Kapitel 5

 Therese

Meine kleine Lilien ist zu einem schönen Mädchen rangewachsen. Leider habe ich sie nur einmal gesehen, als ich heimlich Hiroshi besucht habe. Das Mädchen kannte mich nicht und er nannte mich eine alte Freundin aus früheren Zeiten. Aber sie ist glücklich. Das ist mir doch am Ende wichtig.

Mein Mann wurde schon wieder Todkrank und diesmal gab es keine Rettung für ihn. Ich freute mich darauf, endlich meinen Weg zu gehen, wenn er weg ist und Karriere zu machen. 

 

Vince war von Anfang an sehr traurig und unsere Tochter Wilma verstand nicht, was um sie herum passierte. Dafür war sie einfach zu jung. 

Meine Schwester Amanda ist sogar eingezogen und hat ihren Job aufgegeben, um mir mit den Kindern zu helfen. Richard gefiel es gar nicht, aber er hatte kaum Kraft, sich dagegen zu wehren.

Leider werde ich meine Kinder nie aufwachsen sehen. Denn ich starb durch Hysterie. Mit gerade mal 28 Jahren. Wenn ich so über mein Leben schaue, ist sehr viel falsch gelaufen. Meine Familie in Amerika hatte am Ende mit Richard recht. Sie warnten mich vor ihm und seinem komischen Verhalten. Aber ich erkannte es zu spät und jetzt, wo ich frei sein konnte, kam der Tod. 

Dazu war noch der Unfall von Papa und Amanda. Wäre dieser nie passiert, wäre unsere Familie nie zerbrochen am Ende. Und seelisch zerbrochen. 

Jeder hat einen Schaden auf die eigene Art mitgenommen. Mama und Papa wären noch auf der Farm und glücklich miteinander. Wir Kinder alle flügge und würden sie mit unseren Kindern hin und wieder besuchen. Vielleicht sogar etwas Geld geben, wenn sie einen Engpass mal haben. 

Aber das ist nie gewesen. Weil Mama selbst am Ende kaputt war und unerträglich, wurde sie von allen Kindern verlassen und sie muss alleine schauen, wie sie in der Welt zurecht kommt. Ich habe ihr vergeben und wollte ihr ehrlich helfen, aber sie weigerte sich mit Händen und Füßen. Leider wird sie niemals ihre Enkel kennenlernen. Ich hoffe, dass zumindest einer meiner Schwestern den Mut bekommt und ihr auch vergibt. 

Im Jenseits bekam ich mit, dass die Sensenmänner eine Wette abschlossen, wann Richard stirbt. Anscheinend baute er schnell ab. 

Amanda Xavier

Hallo, mein Name ist Amanda Xavier. Ich übernehme ab hier. Mein Alter ist Mitte 20 und mein Leben war bis vor wenigen Jahren furchtbar. 

Wobei es nicht immer so war. Als Kind hatte ich eine glückliche, aber arme Familie mit drei Schwestern und zwei Elternteilen, die mich gerne hatten. Ich begleitete Papa in den Ferien immer zu den Wochenmärkten und durfte mit ihm die Waren verkaufen. Es machte so ein Spaß. Und ich liebte die Herausforderung, alles berechnen zu dürfen. Und das mit vier Jahren.

Als ich sechs Jahre alt war, passierte dann der Unfall auf dem Heimweg von einem Markt. Meine Familie war zu arm, um mir eine teure OP bezahlen zu können, die meinen gebrochenen Rücken repariert hätte. Es waren nur die Knochen betroffen und nicht die Nerven und Muskeln. Meine älteren Geschwister arbeiteten zwei Monate lang die Rechnung ab und mit dem Schmerzensgeld wurde mir ein Rollstuhl besorgt. 

Mama ließ mich nicht mehr aus dem Haus und legte meinen Rollstuhl an einer Kette, damit ich nicht das Haus erst verlassen kann. Ich durfte keine sozialen Kontakte pflegen und die finanzielle Unterstützung kam nur teilweise bei mir an. 

Mama versuchte sich in Homeschooling und war damit überfordert. Also kaufte sie einen alten PC und darüber konnte ich mich selbst übers Internet unterrichten. Alles ging soweit gut bis alle drei Geschwister aus dem Haus waren. 

Yasemin und Zoey bekamen ihre Kinder und zahlten uns nichts mehr. Nur Therese interessierte sich nur noch für uns und das Geld reichte zum Überleben, was sie schickte. Mama lehnte jede Hilfe von ihr ab, weil sie genug Hilfe von Therese hatte. 

Meine Eigenschaften sind Dramatisch, Genie und Düster. Durch meinem Genie konnte ich mich in allen Bereichen gut schulen, ohne einen Lehrer zu haben. Leider habe ich dadurch keine Schulabschluss, weil ich noch nie in einer Schule war. 

