Kapitel 2

 Joseph

"Juniper, wo warst du mal wieder? Ich habe dich überall gesucht und die Hühner vermissen dich", sagte ich zu meinem Tiger und gab ihm ein Leckerli. 

Er ging ins Haus und ich folgte ihm. 

Aktuell lebe ich mit mehreren Hühnern und Juniper in Willow Creek. In dieser Gegend war ich noch nicht gewesen und keiner kennt mich. Alle 70 Jahre den Wohnort wechseln und von vorne anzufangen ist schon sehr anstregend. Man hat Geld, aber man ist wieder mal ohne Job, ohne Kontakte und  mit neuen Papieren, wo ich 20 Jahre alt bin.

Mein Haus war nicht günstig und die Nachbarn meckern zum Glück nicht über meine Hühner. 


Als ich nach Juniper ins Haus ging, fielen die ersten Schneeflocken. In der Nacht begann ein Schneesturm, der alles weiß machte.


Viele Frauen finden mich sehr hübsch, aber kennen meine Vergangenheit nicht. Meine dunkle Vergangenheit. 


Als meine neue Nachbarn kamen, wollten sie erstmal alles über mich wissen. Ich musste erfinderisch werden, weil sie sonst mein Geheimnis durchschauen würden. Und ich will nicht wissen, was man alles mit Unsterblichen in Laboren anstellt. 

Dazu machte mir die schwangere Ilona McMillan schöne Augen, während die andere Nachbarin vor Wut fast platzte. 


Manchmal weiß ich nicht, wie Juniper tickt. Mal verjagt er den Fuchs und dann wieder spielen beide zusammen. 


Ilona war eigentlich sogar noch verheiratet, aber ihre Ehe war teilweise zerbrochen und sie brauchte eine Auszeit. Am Ende ging sie wieder zu ihrem Mann zurück und zu den Kindern.


Der blöde Fuchs bedient sich dem ganzen Tag an unseren Eiern. Bei den normalen Eiern sagen wir nichts, klaut er aber die wertvollen Eier, flippe ich immer aus. Sie bringen Geld und sind Delikatessen. Sowas gehört nicht in den Magen eines Fuchses.


Erinnert ihr euch an Morgan Frankenstein, Viktors wiederbelebte Frau? Sie hatte wie ich ein schweres Leben mit ständigen Neuanfängen und einigen Verlusten von Kindern, bevor sie alt genug waren Kinder zu bekommen. 

Immer wieder liefen wir uns über dem Weg in den 300 Jahren und es dauerte ewig, bis sie in mir den alten Joseph sah. Den Joseph, den sie als Jugendliche liebte und leider vergeben war an seiner Melanie. Zuletzt hatten wir uns auf Woodstock gesehen. Nackt und unter Drogen. Im Rausch bekamen wir kaum die Musiker mit, die auf der Bühne standen und hatten in der Öffentlichkeit Sex. Wie man weiß, ist das eine Weile her. 

Vor wenigen Wochen traf ich sie auf einem Wochenmarkt, wo sie mit ihrer Tochter einkaufen war. Ihr Mund ging auf, als sie mich entdeckte. Ich spürte, wie sie meinen Namen aussprach. Dann rannte sie zu mir und küsste mich.

"Ich habe dich vermisst", flüsterte sie und biss mir ins Ohr.

Ich war so perplex. Anscheinend hatte sie mich all die Jahre immer noch geliebt und war froh, wieder bei mir zu sein. 

"Mama, wer ist das?", fragte ihre Tochter.

"Dein neuer Papa", sagte sie und küsste mich wieder sehr intensiv.

Ich drückte sie dabei an mich und erwiderte den Kuss. Als wären wir nie getrennt gewesen seid dem 18. Jahrhundert.

 

 Morgan Frankenstein

Ich traf Joseph einige Male ohne Rose und entschied mich immer mehr, seine Frau zu werden. Als ich damals noch bei meinem Adoptiveltern lebte, war alles so toll. Mein Cousin Viktor hatte diesen hübschen Joseph als besten Freund. In seiner Gegenwart wurde mir sogar immer heiß und ich musste schnell aus Raum mit einer Entschuldigung gehen, damit ich mich beruhigen kann. 

Als ich meinen Cousin heiraten musste, brach eine Welt zusammen. Ich konnte akzeptieren, dass Joseph älter und verheiratet ist. Aber das war zu viel. Der Alkohol war mein seelisches Ventil. 

