27 - Dramatische Veränderung

Yonas

Zwischen mir und Laura läuft es gut. Wir beide wollen sogar irgendwann heiraten. Anfangs war ich wegen der Vorgeschichte von uns skeptisch und glaubte nicht daran, dass wir nochmal zusammenfinden. Aber ich habe mich wohl getäuscht. So glücklich war ich schon lange nicht mehr. Eine Sache stört aber mein Glück. Bianca Lee. Sie bedroht meine Familie, seit sie weiß, dass ich eine neue Partnerin habe. Ich hoffe, mein Anwalt kann endlich veranlassen, dass sie psychisch untersucht und eingewiesen wird. Ihre Tendenzen gehen langsam zur Gewalt über.



Laura

Ich liebe diese kleine Familie. Und Toma nennt mich sogar Mama. Es macht mich einfach glücklich. Bubbles will natürlich auch immer etwas vom Glück abhaben. 



Morgenübelkeit plagte mich plötzlich. Ich suchte meinen Frauenarzt auf, der mir eine Schwangerschaft zusicherte. Dazu war es eine Risikoschwangerschaft, weil ich bereits etwas älter bin. 



Ich teilte es am nächsten Tag meiner Familie mit. Die Männer freuten sich sehr und Toma fragte sofort seinen Papa aus, welche Aufgaben ein großer Bruder hat. Ich war so gerührt davon, dass der Nachwuchs so positiv aufgenommen wurde.



Wenige Monate später

Yonas war alleine zu Hause und arbeitete an seiner Professur. Es klingelte an der Türe und er dachte sich nichts dabei. 

Er öffnete die Türe und sah Bianca vor sich stehen. Sie holte aus ihrer Handtasche einen Revolver und zielte auf ihm.
"Bianca. Leg das Ding runter. Es ist sehr gefährlich", redete er auf sie ein.
"Warum? Du hast mich betrogen und eine Agentin geschwängert. Dazu bist du mit MIR noch verlobt. Du hast mir damals doch den Heiratsantrag auf dem Sofa gemacht. Wie konntest du es nur vergessen. Ich kann und will dich nicht davonkommen lassen. Ehebrecher müssen sterben", schrie sie hysterisch.
Yonas hoffte, ein Fußgänger würde jetzt kommen. Aber es kam keiner an seinem Haus vorbei. Es knallte und er spürte einen Schmerz in der Schulter. Der Revolver qualmte und er hatte Blut in der Hand.
"Bianca. Beruhige dich bitte. Man kann doch über alles reden", sagte er mit ängstlicher Stimme und flüchtete ins Haus. 
Es knallte wieder und er stürzte wegen Schmerzen im Bein. Kriechend wollte er zu den Toiletten, um sich einzuschließen. Seine Blutspur zog sich bereits übers Laminat. Sie stoppte ihm und zielte auf seine Brust. Er wusste von seiner Arbeit, dass er die bisherigen Verletzungen mit einer OP überleben könnte. Sie drückte erneut ab und er spuckte Blut.  In dem Moment sah er den erstarrten Toma und gab ihm unbemerkt ein Zeichen, dass er abhauen sollte.

Toma stand lautlos in der Türe und hatte Tränen in den Augen. Aber er verstand seinen Vater. Er rannte einfach los und klopfte bei seinen Tanten an. Xena machte ihm auf und er weinte:
"Papa hat bösen Besuch. Eine Frau hat ihm sehr wehgetan."
Xena hörte einen Knall aus dem Haus ihres Bruders und rief Imogen zu, die gerade in der Nähe war:
"Bleibe bei Toma und rufe die Polizei. SIE ist bei Yonas. Und scheint bewaffnet zu sein."
"Aber sie könnte auch dir etwas antun, Schwesterherz. Warte hier lieber auf die Polizei und gehe mit ihnen zusammen ins Haus. Ihm kann man sicher nicht mehr helfen", sagte Imogen besorgt und beinahe weinend. 
Sie drückte Toma fest an sich, während sich Xena auf dem Weg ins Haus ihres Bruders machte. 

