Kapitel 14

18 Jahre später

Dirk Feng und Ulma Xavier verstarben im Alter.

Bob und Christina Weber auch. Aber sie hatten keine Erben und spendeten ihr Vermögen an einem sozialen Verein.

Eve Xavier verstarb aus Altersgründen. Sie verteilte ihr Geld auf die Verwandtschaft.

Frederique und Vihaan Parikh verstarben auf der Flucht vor der Polizei.

Gille und Laei Xavier verstarben im Job. Gille wollte jemanden retten und geriet in eine Strömung. Laei starb im Meer auf der Flucht vor der Polizei.

Ivy trat in den Fußstapfen von ihren Eltern Frederique und Vihaan. Ständig muss sie sich vor dem Gesetz verstecken.

Olaf Xavier wurde Maler und heiratete die Künstlerin Alina Wagner. Er nahm ihren Namen an.


Pepe

Jetzt sind nur noch Norma Jean und ich von unserer Generation übrig. 

Norma Jean wurde Umweltschützerin und setzt sich für den Schutz von bedrohten Tierarten ein. Bereits in der Schule war sie eine Schönheit und verdrehte den Jungs die Augen. Aber bisher lernte sie nicht den Richtigen kennen und ist noch Jungfrau.

Ich selbst bin Archäologe und beliebt bei den Frauen. Von meinen Verwandten und Eltern habe ich wie meine Schwester viel Geld geerbt und lebe jetzt in Windenburg auf einem alten Hof. Im Luxus. 

In der Uni kam ein Professor auf mich zu und bat mich in sein Büro. Einer seiner Kollegen kam mit seinem Team nicht von einer Ausgrabung zurück und jetzt suchte man mutige Männer und Frauen, nach ihnen zu suchen. Mit Entlohnung natürlich. Zuletzt wurden sie vor drei Monaten in Selvadorada gesichtet, wie sie in den Busch gingen. Seitdem fehlt jede Spur. 

Ich hatte bisher nur Forscher begleitet als Assistent. Bin ja noch Anfänger und muss viel lernen. 
"Und, was hälst du von einem bezahlten Urlaub in Peru?", fragte mich der Professor am Schluss.
"Kann es kein anderer machen, der mehr Erfahrung hat?", widersprach ich.
"Keiner will es machen. Wir bezahlen dir alles nachträglich. Musst nur in Vorkasse gehen und bist von den Kursen befreit. Praxis ist besser als Theorie", sagte dieser schwitzend.
"Warum will keiner es machen?", fragte ich skeptisch.
"Nun ja. Sie mögen die Flora und Fauna nicht. Und das komische Klima erst. Selbst für viel Geld würden sie es nicht tun", erklärte er angespannt. 
"Ich weiß nicht. Für mich klang es nach gefährlichen Tieren und Bewohnern", erwiderte ich.
"Du hast dich verhört. Die Leute dort sind total nett. Hust", sagte er.
Ich willigte ein. Ohne irgendeine Erfahrung. Er jubelte vor Freude. 

Am nächsten Tag war der Flug und ich reiste morgens in Selvadorada an. Vor dem Haus stand eine junge Frau.
"Guten Morgen, Herr Xavier. Ich bin die Vermieterin vor Ort. Hier ist Ihr Schlüssel", sagte sie freundlich.
"Danke. Ich habe eine Frage. Haben Sie vor mehreren Wochen eine Gruppe Forscher hier gehabt?", fragte ich sie.
"Oh ja. Sie waren unfreundlich und beteten nicht zur Heiligen. Daraufhin wurden sie von den Geistern des Waldes geholt", antwortete sie. 
"Ich sollte also die Statue anbeten, bevor ich in den Wald gehe?", wiederholte ich.
"Genau. Und bringe ein Opfer, damit die Geister mit dir sind. Dann passiert einem nichts", erklärte sie in Ruhe.
"Vielen Dank für die Info. Ich gehe dann mal ins Dorf", sagte ich.
"Oh, ich muss da auch hin. Vielleicht können wir ja zusammen hingehen. Ich drücke dich am besten an mich, damit du dich nicht verläufst", sagte sie errötet und zerrte mich ins Dorf. 
Dabei schaute sie mich anhimmelnd an.


