Kapitel 4

 Therese

Bevor wir nach Sulani zogen besuchte ich die Farm von meiner Mutter. Sie sah komplett verwildert aus. Und ich sah nirgends keine Tiere. Nicht mal meine Lieblingkuh oder mein Lieblingshuhn. Die Pflanzen und Bäume waren voller Unkraut und vertrocknet. Als hätte man hier schon lange nicht mehr das Land bewirtschaftet. 

Aus einer der Scheunen kamen komische Männer und ich eilte zu ihnen.

"Was suchen Sie hier? Das ist das Grundstück meiner Mutter", fragte ich sie.

"Sie hat uns die Scheunen für Geld vermietet. Vorhin war sie sogar noch im Haus, als wir kamen", antwortete einer der Männer und zeigte mir den Mietvertrag für die Scheunen. 

Ich holte meinen Hausschlüssel von dem Farmhaus und ging rein. Da drin war alles verstaubt und Amanda kämpfte sich mit einem alten Bürostuhl durchs Haus. Sie hatte doch damals einen Rollstuhl bekommen und jeden Monat zahlt Richard Geld für ihre medizinische Versorgung. In ihrer Versorgung war das Geld nicht geflossen. Zum Glück hatte ich bereits Sohn Vince bekommen und war wieder belastbar. 

Sie weinte und kam mir entgegen. Ich drückte sie an mich und fragte:

"Was ist hier los? Als Zoey ging, sah es hier doch anders aus."

"Mama hat angefangen zu Trinken und vermietet an komischen Gestalten die Scheunen. Dazu kommen von Zoey und Yasemin kein Geld mehr und unsere Farm steht kurz vor dem Verkauf. Das Geld von dir reicht gerade für die laufenden Kosten. Und Mamas Sucht. Bitte hole mich hier raus", weinte sie bitter in meinem Armen. 

Sie war abgemagert und dürr. 

"Gibt dir Mama nichts zu essen?", fragte ich besorgt.

"Wir haben nur noch Alkohol im Kühlschrank und manchmal ein paar Scheiben Brot. Wenn Mama gute Laune hat. Sonst ernähre ich mich von dem Essen, was uns die Gestalten bringen. Und sie bringen nur Wasser und Konserven als Zahlungsmittel. Sogar meinen Rollstuhl hat sie verkauft, als sie mal kein Geld mehr hatte am Monatsende", antwortete sie unter Tränen.

"Wo ist Mama überhaupt?", fragte ich Amanda.

"Sie liegt betrunken im Bett und singt Lieder aus ihrer Jugend. Redet mit Papa", antwortete Amanda unglücklich. 

Ich holte mein Smartphone und wählte den Notruf. Dort schilderte ich meinen Fund und meinen Verdacht, dass die Mieter der Scheunen Drogen herstellen. Die Luft stank furchtbar und das ist einfach kein gutes Zeichen. 

Die Polizei entdeckte in den Scheunen mehrere Drogenlabore und ich war erstaunt, wie groß die waren. Diese Gestalten wurden sofort verhaftet und fortgebracht zur Datenaufnahme. Die Scheunen wurden von mehreren Einheiten der Polizei untersucht, Beweise gesichert, Fotos gemacht und so weiter. 

Mama und Amanda kamen ins Krankenhaus. Ich fuhr ihnen nach und der behandelnde Arzt stellte bei meiner Mutter eine schwere Depression fest. Er kümmerte sich bereits um eine Einweisung in eine Psychiatrie, weil sie dringend Hilfe braucht. Nicht nur wegen der Depression. Sondern auch wegen ihrer Sucht. Richard kaufte die Farm und vermietete sie an einem Paar.