Bianca kam ihr blutverschmiert entgegen und im diesen Moment sah sie Blaulicht. Zwei Polizisten kamen zu ihr und sie zeigte weinend auf die Frau mit dem blutigen Mantel. Sie rannten Bianca nach und Xena folgte der Blutspur. Ihr Bruder lag in einer großen Laache und schien Tod, aber er atmete noch schwach. Sie band alle Verletzungen mit einem Druckverband ab und rief einen Krankenwagen.

Bianca konnte in der Dunkelheit entkommen, aber die Kameras in dem Stadtteil hatten ihr Gesicht aufgenommen. Sofort wurde eine landesweite Fahndung geschaltet. Sogar die Medien wurden eingebunden, da Bianca sehr gefährlich ist. Über den sozialen Medien teilte man ihr Bild mit der Warnung, sie sei bewaffnet und unberechenbar. Bei Sichtung sofort die Polizei anrufen. 

In der Notaufnahme und im Krankenhaus herrschte ungewohnte Unruhe und große Sorge. Es hatte sich rumgesprochen, dass ein Kollege halbtot eingeliefert wird. Yonas wurde sofort Notoperiert. Xena wartete mit Imogen im Wartebereich. Toma war nach den Mordanschlag seines Vaters so geschockt gewesen, dass er auch auf Station musste. Er weinte nur noch und rief nach seinem Papa. Die Schwestern mussten ihm ein starkes Beruhigungsmittel geben, damit er einschläft. Für den Morgen kündigte sich ein Kollege aus der psychiaterischen Abteilung an, der sich um Toma kümmern wollte. 
Hochschwanger und verheult kam Laura vorbei. Sie war bei Freunden, die eine Babyparty für sie gemacht hatten. Die gute Stimmung war vorbei, nachdem Imogens Anruf kam. 
"Wie geht es ihm? Sagt doch was. Bitte", flehte sie heulend.
"Er ist schwerst verletzt gewesen, als ich ihn fand", sagte Xena und schaute auf ihre blutigen Hände und Kleidung.
Auf einmal war Laura komisch. Blut lief zwischen ihren Beinen runter und sie kippte um. 

Sie kam sofort auf die gynäkologische Abteilung. Die Zwillinge durften noch nicht kommen, sagten sich Imogen und Xena. Es ist zu früh dafür. 
Da Lauras Blutung nicht aufhören wollte und kein Medikament half, wurden die Kinder mit einem Kaiserschnitt geholt. Während des Kaiserschnittes verstarb Laura. Und im gleichen Moment im OP Yonas. 

Diana war so  schnell wie möglich angereist und fand heulende Tanten vor. 
"Was ist mit meinen Eltern? Was ist hier überhaupt passiert?", fragte sie panisch.
"Beide sind Tod. Und deine Geschwister sind Waisen. Laura hatte einen Sohn und Tochter während des Todes bekommen", weinte Xena.
Diana fing an zu weinen. Ihre perfekte Schminke verlief und das war ihr egal in diesem Moment. Ihre Eltern waren fort. Durch die Medien hatte sie erfahren, dass man Bianca im ganzen Land jagt. Sogar auf Simbook, Twitter usw. hatte sie Fahndungsbilder von ihr entdeckt und Warnungen. 
Die Frauen drückten sich. Im Krankenhaus herrschte auf einmal ein seltsames, trauriges Klima. Krankenschwestern und Ärzte begannen zu Weinen. Yonas war sehr beliebt bei den Kollegen und keiner verstand, warum man ihn ermordet hatte. 


Wenige Monate später

Bianca war immer noch auf der Flucht und ihr Gesicht überall zu sehen. Es gab Interviews mit deren Freunde. Die Ermordung von Yonas war auch auf der Nobelpreisverleihung zu spüren. Es kam keine richtige Stimmung auf. Als mehrfachter Träger fehlte er nun in der Runde. Als hätte sein Ableben ein riesiges Loch reingerissen. 