Ich vegetierte über all die Jahre im Haus, weil Mama psychisch zusammenbrach und mit Verbrechern Verträge machte. Zum Glück kam meine Schwester Therese und rettete mich sowie Mama. Seitdem habe ich Mama nicht mehr gesehen und kann ihr noch nicht verzeihen, was sie mir damals angetan hatte. 

Dank Richard kann ich wieder laufen und ein normales Leben führen. Nur die Jobsuche ist ohne Abschluss schwer. Im alten Büro durfte ich nur Kaffee kochen und Unterlagen kopieren. Weil mich alle für dumm hielten.

Als mein Chef mal ein Meeting hatte und Kaffee wollte, kam ich rein und sah sofort, woran sein Projekt scheiterte. Ich wies ihn sehr offen auf die Fehler hin und durfte vorne an der Leinwand einen Vortrag halten in fachmännischer Sprache. Alle waren schockiert über meine Schlauheit und fragten mich, warum ich nie einen Schulabschluss gemacht habe.

Ich erklärte, dass ich damals im Rollstuhl saß nach einem Unfall und nie die Schule besucht habe, weil meine Mutter meinen Rollstuhl an einer Kette band im Haus und ich keine sozialen Kontakte außer wilde Füchse hatte, die gezähmt hatte. Und meine Familie natürlich. 

Mit Vier konnte ich bereits schwere Bücher lesen, schreiben und schwerste Formeln lösen. Und ohne irgendeinem Zeugnis kommt man nie zu einer Abschlussprüfung. Ich konnte mich in vielen Bereichen in den Jahren einarbeiten, die mich interessieren und mental fördern. 

Mein Chef war entsetzt und gleichzeitig faziniert von meiner Geschichte. Keine Schule hätte mir das bieten können, was ich gebraucht habe. Ich wäre untergegangen. Im Raum saßen Männer und Frauen, die studiert hatten und nur halb so klug wie ich waren. Ein Teil war sauer deshalb und die andere Hälfte fand es interessant. 

Er gab mir einen besseren Job als seine Rechte Hand, weil dieser Posten gerade ausgeschrieben war. Ich verdiente in den wenigen Jahren sehr viel Geld, wo ich da war. Die Studierten hassten mich teilweise wegen meines Intellektes. Aber mich juckte es nicht. Ich konnte mich beweisen. Dabei verliebte ich mich sogar in meinem jungen Chef. Aber er war verlobt und dann kam Therese auf mich zu.

Richard würde bald wieder sterben und sie hatte eigene Pläne für ihre Sängerinkarriere. Aber sie brauchte Hilfe mit den beiden Kindern. Ich kündigte meinen Job und meine Wohnung, um nach Sulani zu gehen. 

Nun bin ich hier und lerne die Kinder kennen.

Ich lernte beide Kinder unglücklich kennen. Ihr Papa stirbt bald und selbst die Kleine bekam immer wieder die Zusammenbrüche mit. 

 

Nach Thereses Tod begann ich einen heißen Sensenmann zu daten. Sieht der Typ nicht einfach heiß aus. Seine knochigen Hände. Die kratzige, männliche Stimme. Seine Kleidung.

 

Ich suchte mir einen neuen Job und bekam bei einem Detektiven einen Job als Partner. Leider ist dieser in Oasis Springs. 

 

Und Richard kippte nur noch um. Das Klima tat ihm nicht gut und er willigte ein, mit umzuziehen. Dazu klärte er bereits das Sorgerecht. Ich wurde praktisch die Adoptivmutter von Wilma und Vince in kurzer Zeit. Daran muss ich mich immer noch gewöhnen. Und die Kinder auch. 

Unser neues Haus hat sogar vier Schlafzimmer. Für jeden ein Zimmer. Und Thereses Klavier kam als Erinnerung für die Kinder mit. 

Wenige Tage später starb auch Richard und ich merkte nicht, dass die Kinder noch nicht schliefen. Es dauerte ewig, bis ich sie heulend ins Bett bringen konnte. Jetzt waren sie Vollwaisen. 

Für mich war es ein dunkler Tag. Tagelang weinte ich. 

Ich besuchte Thereses Grab in der Nacht und rief ihren Geist.

"Hallo Schwester", grüßte ich sie mit Tränen.

"Hallo Schwester" grüßte sie zurück und wollte mich umarmen, aber sie schwebte durch mir durch.

"Wie geht es dir so im Jenseits?", fragte ich vorsichtig.

"Ich vermisse die Kinder. Und Richard ist wie ein Wachhund um mir unterwegs. Bitte finde einen Weg, um mich zu beleben. Ich will endlich meine Karriere starten", weinte sie.

"Ich werde einen Weg finden. Immerhin bin ich doch ein Genie, oder etwa nicht?", gab ich zurück.

Dann wurde es hell und sie ging zurück ins Jenseits.

Aber ich hatte eine Aufgabe.


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