Familie Xavier

Wie alles begann

Yo Xavier

Hallo, mein Name ist Yo Xavier. Ich wuchs in einem Kloster auf, nachdem man mich wenige Monate nach meiner Geburt vor einer Kirche aussetzte. Bekannt waren nur mein Name. Aber nicht der Name meiner Eltern. Und sie haben sich nie gemeldet danach.

Mein Leben im Kloster war schwer. Wegen meinem Aussehens wurde ich gemobbt. Ich durfte nie mit zum Beten. Saß im Unterricht alleine am Zweiertisch. Wenn es Essen gab, meideten mich alle. Die Nonnen nannten mich die Ausgeburt des Teufels. Und damit wollte man nichts zu tun haben. 

Es verletzte mich und ich lernte als Erstes im Leben, dass man wegen einer Kleinigkeit abgelehnt wird. Nur eine einzige Nonne namens Schwester Beate kümmerte sich um mich. Sie hat so ein großes Herz und keine Angst vor mir.


In der Zeit im Kloster bewarb ich mich auf viele Stellen. Aber keiner wollte mich wegen meines Aussehens einstellen. Also bewarb ich mich ohne Foto und wurde sofort als Lehrerin in Willow Creek eingestellt. Ich mietete mir ein kleines Haus mit dem Startkapital an. Irgendwo muss man ja wohnen.


Gegenwart

Ich zog am Donnerstag ein und musste sofort eine Aufgabe machen. An einem speziellen Rechner musste ich Recherchen durchführen und reiste deshalb in die Bücherei von Britechester. Dort standen überall diese Dinger. Bis ich das benötigte Material zusammen hatte, hat es ewig gedauert. Warum muss man als Lehrerin überhaupt wissen, welche Methoden die Forschung hat?


Im Park ist eine Rollschuhbahn und man sieht mir an, wie erschrocken ich von dem Tempo war. Das eine oder andere Mal bin ich auch hingefallen. Mann, schmerzte mir anschließend der Hintern.


Abends war auch ein kleiner Drink drin zur Feier des Einzugs. 


Beim Abendessen studierte ich die Nachrichten vom Tag und wie das Wetter wird.


Ich entdeckte auch einen SimDa-Chatroom und klickte mich rein. Rasch war ich im einem Zweierchat mit einem Mann namens Hendrik Offermann. Offermann. Der Name sagte mir was. Ich wusste nur noch nicht woher. Was sich am Freitag schnell klärte.


Der Freitag begann wie angekündigt mit Regen. Ich schaute beim Frühstück raus und dachte mir, sowas kann nur mir passieren.

In der Schule suchte ich das Büro des Direktors auf, Daniel Offermann. War Hendrik mit ihm verwandt? Ein rothaariger Schönling kam raus und rannte in mir rein. Uns fielen die Unterlagen runter und er half mir, die Unterlagen einzusammeln.
"Oh. Den Namen kenne ich doch von irgendwo. Haben wir nicht gestern gechattet?", fragte er und reichte mir die Unterlagen zu. Ich seine.
Vor Verlegenheit wurde ich rot im Gesicht und rannte schnell ins Büro. Ich spürte die Blicke des Todes von den Schülerinnen. Und die verliebten Blicke der älteren männlichen Schüler. 

"Guten Morgen, Frau Xavier. Ich bin Daniel Offermann, der Direktor der Schule. Gleich stelle ich sie der Lehrerschaft vor. Und anschließend Ihrer Klasse. Dabei zeige ich Ihnen auch die Schule", sagte dieser freundlich.
"Danke", gab ich von mir. 

Er stellte mich allen vor und ich kam ausgerechnet in die Klasse von Hendrik. Als Vertretungslehrerin. Er grinste mich an und die Mädchen starrten mich mit einem bösen Blick an. 

Ich war so froh, als der Schultag gelaufen war. Die Mädchen nervten mich damit, dass ich mich mit Hendrik so gut verstehe, obwohl ich ihn erst seit einem Tag, oder eher zwei Tagen kenne. Die Jungs gafften mich an und fragten mich, ob ich einen Freund habe. So eine Aufmerksamkeit bin ich gar nicht gewohnt von den Menschen. Das fiel mir auch gestern auf. Viele Männer sprachen mich an in der Bar und die Frauen wollten mich umbringen. Warum kommt so ein hässliches Ding wie ich so gut bei den Männern an?


Am Samstag stand Haushalt an. Wie Wäsche waschen. Nachrichten schauen. Putzen.


Ich schrieb wieder mit Hendrik und er meinte, wir könnten uns doch im Park treffen. Und uns dort näher kennenlernen. Ich war total überrascht. Noch nie zeigte ein Mensch Interesse an mir außer Schwester Beate und jetzt wollte mich ein Mann näher kennenlernen. Mein Leben erfahren. Es verwirrte mich und machte mich irgendwie glücklich. Aber ich wusste nicht warum.