Er wurde mit Laura beerdigt. Es kamen viele Menschen. Sehr viele Menschen. Sogar Menschen, deren Leben er gerettet hatte. Die Zwillinge Benny und Azura waren bei einem Sitter, da es für die Kinder zu viel sein würde. Xena hatte das Sorgerecht für die drei Kinder übernommen.
Toma war auch auf der Beerdigung. Er durfte sogar als Erster zu den Särgen seiner Eltern gehen und Blumen reinschmeißen. Draußen heulte er sich mal wieder die Seele aus dem Leib. Mit seinen Tanten besuchte er einen Therapeuten. Jede Nacht träumte er davon, wie sein Vater erschossen wird und er nichts tun kann. Bei einem Knall zieht er sich ängstlich zusammen und weint. Wann diese psychischen Probleme behoben sind kann sein Therapeut nicht sagen. Es kann viele Jahre dauern. Aber auch nur Monate. Alles hängt von der eigenen Stärke ab.


Xena

Seit dem Tod von Yonas und Laura sind zwei Jahre vergangen. Es schmerzt mir immer noch in der Seele. Aber für die Kinder bleibe ich stark. Sie brauchen mich. Manchmal träume ich davon, dass mir mein Bruder die Schuld für seinem Tod gibt. Mein Therapeut sagt mir, dass ich mir in Traum jemanden an meiner Seite vorstellen muss, der mich stärkt. Es zerfrisst mich. Aber mein Edward Green hilft mir. Er drückt mich, wenn ich ihn brauche. Er hört mir zu, wenn ich redebedarf habe. Edward ist mein fester Freund. Ich habe ihn auf der Beerdigung meines Bruders kennengelernt.



Toma

Den Tod meiner Eltern vor einigen Jahren habe ich dank Therapie verarbeitet. Keine Albträume mehr. Keine Schuldgefühle meinem Vater gegenüber. Damals war ich ein Kind, als es passierte. Und Tante Xena machte mir Mut und gab mir Kraft, darüber wegzukommen. Meine Geschwister wurden auch größer. Sie wissen nicht, warum ihre Eltern Tod sind. Aber ich zeige ihnen immer Bilder von Mama und Papa. Damit sie ihre Herkunft nie vergessen. 



Beruflich arbeite ich heute als Kochazubi. Und genieße mein Leben so weit wie möglich. Mit Geistern rede ich auch gerne. Sie teilen dann meinen Eltern mit, wie es mir geht. Und den Zwillingen. Onkel Houdan und Tante Imogen leben nicht mehr. Tante Xena hat Edward geheiratet und lebt mit ihm in Omas Haus. Ich lebe mit meinen Geschwistern im Elternhaus. Damals haben meine Verwandte alles renoviert, damit die Spuren der Tat verschwinden.



Ich lernte Jade Huntington kennen. Sie kam als Mensch nur für mich auf die Erde zurück und verließ so ihren Mann J. Sie nahm einen Job als Bürokraft an.



Wir führen eine glückliche Beziehung. Und bald gibt es Nachwuchs.



Meine Geschwister sind bereits ganz ungeduldig und wollen am liebsten jetzt den Nachwuchs sehen. Aber es dauert noch eine Weile. 



Jade

Dieser menschliche Körper fühlt sich immer noch sonderbar an. 150 Jahre lang war ich ein Geist. Da war alles egal. Aber diesen Körper muss ich pflegen und hegen. Und die Schwangerschaft fühlt sich auch komisch an. Meine Letzte liegt immerhin 200 Jahre zurück. Recherchen ergaben, dass ich eine Urenkelin namens Yosepha Lothario habe. Das macht mich hibbelig. Ich möchte sie kennenlernen. Aber wie sollte ich mich denn schon vorstellen?



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