Unten betrachtete ich die Statue, brachte ein Opfer und betete zur Heiligen. Jetzt sollte ich ihren Segen haben. Falls die Legenden stimmen. Geister holen sich ganz sicher keine Menschen. Aber was ist dann passiert?


Ich nahm etwas von dem Stand und entdeckte beim Essen einen dösenden Hund. Dann studierte ich eine Karte, die ich mit einer Ausrüstung geholt habe. 


Ich folgte der Karte zu einem zugewachsenen Tor und las mir die Warnungen durch. Und die Hinweise, wenn man vergiftet ist.


Dann zerstörte ich mit einer Machete die Ranken und half ein paar Faultieren in Not. Dafür schenkten sie mir Edelsteine. 


Ich folgte den Büschen und landete in einer Ruine neben einem wunderschönen Wasserfall. 


Dort fand ich ein Relikt und suchte nach Spuren von den Forschern. Außer einer Lampe fand ich nichts Besonderes. Also mussten auch sie hier durchgekommen sein. 


Hinter dem nächsten Tor fand ich erneut Ruinen und fragte mich langsam, wie groß der Ort ursprünlich war. Und wie es zu Blühtezeiten aussah. Bestimmt nicht so verwildert wie heute. Und Fledermäuse mochten mein Blut. Aber ich habe das überlebt.


Ein etwas angelegenes Tor machte mich neugierig und ich ging durch. Hier waren auch Ruinen. Und ein modernes Motorboot? Vielleicht waren die Forscher ja hier gewesen. Aber es wurde langsam dunkel und ich brauchte eine Ecke zum Übernachten. Zum Tal war es zu weit. Aber wozu hat man ein Zelt und Vorräte.


Ich errichtete dort mein Lager und aß etwas. Dann ging ich schlafen. Aber Bienen mochte mich nicht. Sie weckten mich in der Nacht.


Der nächste Tag begann mit einer Regendusche. Und das Wetter sagte auch die nächsten Tage Regen voraus. Ich ging runter, weil mir etwas Ausrüstung fehlte. Und weil ich trockne Kleidung brauchte. Bisher gab es nur wage Hinweise auf Forscher. Aber laut den Bewohnern sind hier ständig Forscher im Ort. Und nicht alle halten sich an die REGEL. Das Ritual mit der Statue. Jedem brachte das Missachten Pech im Busch. 


Ich ging trotz Regen wieder in den Busch und eine Frau folgte mir.
"Junger Mann, bei diesem Wetter ist der Busch gefährlich. Alles ist schlammig und rutschig in den Bergen", warnte sie mich.
"Ich habe leider nicht viel Zeit. Ich muss ein paar Forscher finden, die vor drei Monaten hier waren", erklärte ich ihr.
"Ich erinnere mich an die Gruppe. Sie waren so unfreundlich und pfiffen auf unsere Rituale. Die Geister der Vorfahren haben sie sicher geholt", sagte sie.
"Haben Sie Tipps, wo es ungefährlicher ist?", fragte ich freundlich.
"Es gibt auch sichere Pfade bei dem Wetter. Wenig Gestein und sehr flach. Aber der Aufstieg dauert länger. Diese Wege erkennt man auch sofort. Bereits unsere Vorfahren haben sie verwendet und in die Felsen eingebaut. Auch sie kannten die Gefahren dieser Gegend", antwortete sie mir und ging.


Ich nahm den längeren, aber sicheren Weg und wurde mit einem Ausblick belohnt. 


Und zwei Regenbögen.


Zufällig entdeckte ich die königlichen Bäder und sprang erstmal nackt rein. Es war so schön warm. Ich muss mich wohl im ehemaligen Palast befinden, wenn die Bäder schon so heißen. Schade, dass von der Kultur nur ein paar Wände nur noch da sind. 