Dann starb er und zog mich in tiefes Loch. Als ich auch noch verstarb, dachte ich, endlich wäre ich frei. Aber Viktor machte etwas, was mich noch mehr entsetzte. Aus Besessenheit belebte er mich und ich rannte unbekleidet in den Wald. Dazu stand eine seltsame Gestalt neben ihm, die eine bekannte, warme Aura hatte. Josephs Aura. Aber dieser war doch Tod. Wie ich. Warum musste Viktor sowas nur mir antun?

In der nächsten Stadt fand ich Hilfe und heiratete den Mann. Natürlich bekam ich mit, wie Viktor starb und hatte gemischte Gefühle. Er war ein Genie und etwas verrückt, aber das hat selbst er nicht verdient. Als ich unser Kind bei Jekyll Watson sah, sah ich Viktor in jung vor mir. Dazu war dieser ein Arzt wie sein Vater. Als liege es ihm im Blut. 

Genau wie Joseph musste ich immer wieder neu anfangen. Dazu verlor ich jedes Kind, was ich erwartete. Oder es lebte nur wenige Jahre. Sowas zermürbt einfach auf Dauer, aber Alkohol ist heute keine Lösung mehr für mich. Oder Drogen. 

Die Hippiezeit mit Joseph zu verbringen war wunderbar. Alte Gefühle kamen hoch und er war so glücklich mit mir. Und ich war auch glücklich. Die Drogen versetzten uns in eine Traumwelt. Dann war die Zeit vorbei und unsere Wege trennten sich wieder ungeplant, als wir an unterschiedlichen Orten leben wollten.

 Und dann lernte ich den Vater von Rose kennen. Leider verstarb er kurz darauf und ich zog sie alleine groß. Dann erschien er auf dem Wochenmarkt und ich küsste ihn wie früher. Was er erwiderte. 

Jetzt lebe ich bei Joseph und wir arbeiten daran, ein perfektes Team zu werden. Im Krankenhaus arbeite ich als Kinderbetreuerin. Das heißt sie beschäftigen und den Papierkram zu machen.

 

Rose findet mich total peinlich. Ich verstehe nicht warum. Darf man nicht mal seine Gefühle zeigen?

 

Ich entdeckte sogar, wie die Hühner immer das Tor öffnen. Da Juniper viel davor liegt, machen sich die Tiere bemerkbar und Juniper öffnet mit einem Sprung das Tor. Einmal mussten wir sogar die Tiere auf der Straße einsammeln, weil damals noch ein Busch als Abgrenzung war. Leider schlüpften die Tiere durch und rannten durch die Straßen. Joseph machte sofort einen Zaun hinter den Busch und die Tiere kamen zurück in den Hinterhof.

 

Rose

Meine Eltern sind so oberpeinlich. Das Gestöhne nachts und das knarzende Bett sind schon schlimm genug. Aber warum bitte auch noch auf dem Sofa!!! Diesen Anblick vergesse ich doch nie und sie haben mich nicht mal bemerkt. 

 

Joseph

"Engelchen, sollen wir mal nach Japan fliegen und die Berge genießen? Es sind eh Ferien und um die Tiere kann sich jemand kümmern", schlug ich vor, während wir tanzen übten. 

"Es klingt verführerisch. Die Kleine kann sich beschäftigen und wir haben Zweisamkeit", sagte sie und küsste mich.

Dann kümmerten wir uns um einen Haussitter, der sich um die Tiere mitkümmern soll. 


Schon wenige Tage später waren wir in Mount Komorebi angekommen am späten Abend. Unser Haus sah klein und kuschelig aus.

 

Während ich mit Morgan müde ins Bett fiel, schaltete Rose durch den Fernseher. 

 

Rose

Mit meinem neuen Papa machte ich morgens Frühstück und Mama wachte nach uns auf. Geweckt von dem Geruch des Essens. 

"Kann ich euch helfen?", fragte Mama. 

"Das schaffen wir schon. Geh ruhig ins Bad. Ich habe dir warmes Wasser eingelassen", sagte Papa. 

Mama freute sich und rannte ins Badezimmer und blieb dort eine Weile. 

Später telefonierte ich mit meiner besten Freundin und schickte ihr Bilder aus Japan. Sie wurde sofort neidisch, weil ihre Eltern mit ihr zu den Großeltern nach Henford gefahren sind und sie dort vor Langweile fast stirbt.

 

Nachdem ich draußen gespielt hatte, wollte ich Mama fragen, ob ich Kakao haben kann. Und da sah ich es schon wieder. Erwachsene sind einfach peeeeeeinlich!

 

 

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