Amanda wurde im Krankenhaus aufgepeppelt und sollte in einem Heim ziehen, weil die Wohnsituation zu ihrem Problemen nicht passte. Da schritt Richard ein und kümmerte sich um Reha- und Therapieplatz. Amanda war durch die Jahre der Isolation emotional angegriffen und es sollte geprüft werden, ob sie nicht doch noch wieder laufen kann. Dazu meldeten sich ewig meine älteren Geschwister nicht mehr. Sie juckte es nicht mal, was mit Mama und Amanda passiert ist. 

Während jetzt Amanda in langer Reha war, zogen wir nach Sulani. Richard hatte Sorge um uns und wollte den Feinden aus dem Weg gehen. Und Sulani ist sehr abgelegen. Was für den Standort sprach.

Jetzt gibt es keinen Butler mehr. Wir müsen alles selber machen. Was gerade Richard anfangs schwer fiel, weil er immer einen Butler seit seiner Geburt hatte.

Vince war ein unruhiges Baby und weinte viel. Gerade nachts. Wir hatten sehr kurze Nächte, aber trotzdem lieben wir unseren Sohn über alles.

Er wurde größer, zum Glück ruhiger. 

Ich kleidete mich nicht mehr sexy. Denn Vince macht gerne alles schmutzig und meine alte Kleidung ist nicht so dramatisch wie die teure Kleidung. 

Wir fanden sogar ein verwaistes Kind und riefen die Polizei. Das Mädchen war ausgebüxt, als ihre Eltern am Strand eingedöst sind und suchten bereits ihr Kind. Sie waren uns sehr dankbar, als sie ihr Kind wieder hatten.

Ich begann auf Sulani als Sängerin zu arbeiten. Die Bar ist dann immer voll und alle hören meinem Gesang zu. Einige Einheimische finden sogar, ich bin zu Größerem bestimmt und nicht als Barsängerin. Aber Richard hingegen reicht es aus. So hat er meine Karriere im Auge. Aber es fühlt sich so an, als würde er mir Steine in den Weg legen. Gerne wurde ich mit meinem Soul überall auf der Welt singen. Nicht nur hier. Richard bedroht mich dann, wenn ich diesen Wunsch nur äußere. 

Immer wieder redete er mir ein, ich solle komplett meinen Traum vergessen. Inzwischen war ich mir unsicher, ob ich überhaupt noch bei ihm bleiben soll. Er engt mich auf einmal zu sehr ein. Desto mehr will ich ausbrechen.

Ich liebe meinen Sohn über alles und erziehe ihn gerne. Das sieht Richard am liebsten. Wenn ich nur im Haus bleibe und keine Kontakte habe. 

Trotz allem liebe ich diesen alten eifersüchtigen Mann. Mein Herz ist so zerrissen. Ich kann mich nicht entscheiden, in welcher Richtung ich gehen soll. Ein Teil will auf der Weltbühne stehen, der andere Teil will bei der eigenen Familie sein. Leider kann nur ich alleine meinen Weg finden. 

Dann wurde er schon wieder schwer krank und überlebte erneut den Krebs. Nur diesmal war ich nicht an seiner Seite. Ich war zu zerrissen und zu verletzt von seinem Misstrauen. 

Ich wurde immer trauriger und telefonierte mit Amanda. Dank der Reha konnte sie wieder Laufen lernen und bezog eine Wohnung in einer Großstadt. Jetzt arbeitet sie im Büro und blühte auf regelrecht. Sie bemerkte meine Stimmung und ich heulte mich aus. Sie konnte mir keinen Rat geben, was ich tun sollte. Auf Mama angesprochen blieb sie distanziert. 

"Ihr geht es den Umständen entsprechend" war ihre kalte Antwort. 

Wie wäre das Leben verlaufen, wäre Papa nie gestorben und nie der Unfall passiert. Sicher anders.

Richard blühte auf hingegen. 

Dann wurde ich schon wieder von ihm schwanger und war noch mehr innerlich zerrissen. Richard freute sich über den Nachwuchs. Ich hatte gemischte Gefühle. Ich fühlte mich ihm ausgeliefert am Ende.

 



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