Kapitel 14

Gefühlewirrwarr

Gabriela

Ich erzählte Raj am nächsten Tag von meinem Ausrutscher mit Don. Er wirkte gelassen, aber ich spürte, wie wütend er war. 
"Ich ziehe zu einem Kollegen für drei Tage zum Nachdenken. Dann teile ich dir meine Entscheidung mit", sagte er einfach nur und war wirklich für mehrere Tage weg.
Ich hatte Angst vor seiner Entscheidung. Immerhin haben wir zwei Kinder und die mussten auch mit der Entscheidung leben müssen auf Dauer. 

Als ich von der Uni kam, kam er aus der Dusche und ließ vor Schreck den Handtuch fallen. 
"Ich habe dich später erwartet. Warte mal kurz, ich ziehe mich schnell um", sagte er.
Das war das letzte Mal, wo ich ihn dick sah. 
Dann setzten wir uns aufs Sofa und schickten die Kinder raus zum Spielen. 
"Gabriela, pack bitte deine Sachen und gebe mir den Wohnungsschlüssel. Ich möchte, dass du meine Wohnung sofort verlässt", sagte er ernst.
"Und die Kinder?", fragte ich besorgt.
"Ich habe mit ihnen geredet und sie wollen bei mir leben. Wegen der Schule und der Freunde", antwortete er.
Ich hatte alles verloren. Den besten Mann aller Zeiten. Meine beiden älteren Kinder. Als ich meine Sachen gepackt hatte und gehen wollte, rief ich nach Sidney. Aber dieser verräterische Kater blieb auf dem Sofa liegen und döste weiter. Als gäbe es mich nicht mehr in seinem Leben. Selbst mein Kater hatte mich verlassen. 


Und der Scheißkerl Don heiratete nach der Scheidung von Dina Caliente sofort die jüngere Frau Luna Villareal. Und diese war von ihm auch noch schwanger. Ich hörte nur, dass Nina und Dina Caliente eine WG mit den Kindern gemacht haben. Weil sie auch gleichzeitig Cousins wie Geschwister sind. Sie zogen in eine Villa mit vier Schlafzimmern, weil die verstorbene Mutter viel Geld vererbt hatte und das Haus zu klein war, wo sie geboren wurden.


Ich zog nach StrangerVille, um mit Don abzuschließen. Er fand mich immer wieder an den neuen Wohnorten. Als würde er mich stalken. Hier dürfte er mich nicht finden. Das hoffte ich zumindest. Denn er wollte mehrmals mit mir am Tag ein Date haben und teilweise Sexdates. So fand ich zumindest eine Ausrede.


Diese Stadt verdiente die Bezeichnung seltsam. Es war nicht nur das Wetter. Sondern auch die Bewohner. Nachts laufen sie manchmal wie Zombies durch die Gegend und sagen:
"aargh. Die Mutter ruft mich. aargh. Die Mutter befiehlt  mir. aargh. Ich bringe dich zu Mutter. aargh. Mutter ist ganz lieb. aargh."
Wenn ich verneinte, gingen sie weiter und verrenkten sich komisch. 


Ich bekam Tochter Nona. Mein Kater Mojo hing von Anfang an ihr.


Hier laufen auch viele Forscher und Militärangehörige rum. Gerüchteweise gibt es ein geheimes Labor vom Militär. Und an Gerüchten ist immer etwas dran.


Nona versuchte als kleines Kind immer mit Mojo zu spielen. Aber irgendwie verstand er nie  Wauwau.


Meine Einrichtung ist billig und sparsam. Ich bekam sie vom Vorbesitzer regelrecht geschenkt und ich war dankbar. Einen Kühlschrank habe ich auch. Es ist der kleine rote Schrank unter der Theke.


Ich konnte in der Zeit nicht zur Uni gehen, als Nona kleiner war. Raj half mir netterweise mit Geld aus, obwohl er eine neue Partnerin hatte. Aber die Ehe war nur kurz. Nach wenigen Monaten war er geschieden. Damit ich zumindest einen Job annehmen konnte, um nicht geldlich komplett abhängig vom Ex zu sein, kam regelmäßig ein Sitter.


