Kapitel 1

 Else Daniels

Ich wurde damals in einem kleinem Dorf geboren. Und in dem Ort zählt eher das Aussehen als die Inneren Werte. Das bekam ich von kleinauf zu spüren, weil ich noch nie schlank oder normal gewichtig war. Schon immer hatte ich dicke Knochen und deshalb wurde bereits in Kinderalter auf mich herumgehackt und meine Psyche zermürbt. 

Alle in meiner Familie sind sogar Models. Meine Eltern und meine Zwillingsschwester. Und meine Schwester ist der Liebling unserer Eltern. Mit meiner Schwester habe ich mich noch nie verstanden. Sie waren vom Anfang an der schlimmste Mobber und erfand alle meine Spitznamen, die man im Ort kennt: Fette Kuh, Elefant, fettes Walross, Die Königin der Hässlichen usw. Schlimmer war, dass sie mich Dumm, Hässlich und Ekelhaft schon immer nannte. Als wäre ich eine Pest in ihrem Leben. In der Schule motivierte sie schon immer alle, mich zu mobben.

Zu Hause machten meine Eltern weiter und nötigten mich zu Sport und gesundem Essen. Ich habe nichts gegen die Sachen, aber wenn die Eltern einen Essensplan erstellen und den Kühlschrank mit Ketten verschließen, sowie alle Schränke mit Nahrung, hat man bei diesem Thema kein Spaß mehr. Und unter Sport verstehen sie Rennen durch das ganze Dorf mit Gewichten oder Ballsport. Anstatt mir zu erlauben, öfters Schwimmen zu Gehen. Ich liebe Schwimmen über alles. Da merke ich die Pfunde nie und meine Gelenke tut es auch schonen. Dazu beherrsche ich es zumindest gut.

Im Schulsport machten wir nur Ballsport. Da wir 11 Schüler in der Klasse waren, saß ich immer auf der Ersatzbank und bekam dann eine 6 auf dem Zeugnis. Flehte ich mal darum, dass man Schwimmen geht, wurde der Sportlehrer leichenblass und verneinte. Auch die anderen Schüler hatten kein Bock zu schwimmen. Wenn ich mal dran kam, gab es immer Verletzte im Sportunterricht. Irgendwie schaffte ich es immer, dass die Bälle in die Gesichter der Mitschüler flogen und den Jungs in den Schritt. Die Eltern regten sich auf, weil die Kinder dadurch immer tagelang krank waren, wenn etwas geprellt war. Zu Hause wurde ich dann in den Stall zu den Kühen verbannt nachts, weil ich ja eine dumme, fette Kuh bin. 

Den Sport konnte ich aber mit allen anderen Fächern rausreißen. Selbst das machte man mir kaputt. Alle meinten, ich würde eines Tages nur billige Pommes bei McDoof verkaufen und noch eine fettere Kuh werden. 

Aber mit 16 Jahren wurde ich von einem Modedesigner angesprochen, der Mode für Dicke macht. Er sah, wie unsicher und ängstlich ich war. Natürlich preisten meine Eltern meine Schwester an. Ihre Knochen kamen perfekt zur Schau und sie ernähre sich nur mit drei Äpfeln am Tag. Aber der Designer sagte nur kühl:

"Nimm 30 Kilo zu und du passt in meine Mode."

Meine Schwester rannte weinend in ihr Zimmer und meine Mutter schrie:

"Warum diese hässliche Kuh von Tochter?! Die kann doch nichts und ist so fett wie drei Kühe in einem."

Der Designer war entsetzt über die Worte und sagte:

"Im Gegenteil. Sie ist die schönste Frau hier im Raume. Und sowas sollte man nie über das eigene Kind sagen."

Meine Mutter schnaubte und setzte ihn vor die Türe. Er gab mir heimlich eine Karte und ich sollte mich melden, wenn ich aus dem Haus gezogen bin. 

Jetzt bin ich ausgezogen und habe irgendwie die letzten beiden Jahre noch bei meiner Familie überlebt. Sofort stellte mich der Designer als Verkäuferin in Ausbildung ein. Für seinen Laden in Oasis Sprungs suchte er dickere Verkäufer, weil sich dann die Kunden wohler fühlen. Als Mitarbeiterin bekomme ich sogar Rabatte auf die Kleidung. 

Die Waschbären Oreo und Chloe nahm ich auf, als sie klein waren. In meinem Dorf hat man die Eltern erschossen, weil sie die Mülleimer immer geplündert haben. Heimlich zog ich beide Tiere auf und nahm sie mit. 

