste auf der Welt. Und ich wollte schon immer Kinder haben. Aber es kam nie dazu. Bevor wir aber soweit denken, sollten wir uns erstmal in Ruhe kennenlernen", antwortete er. 

Er begann mich wild zu küssen und ich war ihm sofort verfallen. Als wäre es Liebe auf dem ersten Blick. Bevor wir uns versahen, war er in mir drin und wir tauschten die Nummern nach dem Ankleiden aus. Und das Singen konnten wir uns nicht verkneifen. Leider sind wir schlechte Sänger. 

Erika bemerkte auf der Heimfahrt und beim Aufbau der Möbel mein zufriedenes Gesicht.

"Hast du jemanden kennengelernt?", fragte sie neugierig.

"Ja. Einen tollen Mann", antwortete ich und wurde rot dabei.

"Hoffentlich besser als der Kindsvater", sagte sie ironisch. 

 

Wenige Wochen später stand er nach durchgehenden Kontakt bei mir auf dem Hof und hatte Blumen sowie etwas Obst dabei, was ich anbauen konnte und noch nicht hatte. Ich war total überrumpelt davon und sprang ihm in die Arme. Wir hatten eine Art Fernbeziehung angefangen. Und jetzt war er bei mir. Mein Liebster Derumk.

Ich bemerkte nicht, dass Lukas in der Nähe war. Er kam wütend auf uns zu und schrie Derumk an.

"Lass die Finger von ihr! Sie ist die Mutter meiner Kinder!"

"Du bist also der Mistkerl, der sie mies behandelt und die Kinder überall leugnet", sagte Derumk angewidert.

Lukas starrte mich sauer an und ging. Ich seufzte und schloss die Augen. Der Typ ist so komisch geworden, seit ich schwanger von ihm bin. Er scheint mich regelrecht zu verfolgen. Und ich habe ihm 1000 Mal gesagt, dass er nur mein Arzt ist und kein Liebhaber. 

 

Derumk half mir mit dem Hof und arbeitete sich in mein Herz. Leider musste er wieder in die Stadt, bevor sein Urlaub wieder vorbei ist. Ich küsste ihn und versprach, auf die Kinder und mich aufzupassen.