Und wer kam wieder in mein Leben? Natürlich Don. Er stand einmal nach meiner Schicht in einer örtlichen Bar vor der Haustüre und wollte mit mir ausgehen. Es dauerte nicht lange und wir fielen schon wieder übereinander her. Lässt mich dieser Mann nie in Ruhe? Aber seine Badboy-Seite zieht mich wiederum jedes Mal magisch an. 


Überraschender Weise kam Raj einmal vorbei und sah verändert aus. Er hatte 40 Kilo verloren, besaß jetzt einen Sixpack und sah heißer als denn je aus. Ich wurde bei dem Anblick rot und er bei meinem Anblick. Er grüßte meine Tochter und brachte eine Puppe für sie mit. Damit verschwand sie in ihr Zimmer.
"Du lebst sehr rustikal", sagte er freundlich.
Was nur heißt in seiner Sprache, es ist eine Bruchbude hoch 10. Warum kam er aber zu mir? Immer half er mir irgendwie, obwohl ich nicht danach fragte. 
Er nahm meine Hände und sagte liebevoll:
"Gabriela, ich habe immer noch Gefühle für dich. Ashara war so eine nette Frau, aber mein Herz schlug mehr für dich als für sie. Also ließen wir uns friedvoll scheiden. Das wollte ich dir nur sagen."
Ich war mehr als überrascht. Auch mein Herz hatte ihn nie vergessen. Von meiner Seite gab es auch noch alte Gefühle, die immer noch loderten. 
Wir nahmen unsere Hände und küssten uns. Mein Gott, hatte ich ihn vermisst. 


Nach einer heißen Nacht war Raj am Morgen immer noch da und ich bemerkte zunächst meine Tochter nicht.
"Mama. Ich habe hunger", hörte ich plötzlich.
Wir unterbrachen unser Gespräch und ich holte einen Teller mit belegten Brot. Nona nahm den Teller und musterte den Fremden in ihren Augen.
"Ist er mein Papa?", fragte sie neugierig.
"Das ist dein Papa", antwortete ich.
Raj wollte mir nochmal eine Chance geben und diesmal werde ich diese nicht verwerfen. Wir gehören einfach zusammen. Er war sogar bereit, Nonas Papa zu werden. Auch wenn beide biologisch keine Verwandten sind.


Raj erzählte mir, dass er in den Unterlagen seiner Mutter ein Haus fand, was hier in StrangerVille liegt. Es war in einer alten Kiste von seinen Vorfahren im Keller. Darin waren Tagebücher von Vorfahren und Berichte aus StrangerVille. Dazu Unterlagen, die belegten, dass die Rasoyas die Stadt gegründet hatten. Wir zogen ein und er nahm meinen Namen zur Tarnung an. Denn er wusste nicht, wie man auf die Rückkehr der eigentlichen Gründerfamilie reagiert. 


Vor 200 Jahren

Arjun Rasoya kam mit seinen Gefolge aus dem weitentfernten Indien. Dort herrschte Bürgerkrieg und er führte eine Gruppe von Flüchtlingen an. Darunter war auch seine Frau Anaya und sein Sohn Rajan. Die Wüste in Amerika hatte bereits zu Verlusten in der Gruppe geführt. Das Wasser war leer und man hatte nur das getrocknete Obst und Gemüse. Selbst davon war nicht mehr viel da. Samen hatten sie entnommen, falls man irgendwo landet, wo fruchtbares Land ist. 

Sie kamen in eine Schlucht und entdeckten einen dicken Fluss und eine wahre Oase. Hier wuchs sogar Obst und die Flüchlinge stürzten sich ins kalte Nass. Hier war man sogar vor den Sandstürmen geschützt. Der Boden fruchtbar. Rasch hatte er seine Entscheidung gefällt. Hier würde man nun leben. 

Man zerlegte die Wagen, um Hütten zum Wohnen zu bauen. Felder wurden angelegt, damit man Essen hat. Ein Wagen wurde erhalten, falls man aus dem Canyon mal raus muss. In den folgenden Jahren wuchs die Gemeinschaft an und man begann die Ernte teilweise zu verkaufen als Dörrobst und getrocknetes Gemüse außerhalb der Schlucht.

