Kapitel 3

 Therese

Die Zeit der Schwangerschaft verlief nach einer gewissen Zeit gut. Aber als ich in der Mitte des 8. Monats war, wurde ich krank. 

Unser Hausarzt sagte, ich hätte nur eine Grippe und meine Symptome würden schnell vorbei sein. Aber nach drei Tagen im Bett war ich so geschwächt, dass ich kaum beim Bewusstsein war. Jeder Schluck und jeder Bissen fühlte sich im Körper an, als würde es Organe zerreißen. Also mied ich Trinken und Essen trotz Schwangerschaft. Jeder Teil vom Körper schmerzte bei der kleinsten Bewegung, weshalb ich auch dies vermied und nur mit Hilfe zur Toilette ging. Und das Fieber erst. Es fühlte sich nicht wie eine Grippe an. Eher wie etwas anderes. 

Nach drei Tagen hatte ich laut Aussage von Richard ein Fieber von 43 Grad. Das ist lebensgefährlich für mich und die Kinder. Hiroshi packte Klamotten für mich ein, während Richard einen Krankenwagen rief. Ich wusste nicht mehr, wo oben und unten ist. Versuchte meine Probleme runterzuspielen. Aber die Männer waren in totaler Panik und führten den Notarzt zu meinem Bett.

"Nur eine Grippe? Es ist definitiv keine Grippe und sie gehört sofort ins Krankenhaus. Die Symptome sprechen für eine seltene Erkrankung, die während einer Schwangerschaft kommen kann. Und diese endet für Mutter und Kind rasch tödlich", sagte der Arzt gestresst.

Während der Fahrt im Krankenwagen dämmerte ich weg und ich hörte nur noch aus der Ferne die panische Rufe von Richard und dem Arzt. 

Ich wachte einige Tage später auf der Intensivstation auf und war überall verkabelt. Dazu fühlte ich die Kinder nicht mehr. Richard saß neben mir und rief sofort nach dem Arzt, als ich aufwachte. Er hielt meine Hand und weinte bitter. 

Es brauchte eine Weile, bis ich wieder Reden und richtig hören konnte. Der Arzt versicherte sich sogar, dass ihn verstehe, bevor er anfing zu erklären.

"Sie kamen mit Fieber und starken Blutungen aus dem Unterleib ins Krankenhaus. Mit einer Not-OP konnten wir zumindest ein Kind retten. Das zweite Kind war bereits im Mutterleib Tod. Ihr Mann hat sich für den Namen Lilien entschieden. Weil seine Mutter so hieß. Ihr Baby ist noch auf der Kleinkindintensivstation, weil  es ein Frühchen ist und darf noch nicht besucht werden. Und Sie müssen sich erst von dem Ganzen erholen", erklärte der Arzt mit Ruhe.

Ich weinte bitter und fragte Richard:

"Beerdigen wir das zweite Kind?"

"Natürlich. Ich habe bereits alles vorbereitet und das Kind in einem Krematorium schicken lassen. Sobald du und unser Kind gesund seid, können wir es beerdigen", antwortete Richard traurig.

"Nennen wir es Marien, ja? Nach meiner Oma. Und du bist nicht der Vater der Kinder. Ich wollte es nur loswerden, falls ich doch noch sterben sollte. Hiroshi ist der Vater", beichtete ich weinend.

"Das wusste ich schon. Lilien sieht ihm sehr ähnlich. Leider bekamen meine Feinde mit, dass ich Vater geworden bin. Hiroshi wird mit Lilien weggehen und ich bezahle ihn fürs Aufziehen von dem Kind. Bei uns ist das Kind in falschen Händen und in großer Gefahr. Nach Außen habe ich bereits berichtet, du hättest die Kinder verloren und warst deshalb im Krankenhaus. Das stellt die Feinde vorerst ruhig", erklärte Richard. 

"Obwohl du nicht der Vater bist, kümmerst du dich trotzdem um ein fremdes Kind?", fragte ich müde nach.

