Kapitel 11

 Lulu

Von dem Unfall habe ich im Gesicht noch Narben, aber mein Manabu liebt mich wie vorher. Auch meine Familie stört sich nicht daran. Oder andere Männer. Sie finden mich immer noch schön, obwohl ich so entstellt bin.

Mein Junge war so groß geworden in der Zeit, wo ich im Krankenhaus war. Ich habe so viel verpasst in seinem Leben, was ich nicht mehr nachholen kann.

 

Grimm und Isamu sind unzertrennlich geworden.

 

Mein Liebster massiert sowas von gut.

 

Und Grimm macht auch Yoga.

 

Als wir einmal nur für wenige Minuten aus dem Arbeitszimmer waren, fackelte die Duftstäbchen fast unser Haus ab. Selbst ist da die Frau. 


Wegen kurzfristigen, aber lebenslangen Veränderungen im Leben zogen wir nach Willow Creek in Amerika. Ich hing meine Extremsportlerkarriere an den Nagel, weil ich meinen Sohn aufwachsen sehen wollte. Die Berge erinnerten mich zusätzlich daran, was da mit meiner Freundin passiert ist. Und die Narben im Gesicht sind die größte Erinnerung. Dazu leben meine Eltern und Kitt in Bridgeport. In der Nähe von Willow Creek. So kann ich sie öfters sehen. 

 

Leider bemerkten wir schnell, warum das Haus so billig war. Es spukt darin und ich schaue nun regelmäßig, wie die Geister gelaunt sind.

 

Das ist der Grund für den Umzug. Ich erwarte wieder Nachwuchs und bald werden wir vier Kinder haben, falls sich der Arzt nicht irrt. Da werde ich die Hilfe meiner Familie dringend brauchen. Und meine Eltern verwöhnen bereits Isamu. Wenn die Drillinge da sind, werden sie sicher genauso verwöhnt wie er.

 

Manabu ist so gelenkig. Leider macht er beruflich kein Yoga.


Beruflich ist er selbstständiger Masseur, macht Fußpflege und Handpflege. Und das bringt uns sehr viel Geld ein. 


Ich lebe jetzt mehr für meine Familie und erziehe die Kinder. Sport mache ich immer noch, aber keinen gefährlichen mehr.

 

Irgendwann klingelte es an meiner Türe und Juns Tochter stand davor. Sie war schmutzig und dünn geworden. Dazu roch sie furchtbar und ich machte mir Sorgen. Dazu war Winter und sie hatte keine Schuhe und keine Winterkleidung an.

"Wo ist dein Papa?", fragte ich sie.

"In der Kneipe und trinkt. Und verzockt unser Geld. Seit Mama Tod ist, ist er zerbrochen und will sich nicht helfen lassen. Wir leben in einem leerstehenden Haus hier in der Stadt und haben kein Geld für das Nötigste. Und Jobs kann er wegen seiner Erkrankung auch nicht lange halten. Kann ich nicht bei dir leben?", antwortete sie weinend.

Ich nahm sie ins Haus und steckte sie in die Wanne. Manabu erzählte ich davon und er kaufte sofort neue Kleidung für sie ein. 

"Gehst du nicht zur Schule?", fragte ich verwirrt beim Abendessen.

"Nicht mehr. Schulen sind teuer und wir können uns nicht mal ein Schulheft leisten", antwortete ihre Tochter.

 Sie schlief in einem der Kinderzimmer und am nächsten Morgen suchte ich die Adresse auf, die sie nannte. Juns Mann zu finden war nicht schwer. Man musste nur dem Geruch folgen. Neben Schweiß roch es nach Urin und Alkohol. Es war so ekelhaft. 

Er saß mit ein paar Obdachlosen vor einer brennenden Ölwanne gefüllt mit Papier. Als er mich sah, sah er mich zornig an und wollte mich mit seinen schmutzigen Händen schon anfassen. 

"Was suchst du hier?", lallte er rum und die Kupels von ihm lachten.

Früher war er ein erfolgreicher Geschäftsmann und lief gepflegt rum. Auch seine Tochter. Jetzt lebt er mit ihr in der Gosse und kann sich selbst nicht mehr versorgen. Geschweige denn ein Kind ernähren.

"Deine Tochter ist bei mir zu Hause. Sie kam verhungert und mit zerrissener Kleidung an", erklärte ich kühl.

"Ich bot ihr doch Whiskey und verschimmeltes Brot an und sie lehnte ab. Dieses Gör ist mir gar nicht mehr dankbar. Ich fütter sie durch und als Dank lehnt sie das Essen ab", sagte er lallend.

"Ich habe das Jugendamt bereits angerufen und sie wird ab sofort bei mir leben. Bei dir zu leben tut ihr nicht gut. Mein Verlobter ist auch damit einverstanden. Komm erstmal wieder zurecht, bevor du dich ihr näherst", sagte ich wütend und ging.

Ich hörte ein bitteres Weinen und wusste, dass ich einen wunden Punkt bei ihm erwischt hatte.

 

 

 

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