Wir trafen uns im Park und hatten großen Spaß. Er machte mich so glücklich und ich fühlte Schmetterlinge im Bauch. Mein Herz raste. Er brachte mich zum Lachen und ich träumte davon, mit ihm eines Tages im Alter am einen Strand zu sitzen und unsere Enkel beim Spielen zuzusehen. Spontan küsste ich ihn und er machte einen verrückten Vorschlag.


In San Myshuno war das Romantikfest. Er meinte, wir könnten es als Date sehen. Ich wurde sowas von rot, stimmte aber zu. Nach dem Trinken von diesem komischen Saft fehlt mir ein Teil der Erinnerung. Auch er erinnert sich an nichts mehr.


Am Sonntag wachte ich unbekleidet bei ihm auf, hatte ein Ehering an den Fingern und er wirkte auch sehr verwirrt. Sein Papa war wirklich der Direktor. Dieser lachte nur und sagte, so hätte er seine Frau Jenny kennengelernt. Beide hatten in Vegas geheiratet und sofort war sie schwanger mit Hendrik. Jenny ist leider vor einem Jahr an einer Erkrankung verstorben. Und Daniel wünschte sich auch Enkelkinder. Irgendwie hatte ich angeheitert das Haus gekündigt und war bei Hendrik eingezogen. So hatte ich mir eine Hochzeit nicht vorgestellt. Aber vorerst muss ich mich mit der neuen Situation arrangieren und kann trotzdem immer noch die Scheidung einreichen, wenn wir beide es übereilt finden. 


Kloster

"Schwester Beate, Sie können doch nicht spontan nach Willow Creek reisen! Wir haben hier auch Pflichten und sind nicht mehr für die Schützlinge in der Außenwelt zuständig!", maulte Schwester Mary rum.
"Sind wir schon! Wir müssen zumindest schauen, ob es ihnen gut geht. Das ist doch eines der Gebote unseres Herrn. Weil ihr so oberflächlich seid, hatten es viele Schützlinge hier schwer. Ich meine nicht nur Yo. Sondern auch Lulu Bakers. Sarah Vonnor. Und so weiter. Ich fühle mich für sie verantwortlich. Und Gott sieht jeden gleich. Das habt ihr wohl vergessen", schimpfte Schwester Beate.  
Sie nahm ihre Tasche und ging zum Wagen. 
"Ich komme in einer Woche wieder. Mit Schwesterober ist alles abgeklärt", sagte sie und fuhr los.

Schwester Beate besuchte viele Schützlinge und war erleichtert, dass alle ihre Lämmchen ein vernünftiges Leben führen mit eigener Familie und Arbeit. Die Letzte auf ihrer Liste war der jüngste Weggang. Yo Xavier. Sie war von allen Nonnen die freundlichste Seele und eine Seelenverwandte. Aber sie konnte verstehen, dass ihr Schützling nur weg wollte. Sie wurde schlechter als Dreck behandelt und half ihr immer als einzige im Garten. Oder bei den Tieren. Während ihre anderen Schützlinge lieber in der Brauerei waren oder sich um andere Sachen kümmerten. 

Sie sprach lange mit Yo und ihrem Mann. Hendrik wirkte nett und machte sie glücklich. Dazu hatte sie endlich Erfolge im Leben. Vielleicht sollte sie sich als Schwesterober bewerben. Mit 40 Jahren ist sie sehr jung und noch nicht so erfahren, aber sie bringt andere Qualitäten mit. Und neue Ideen. Vor allem wollte sie Nonnen austauschen oder andere Maßnahmen treffen. Ihre Schwestern sind sehr oberflächlich wie deren Schützlinge. Und da kam ihr eine Idee.

Man könnte die jungen Nonnen und die gemeinsten Nonnen auf eine Mission in Afrika schicken. Oder Brasilien. Zumindest Ausland. In der Zeit könnte sie neue, nettere Nonnen reinholen und dem Kloster einen neuen Ruf verpassen. Seit Jahren kommt keiner mehr freiwillig hin. Nur die Kinder von reichen Leuten, die zu zickig und zu frech sind. Leider legen sie meistens ihr Wesen nicht ab. Und ein längerer Aufenthalt im Ausland könnte sie ja umformen.

Beate bewarb sich neben andere Schwestern für den Posten. Und sie bekam die Stelle, weil sie das Kloster mit ihrer Mutterwärme am besten in der Öffentlichkeit darstellt. Ihre Vorgängerin ging in den Ruhestand und unterstützte die Idee, die nervigen Nonnen ins Ausland zu schicken. 

Diese protestierten, aber reisten ab. Regelmäßig mussten sie sich aber per Mail melden. Sobald die Schwestern weg waren, konnte man seltsamerweise neue Nonnen anwerben und das Kloster beleben. Wenn die abgereisten Nonnen wiederkommen nach einem Jahr, ziehen sie einfach in ein anderes Kloster um. Beate fand ein fast leeres Kloster in den Alpen. Man konnte nie Leute dafür finden. Die Schwesterober vor Ort fand die Lektion nicht schlecht. So könnte man das Kloster beleben. Falls die Nervensägen nichts gelernt haben im Ausland.


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