Kapitel 6

Starke Mutter

Fee

Nach wenigen Tagen kam mein Sohn Saphir zur Welt. Die Geburt war schmerzhaft und sehr lang, dafür gibt es einen Meermann mehr. Auch wenn er erst im Teenageralter seine Flosse bekommen wird.




Es vergingen drei Jahre und mein Kleiner wurde zu einem niedlichen Rotschopf. Er hat die gleichen Haare wie mein Vater. Wir waren eine glückliche Familie, auch wenn wir nicht reich waren. Unser Geld reichte zum Leben. Kein Luxus war möglich.




Saphir

Mama sagte, ich solle am Strand spielen, während sie mit Papa nach wertvollen Schätzen in meiner Nähe sucht. Ich holte einen Eimer und wollte eine riiiesige Burg bauen, wo ich mich verstecken kann. Leider hielt der Sand nicht.
"Hallo mein Junge. Wo sind deine Mama und dein Papa?", fragte die nette Frau mit dem roten Badeanzug.
Ich zeigte auf Mama und Papa, die in meiner Nähe waren. Sie seufzte erleichtert auf und fragte mich:
"Brauchst du Hilfe mit deiner Burg?", ich nickte und sie brachte nassen Sand.
Meine Burg sah aber anschließend sehr seltsam aus. Ich konnte mich nicht darin verstecken und die Frau machte seltsame Bewegungen.


Ich hatte Hunger und suchte nach Mama, damit sie kocht. Anscheinend merkte sie, was ich wollte. Sie kochte an einem komischen Herd leckere Ofenkartoffel. 
"Hunger", rief ich.
"Mein Großer, gleich gibt es Essen. Sei nur kurz geduldig", sagte Mama und streichelte meinen Kopf.
Aber ich hatte jetzt hunger. Trotzdem wartete ich, bis Mama mir etwas Mundgerecht machte und ich es essen konnte.




Fee

Während ich aß, setzte sich ein Mann zu mir und ich merkte, wie man mir etwas aus meiner Tasche klaute. Im nächsten Moment wollte er abhauen, aber ich rief wütend:
"Der Typ mit den roten Haaren und den Shorts ist ein Taschendieb. Gib mir meine Börse wieder oder ich werde dich lehren, sich mit mir anzulegen." 
"Halt dein Maul, Alte. Ich habe deine Moneten nicht eingesteckt. Du irrst dich sicher", sagte der Kerl frech.


Er sah bereits leicht demoliert aus. Nett ausgedrückt.


Im nächsten Moment wollte er ins Wasser rennen, aber ich sprang auf und warf ihn zu Boden. Wir prügelten uns eine Weile und mein Saphir fragte:
"Papa, warum tut Mama den Mann weh?"
"Er war sehr böse. Aber das hat er sicher nicht verdient", sagte er und drehte Saphir weg. 
Zusammen mit den anderen Besuchern schaute Duane mir zu und kommentierte mit Gestiken meine Schläge auf dem Kerl.
Am Schluss besiegte ich den Typen und er warf mir meine Börse vor die Füße. 
"Ich Weiber seid doch alle gleich. Steht ihr auf Drogen oder was. Euch kann man nicht mal die Taschen ausräumen, ohne dass ihr sofort zuschlägt", maulte er und floh ins Wasser.
Als ich eine Flosse sah, wusste ich, dass es ein Meermensch war. 


Ich schmeckte Blut und fühlte nach meiner schmerzenden Lippe und mein Auge. Blut war in meiner Hand und ich sah sicher schlimm aus. Aber ein Feilchen und eine geplatzte Lippe nehme ich im Kauf, wenn es um meine Familie und Eigentum geht.


Während ich mich im Spiegel anschaute, bespaßte Duane unseren Jungen. Ich erschrak bei dem Anblick, aber ein kurzer Arztbesuch tut zumindest doch gut. Wer weiß, ob ich nicht andere Verletzungen noch habe.


Am Schluss hatte ich nur im Gesicht die beiden Wunden, die aber schnell abheilen werden. Am nächsten Tag erhielt ich die Nachricht, dass ich in den Palast soll. In Aquanis. Da Saphir noch nicht seine Kräfte entwickelt hatte, passte eine Freundin auf ihm auf.

In Aquanis saß ich mit meinen Geschwistern im Festsaal an einer Tafel und war total nervös. Was wollte Vater nur von uns? Viele Geschwister hatte ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen und sie haben sich sehr verändert. Sie leben ganz woanders und haben kein Interesse an den Thron, weil sie ihr eigenes Leben führen. Falls es der Fall sein sollte. Aber Vater ist sehr alt und krank. Irgendwann musste es so weit kommen, dass er den Thron an einem Kind abgibt.

Er schwamm in seiner Rollmuschel mit Hilfe von Mutter rein. Auch sie war inzwischen gealtert und wieder mit Vater zusammen. Sie teilten sich sogar wieder die Gemächer. Und sie ist im Ruhestand, was die Arbeit betrifft. Ich fand es damals schön, als sie wieder ein Paar waren. Einige Geschwister mochten es nicht, weil sie sich daran gewöhnt hatten, dass unsere Eltern getrennt waren. Aber inzwischen akzeptieren sie die Entscheidung unserer Eltern. 

"Kinder. Ich werde in den nächsten Tagen als König zurücktreten, weil ich zu krank für den Job bin. In den letzten Wochen habe ich überlegt, wer der Herrscher oder die Herrscherin werden soll. Am Schluss habe ich eine Entscheidung getroffen. Es soll Silver sein. Er ist klug, auch wenn er es noch nicht zeigen kann", sagte mein Vater entschieden.
Silver ist dick und lebt in der Bücherei, aber er hat ein Händchen für Politik schon mehr als einmal bewiesen. Da muss ich Papa mit seiner Wahl recht geben. Alle schauten überrascht und Silver wurde vor Scham rot. Mit Meermenschen kann er nichts anfangen. Er ist nur ein hochbegabter Kopfmensch. Sobald er über Politik sprach, war er sehr selbstsicher und konnte sogar mit Meermenschen perfekt umgehen.
"Ich war damals auch wie euer Bruder. Dick. Introvertiert. Aber ich lernte durch den Thron sehr viel dazu und wurde ein Schönling und Selbstbewusst. Dann lernte ich eure Mutter kennen und es war Liebe auf dem ersten Blick. Wir bekamen euch alle und jeder entwickelte sich zu einer Persönlichkeit. Im Leben lernt man immer", sagte er lächelnd.

"Aber Vater. Silver ist so hässlich und dumm. Wer will mit einem Walross vor allem ein Kind haben? Oder ihn auf dem Thron sehen", beschwerte sich mein oberflächlicher Bruder, der ein bekannter Schauspieler ist und auch gerne König sein möchte.
"Verlass den Raum, Sohn. Niemand wird hier beleidigt", sagte unser Papa streng.
Er zeigte beim wegschwimmen den Stinkefinger und murmelte etwas.

Dann kam schon die Krönung zum König. Unser beleidigter Bruder kam nicht.














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