Ich buddelte ein paar Relikte aus und baute dort mein Zelt auf. Es war mal wieder dunkel und verregnet.


Am nächsten Tag rettete ich eine Forscherin in Not, die mir etwas vom eigenen Proviant abgab als Dank. Dazu landete ich vor dem Palast. Irgendwo weiter unten. Denn der Wasserfall fiel mir bereits gestern auf, als ich oben stand. Vielleicht war hier ein Markt oder die Wohnhäuser. Erkennen kann man das nicht mehr. 


In der Nähe des Tempels fand ich das Lager verlassen vor und konnte anhand der Smartphones und Papiere die fehlenden Forscher meiner Uni identifizieren. Es wirkt rasch verlassen, weil niemand lässt seine persönlichen Sachen einfach so hier liegen. Irgendwas muss sie so erschrocken haben, dass sie alles liegen und stehen lassen haben. Aber wo sind sie nur? Tiere haben sich zumindest teilweise in den Rucksäcken und Schlafsäcken niedergelassen. In wenigen Wochen wird vom Camp nichts mehr da sein bei diesem Wetter. Ich packte alles ein, was den Leuten gehörte und ging zum Tempel. 


Es war schon dunkel und ich legte mich nach einem Essen schlafen. Nachts wurde ich von Musik und Geheule geweckt. Als ich rauskam, stand ein Skelett neben meinem Zelt und schaute mich verwirrt an.
"Fremder, warum läufst du nicht heulend davon?", fragte dieser verwundert.
"Ich bin mit Meermenschen und Geistern aufgewachsen. Mir machen übernatürlichen Wesen keine Angst", erklärte ich.
"Aber ich bin doch soooo furcheinflössend und gruselig", sagte das Skelett mit einem Gruselton. 
"Nö. Es geht gruseliger", erwiderte ich.
"Mein Name ist Humerus Osso. Ich bin der Wächter hier und du bist in meinem Haus eingedrungen. Das finde ich nicht nett. Man hätte fragen sollen, ob man das darf", sagte das Skelett schnippisch.
"Tut mir leid. Aber hier war keiner", sagte ich. 
"Doch. Ich. Aber jetzt auch egal. Hatte schon lange kein Gespräch mehr mit einem Lebenden. Alle laufen immer heulend davon, wenn sie mich sehen. Du sagest Meermenschen. Ich habe zu Lebzeiten nie die Stadt verlassen und kenne die Kreaturen nur von den Bildern hier. Siehst du da, ist das eine Meerjungfrau?", fragte er aufgeregt.
Ich schaute auf die Platte und war nachdenklich. Da war ein Mensch mit Flosse und Rückenflosse. 
"Nicht ganz, sie haben keine Rückenflosse. Aber das Bild ist auch sehr alt. Da kann sich natürlich auch etwas verändert haben", erklärte ich. 
"Darf ich von meinem altem Menschenleben erzählen? Bitte?", fragte er aufgeregt.
"Natürlich", antwortete ich.
Er räusperte sich und begann:
"Vor 2.500 Jahren war das eine große Stadt. Bis ins Tal ging sie. Dort hatten wir sogar einen Hafen. Hier lebten viele Menschen. Leider weiß ich nicht mehr wie viele. Zumindest seeehr viele Menschen. Es war voller Leben und Freude. Jeder kannte jeden. Und unser König war ein gütiger Mensch. Egal, welche Probleme wir hatten, er fand eine Lösung durch Kontakte von der Außenwelt der Stadtmauern.
Ich war ein junger Mann, der gut aussah und eine Ausbildung zum Priester machte. 
Aber alles hat mal ein Ende. Eine Krankheit raffte einen nach dem anderen hin und unser König verstarb mit seiner Frau. Eine Kinderaufpasserin nahm das einzige Kind mit in die Außenwelt. Am Schluss waren nur noch die Kranken und die Priester übrig. Alle Gesunden waren fort und bauten sich woanders ein neues Leben auf. 
Als wir Priester auch krank wurden und keinem mehr Beistand geben konnten, beteten wir jeden Tag zu den Göttern. Und da die Götter uns vergessen haben, musste eine schwere Entscheidung fallen. Da ich trotz Krankheit noch fit war, sollte ich der Wächter sein und die Erinnerungen an dem Ort wahren. Wenn alle beerdigt sind, sollte ich ein Gift trinken, dass mich nach 1.000 Jahren wiederbelebt. 
Alle verstarben und ich trank dieses Gift. Wie erwartet erwachte ich aus meinem Sarg und war ein Skelett. Bis auf die Augen habe ich aber alle Sinne behalten. Ich musste mich anpassen und lernte schnell damit zu leben. Ich weiß nicht, wie meine Heimat heute aussieht. Den Tempel darf ich ja nicht verlassen.
Mit der Zeit habe ich viele Grabschänder verjagt. Du bist der Erste, der mit mir normal redet. Einmal hatte ich eine Frau zu einem Skelett gemacht und ihr das gleiche Gift gegeben. Ich konnte durch schmecken die Wirkung verändern. Nun waren es keine 1.000 Jahre, sondern nur noch 100 Jahre. 
Aber sie sprang von den Klippen und zerschellte auf den Felsen. Ihr Name war Elisabeth Walker. Seitdem hatte ich keinem zum Reden. Bitte beschreib mir meine Stadt von heute. Ich will es wissen. Ich fühlte nur überall Wände, aber keine Häuser. Und spüre Wasser."
"Heute stehen nur noch Wände, soweit ich sehen konnte. Im Tal ist ein modernes Dorf. Vielleicht deine Nachfahren. Und vieles steht unter Wasser. Viele Forscher kommen hierher, um die Gegend und Geschichte zu erforschen. Dank dir konnte ich einen Einblick bekommen. Ich suche auch Forscher, die vor drei Monden verschwunden sind", erklärte ich.
"Das habe ich mir gedacht. Das mit der Stadt. Ich habe vor drei Monden eine Gruppe Menschen verjagt, die nicht die Regeln akzeptierten. Sie rannten in den Busch und ich hörte Hilfeschreie wenig später. Wilde Tiere. Nach fühlen sind dort Felsen und viel Wasser. Dazu viele Raubtiere, was mein Gehör mir sagt. Ich glaube, sie leben nicht mehr", sagte das Skelett. 