"Natürlich. Ich kann keine Kinder zeugen und dieses Mädchen soll neben dir mein Erbe sein. Es muss irgendwo gut geschützt aufwachsen. Und es darf nicht wissen, wer die Eltern sind" sagte er zärtlich und drückte meine Hand.

Dann schlief ich beruhigt wieder ein.

Kurz darauf beerdigten wir die "beiden" Kinder und ich war total traurig. Lilien wurde eine Woche nach mir entlassen und Hiroshi nahm sie mit in eine andere Stadt. Wo er sie aufzieht dürfen wir nicht wissen, weil das Kind sonst in Gefahr ist. 


Richard und ich gaben uns gegenseitig sehr viel Liebe. Aber etwas fehlte auch in dem Haus irgendwie. Und ich meine keinen Butler. Ein Kind namens Lilien.

 

Izumi Tamura wurde unsere neue Butlerin. Wir gewöhnen uns noch an sie und können sie noch nicht einschätzen.

 

Leider wurde mein Mann schwer krank. Er hatte immer Kopfschmerzen, die ständig schlimmer wurden. Also brachte ich ihn dazu, doch mal einen Arzt aufzusuchen. Nach auffälligen Blutwerten wurde er von Kopf bis Fuß geröngt, CT und MRT untersucht. 

Sein behandelnder Arzt rief uns an und wir sollten sofort ins Krankenhaus kommen. Und er sollte ein paar Sachen einpacken für einen längeren Aufenthalt. Ich war total entsetzt und erinnerte mich daran, wie ich ewig im Krankenhaus war. Weil es so dringend klang, muss man etwas Gefährliches entdeckt haben. 

Im Krankenhaus kamen wir sofort dran und der Arzt fackelte nicht lange.

"Herr Stone. Sie haben einen Tumor im Kopf, der bereits anfängt zu streuen. Ich habe bereits einen OP für Sie morgen reserviert. Wenn Sie ablehnen, werden Sie sterben", sagte dieser kühl. 

Mir liefen die Tränen und Richard drückte mich an sich.

"Ist es gefährlich?", fragte er besorgt.

"Ja. Der Tumor liegt an einer schlechten Stelle. Sie könnten sogar im Rollstuhl landen oder ein Pflegefall werden, falls die OP misslingt. Hier habe ich noch Papiere, die Sie unterschreiben müssen", antwortete der Arzt diesmal mit mehr Gefühl. 

Richard unterschrieb die Papiere und ich war am Weinen. 

"Ich will nicht, dass du stirbst", sagte ich wimmernd.

"Keine Sorge. Ohne die OP sterbe ich. Mit einem Leben im Rollstuhl könnte ich mich eher abfinden als dich alleine zu lassen", sagte Richard und küsste mich. 

Ich ging raus und lehnte mich an die Wand. Mir war auf einmal schwindelig und übel. Alles wurde zu viel. Dann wurde mir schwarz und ich wachte auf einem Zimmer auf. Richard saß im Schlafanzug neben mir und hielt meine Hand.

"Es hat dich wohl etwas überfordert. Hab keine Angst. Ich überlebe die OP schon. Vor allem für dich und unserem Baby", sagte er und streichelte meinen Kopf.  

"Baby?", fragte ich verwirrt.

"Ja. Du bist erneut schwanger und ich bat Izumi, ein Auge auf dich zu haben. Es soll nicht wie vor zwei Jahren enden", antwortete er besorgt.

Bis heute verfolgt mich die Beerdigung von Marien. Trotz Therapie träume ich davon, wie wir heute miteinander spielen. 

Ich nickte und er lächelte. 

Richard wurde gesund und ich versprach, auf mich zu achten. Dazu entdeckte ich, dass ich Singen über alles liebe.

So langsam wuchs mein Bauch. Aber ich hatte kaum Beschwerden. 

Jeden Tag saß ich am Klavier und sang vor mir so hin. 

Und genoß die Zeit mit Richard bewusster als jemals zuvor. 

 

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