Die wilden Vögel wiederum hassen es, wenn ihr Futter auffülle. 


Meine Kleinen sind einfach so süß und knuffig. 💖


Wobei sie immer in der Nähe der Futterstelle von den Vögeln sind. Vielleicht ist doch noch etwas Raubtier ja in ihnen drin. 


"Guten Tag. Ich bin Ian Montes und lebe hier in der Nachbarschaft. Zufällig habe nach meiner langen Abwesenheit gesehen, dass jemand in dieses Haus gezogen ist. Meine Frau und ich leben eigentlich auch Japan. Aber nur über Winter, weil es dort dann weiß ist. Brauchen Sie Hilfe irgendwo im Haus? Kann etwas repariert werden?", stellte sich ein Nachbar vor.

"Nein danke. Es ist alles in Ordnung", antwortete ich verlegen. 

"Was halten Sie davon, wenn wir in die örtliche Bar gehen? In einer Stunde komme ich wieder und will Sie hübsch sehen", sagte er. 

Ich lief rot und nickte zu. 


Also rannte ich ins Schlafzimmer und holte etwas Schönes raus. Ich arbeite in einer Boutique und habe nichts, was modern ist. Meine Haare machte ich zurück und etwas Schminke musste auch drauf. 


Er sagte nichts zu meinem Outfit und rümpfte die Nase. In der Bar fühlte ich mich sehr unwohl und floh aufs Bad, um mich zu beruhigen. Dann ging ich und verabschiedete mich von Ian. Für eine Bar war ich mental noch nicht bereit.


Mit meinen Fellnasen schlief ich die Nacht durch und musste dann morgens wieder arbeiten gehen. 


Ich musste plötzlich lernen, wie man Menschen unterhält und wie man sich sozial verhält. Der Komedian im Fernseher konnte es gut. Also schaute ich mir bei ihm etwas ab. 


Meine flauschigen Lieblinge machen immer auf niedlich, wenn sie etwas wollen. Da fällt es mir so schwer, hart zu bleiben und geben ihnen ihre Krauleinheiten. 


Ich besuchte den süßen Nachbarn im Haus gegenüber. Cristobal Dominguez kommt eigentlich mit seinen Eltern aus Peru. Wegen der Arbeit kamen sie nach Amerika und starben auch hier. Schüchtern verbeugte ich mich wie immer vor ihm und er wollte es wie immer nicht.

"Du musst doch nicht sowas machen", sagte er.

Er brachte ganze Zeit mein Herz zum Rasen, wenn ich in seiner Nähe war. Und Schmetterlinge waren im Bauch. Leider folgten mir meine Tiere und er grüßte die Fellnasen sofort mit einem Leckerli. Für mich ist er Mister Perfekt. 


Dann gingen wir immer wieder aus und wurden intim. Ich war so glücklich, so einen tollen Mann getroffen zu haben im meinem Leben. 


Meistens blieb er über Nacht und frühstückte mit mir. 


Wenn ich arbeiten bin, schlafen meine Mitbewohner viel. 


Beim letzten Date fragte mich Cristobal wirklich, ob seine Freundin werden möchte. Mehr als Ja kann man doch nicht antworten. Ihn stören meine Kilos nicht. Er nimmt mich so wie ich bin. Mit all meinen Macken. Und ich ihn mit seinen Macken. Draußen legten wir uns auf eine Liege und schauten uns das Foto an, bevor wir es hochladen wollten. Dann küsste er mich und in wenigen Minuten waren wir intim geworden. 


Er schlief immer mehr bei mir, seit wir ein Paar sind und am Ende zog er nach einem Jahr Beziehung ein. Dabei wollte er Gemüse grillen und grillte fast unser Haus. Und sich selbst. Aber ich stand die Frau und rettete beides. 


Die Tiere wurden auf die Kommode verbannt, aber nicht komplett aus dem Schlafzimmer.


Schnorren tun meine Tiere immer noch. 


Wegen der Arbeit musste ich Sport machen. Wenn ich Karriere machen will. 


Weil Cristobal Koch ist, muss er auch manchmal auf der Arbeit den Barkeeper machen. Zu Hause übt er viel dafür. 


Aber seit mehreren Wochen ist mir morgens schlecht, habe Heißhunger, Rückenleiden, Müdigkeit und keine Periode. Meine größte Angst ist eine Schwangerschaft. Vor allem bei meiner Figur. Ich schade doch einem Kind in meinem Bauch, wenn es stimmen sollte. 

 

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