Ich durfte am nächsten Morgen den Schatz mitnehmen und ging zurück ins Tal. Aber ich folgte der Beschreibung von dem Skelett und fand die Leichen. Oder das, was die Tiere dagelassen haben. Am gleichen Tag bergte man die Überreste und dank DNA konnte man sie den Kollegen zuordnen. Leider konnte man nicht alle Überreste finden. Die Tiere haben sie verteilt.


Im Tal rief ich meinen Chef an und teilte ihm das Ergebnis mit. Er war nicht glücklich darüber. Ich sagte auch nicht, dass ich den Schatz aus dem Tempel besitze. Es war ein Geschenk von Humerus. Dann ging ich in die Bar und wollte noch ein paar Tage bleiben, um alles für den Transport der Überreste vorzubereiten mit den Behörden.


Elisabeth Walker

Elisabeth Walker war eine Engländerin, die im 18. Jahrhundert geboren worden ist. Mit ihrem Vater und ihrem Mann reiste sie nach Peru, um Ruinen zu erforschen und verschwand wenige Tage später im Busch. Keiner wusste, was aus ihr wurde. Sie hinterließ am Schluss ein Kind. Sogar der Enkel des Kindes suchte nach ihren Überresten und wurde 100 Jahre später in einem Fluss fündig. Anhand der Kleidung und eines Armbandes, wo ihr Name eingraviert war, konnte man identifizieren.















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