Durch den Verkauf der Waren konnte man sich bessere Häuser leisten und besseres Werkzeug fürs Feld. Durch den Wachstum entstanden aber auch Geschäfte mit anderen Städten. Zum Beispiel Lebensmittel, die man nicht produziert. Es kam ein Markt in die namenlosen Stadt, eine Bar, Bücherei usw.. Arjun war der inoffizielle Bürgermeister und erlaubte sich ein Haus am einen höheren Ort in der Stadt. 

Arjun hatte mit seinem Leuten und neuen Zuwanderern aus sämtlichen Völkern wie Aliens, Werwölfe, Feen usw. einen Namen gefunden: StrangerVille. Er wollte es eintragen lassen und reiste extra in die Hauptstadt. Dort wurde alles rasch bewilligt und die Stadt bekam einen Anschluss zu den anderen Orten. 

 Dazu kam die Stadt in den Atlanten. 

Es vergingen 130 Jahre voller Frieden und Einklang. Aber alles war nicht friedlich. Der reiche Industrielle Robert Roswell war scharf auf dem Posten des Bürgermeisters, der seit Jahren von einem Inder belegt wurde. Er machte krumme Geschäfte und gewann durch Betrug die nächste Bürgermeisterwahl. Er hatte einen Sohn namens Ted Roswell, der genauso drauf war wie der Vater. Obwohl der Sohn noch ein Kind war, tyrannisierte er den Schulhof. 

Ein Komet schlug ein und veränderte die Stadt für immer. Das Militär und die Wissenschaftler sperrten die Stadt über Nacht ab und bauten Kontrollen ein. Dazu entstanden in kurzer Zeit Mauern, die die Stadt vor Fremde schützen sollte. StrangerVille verschwand aus dem Atlanten. Es war das Jahr 1966. 

Immer wieder versuchten Einwohner aus der Stadt zu fliehen, aber sie wurden entweder erschossen oder kamen bis zum Tode ins Gefängnis. Aber Rajs Mutter konnte schwanger fliehen. In Begleitung ihres Mannes. Sie nahmen nur die Erinnerungsstücke an ihre Verwandten mit, Papiere, Geld und etwas Kleidung. 

In der Großstadt San Myshuno konnten sie sich eine Wohnung mieten und beide gingen arbeiten. Er als Koch und sie als Essenskritikerin. Alles verlief gut, bis eines ihrer Artikel in StrangerVille auftauchte. Aus Angst, die Außenwelt würde erfahren, was das Militär trieb und der ruchlose Bürgermeister Ted Roswell wollte man beide in Haft stecken. Sohn Raj war bereits ein Teenie und bekam nie eine Antwort auf die Frage, woher man kommt. Als sie die Familie fanden und in den Wald in der Nähe von San Myshuno schleppten, überlegte es sich der General anders. Er wollte die Eltern hinrichten lassen sowie den Sohn. Keine Zeugen erwünscht.

Geetas Mann flehte um das Leben seiner Familie. Dafür würden sie weiterhin schweigen. Raj war verwirrt und hatte Todesangst. Was hatten seine Eltern damals getan?

Sie erschossen den Vater vor den Augen der Familie und missbrauchten Geeta als Warnung. Raj konnte seine Mutter nicht schützen und musste gefesselt zusehen, was man ihr alles antat. Er wurde danach befreit und beide durften leben. Seine Mama war seitdem anders. Sie konnte ihn nicht loslassen und vergraulte jede Frau, die sich ihn nur näherte. 

Aus Angst, man könnte andere in ihre Probleme reinziehen. Was sie nicht wusste war, dass man die Mauern abriss und die Stadt wieder teilweise öffnete. Die Stadt erschien wieder im Atlanten und da wurde auf strenge Kontrollen hingewiesen. Sie war überrascht von der Entwicklung. Die daran lag, dass Roswell seinen Posten aufgeben musste und nun seine kluge Frau den Job machen musste. Die Bewohner waren ihr sehr dankbar. Endlich war man wieder mit den Liebsten vereint, die einst geflohen waren.





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